Reportagen

Experten der AUA-Technik: Unverzichtbare gute Geister hinter den Kulissen

A320 vor dem Hangar der AUA-Technik.

In nur zwei Wochen gelang es den Männern und Frauen der AUA-Werft auf dem Flughafen Wien, den am 9. Juni 2024 durch Hagel schwerbeschädigten Airbus A320, OE-LBM, wieder flugfähig zu machen. Eine hervorragende Leistung, die einmal mehr den ausgezeichneten Ruf, den die AUA-Technik in der Branche genießt, unterstreicht. Ein Blick hinter die Kulissen.

Wenn ein Passagier einen Flug bucht ist für ihn (neben dem Preis) oft das Wichtigste, dass die Maschine pünktlich abhebt. Damit sie das kann, ist gute Wartung unerlässlich. Im Fall der AUA wird die technische Betreuung der Flotte zum größten Teil seit vielen Jahrzehnten durch einen eigenen Werftbetrieb, die AUA-Technik, sichergestellt. Doch während das Bodenpersonal und die Flugbegleiter in ihren markanten roten Uniformen sowie die Piloten das sichtbare Aushängeschild der Austrian Airlines darstellen, bekommt der Passagier die Techniker im Regelfall nicht zu Gesicht. Dabei sind sie die sprichwörtlichen "guten Geister", die im Hintergrund dafür sorgen, dass die Flugzeuge der Airline mit dem rot-weiß-roten Seitenleitwerk stets in einem ausgezeichneten Zustand sind. Neben der regelmäßigen Routinewartung müssen die Damen und Herren Experten der AUA-Technik aber auch immer wieder unvorhergesehene Arbeiten und Reparaturen (wie im Fall des "Hagelfluges" OS434 am 9. Juni) durchführen - und dürfen sich dabei keine Fehler erlauben. Dass die AUA-Technik die vom Hagel heftig getroffene OE-LBM in nur zwei Wochen wieder repariert hat, kann durchaus als Meisterleistung gesehen werden, denn wie mir Techniker wenige Tage nach dem Zwischenfall sagten, seien sie davon ausgegangen, dass der Flieger "für mindestens 4 Wochen oder länger ausfallen" wird. Es dürften also zahlreiche Sonderschichten notwendig gewesen sein, um eine ordnungsgemäße Reparatur nach Herstellerangaben durchzuführen - und das in der Urlaubszeit, wo naturgemäß wohl auch nicht die gesamte Belegschaft vor Ort ist. Ein Beispiel nicht nur für die hohe fachliche Qualifikation, sondern auch für die Identifikation der Techniker mit dem Unternehmen und ihre daraus resultierende hohe Motivation.

Luftaufnahme der AUA-Technik.

Fast 800 Mitarbeiter halten die die rot-weiß-roten Flugzeuge in Schuss
Die AUA-Technik ist weit entfernt vom Terminal angesiedelt. Direkt neben dem Mazur Parkplatz, parallel zum Beginn der Piste 11, befinden sich die markanten schwarzen Hangars. Hier arbeiten aktuell 775 Mitarbeiter, wobei die Technik erfreulicherweise längst nicht mehr nur Männern vorbehalten ist, sondern auch immer Frauen entdecken ihre Leidenschaft für technische Berufe in der Luftfahrt, im Schichtdienst, rund um die Uhr. Bis zu 11 Schmalrumpfflugzeuge können in den Gebäuden untergebracht werden. Müssen Großraumflugzeuge wie die Boeing 767, die Boeing 777 oder auch die Boeing 787 Dreamliner, hangariert werden, reduziert sich die Anzahl entsprechend. Bis vor kurzem unterhielt die AUA auch einen Technikbetrieb am slowakischen Hauptstadtflughafen, doch die Austrian Technik Bratislava wurde heuer verkauft.

Primär werden bei der AUA-Technik auf dem Flughafen Wien natürlich die eigenen Flugzeuge gewartet, grundsätzlich ist man aber auch zertifiziert und in der Lage, die Flugzeuge von Drittkunden zu servicieren. So können alle Checks bis unterhalb des C-Check-Niveaus auf der A320-Familie, Boeing 777-200/-300, 767-200/300, 787-8/-9/-10, A330, A340, ERJ-190 Series, Boeing 747-400, 747-8, A380, 737-600/-700/-800/-900, VIP-Jets wie Global etv. ... durchgeführt werden.

Umfangreiche Wartungsarbeiten an den Großraumflugzeugen der Airline werden dagegen bei EGAT in Taipeh durchgeführt. Dieses Unternehmen gehört zur Evergreen-Gruppe und auch die AUA-Konzernmutter Lufthansa lässt große Jets dort warten.

"Außerdem führen wir in Wien auf der A320-Familie auch leichte C-Checks selbst durch", erklärte AUA-Sprecherin Antia Kiefer auf meine Anfrage schriftlich. Zusätzlich werden bei der AUA-Technik in Wien komplexe Wartungsherausforderungen wie Kabinenumbauten oder Modifikationen durchgeführt. Kiefer: "Unsere Techniker können außerdem das sogenannten ,Non Distructive Testing', also eine zerstörungsfreie Rissprüfung, an den Flugzeugen vornehmen".

Doch nicht nur an den Zellen der Flugzeuge wird gearbeitet, denn das Thema Flugzeugwartung ist divers und ausgesprochen komplex, wie Sprecherin Anita Kiefer weiter ausführt: "Zusätzlich haben wir noch Werkstätten für beispielsweise Sheet Metal, Notrutschen, Safety Equipment, Lackierung, Räder, Bremsen, Power Drive Units, Lights, Öfen, Wasserhähne, Avionik, wie zB EGPWS Computer, Radio Management Panel u.v.m."

Das Motto der Techniker.

Nicht zuletzt aufgrund ihrer hohen Fachkompetenz ist die AUA zwischenzeitlich auch strategischer Partner für die Lufthansa-Technik und führt in deren Auftrag Komponentenreparaturen durch.

Text & Fotos: Patrick Huber, www.der-rasende-reporter.info