Österreich

"Kurier" zu AUA-Hagelvorfall: Wurden Beweise vernichtet?

Laut einem Online-Bericht der Tageszeitung "Kurier", verfasst von deren Chefreporter Dominik Schreiber und seinem Kollegen Kid Möchel, zeigen erste Untersuchungen zum AUA-Hagelvorfall mit der OE-LBM "mehrere Fehler der beiden AUA-Piloten (...), aber auch mögliche Systemfehler". Indes gab es durch einen Verband der Luftfahrtlobby, in dem ehemalige und aktive AUA-Vorstände Seite an Seite sitzen, einen Versuch, die professionelle Arbeit von Medien schlechtzureden.

"Die Untersuchungenen rund um den Flug eines Airbus A320 durch schweren Hagel im steirischen Hartberg bringen neue, haarsträubende Details ans Tageslicht. Vor allem das Verhalten des Flugkapitäns rückt immer stärker ins Visier, allerdings kommen auch erste Systemfehler ans Tageslicht." Das schreiben die Journalisten Dominik Schreiber und Kid Möchtel in ihrem jüngsten Artikel zum Thema in der Tageszeitung "Kurier".

Unter Berufung auf einen "Insider mit Einblick in die aktuellen Ermittlungen" berichtet der "Kurier" beispielsweise, dass die offenbar zum Zeitpunkt des verhängnisvollen Sinkfluges laut Austrian Wings Recherchen (die AUA hat dies weder bestätigt noch dementiert) allein im Cockpit befindliche Erste Offizierin den Scanbereich des Wetterradars vor Einleiten des Sinkfluges nicht entsprechend "nach unten" gestellt habe. Der "Kurier": "Damit sah sie nur die Wolken vor, aber nicht unter sich. Die Maschine flog damit de facto blind in das Unwetter."

Der "Kurier" schreibt weiters, dass möglicherweise wichtige Beweismittel auf dem Cockpit Voice Recorder und dem Flight Data Recorder überschrieben worden seien: "Laut Kapitel 11 der AUA-Vorschriften muss der Kapitän nach einem derartigen Vorfall die Sicherungen des Stimmrekorders (CVR) und des Flugdatenschreibers (FDR) ziehen, um die Aufnahmen zu sichern. Das dürfte aber nicht passiert sein, weshalb nun wichtige Beweismittel fehlen."

Die AUA selbst, ihre Krisen-PR in dieser Angelegenheit wird mittlerweile von etlichen Medienkennern selbst als "krisenhaft" bewertet, verwies generell auf "laufende Untersuchungen", die zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht weiter kommentiert würden. Zu den Vorwürfen betreffend die beiden Flugschreiber, hieß es von der AUA laut "Kurier"-Artikel, dass man beide Geräte "vollständig an die Behörden übergeben" habe.

Nerven bei der AUA liegen scheinbar blank
Indes dürften die Nerven bei der AUA-Kommunikationsstelle angesichts des anhaltenden Medieninteresses und der immer neuen Fakten, die ans Tageslicht kommen, blank liegen. Gestern schaltete sich der Dachverband Luftfahrt Austria, ein Lobbyverband, in dessen Leitung gleich mehrere ehemalige und aktive AUA-Vorstände sitzen, in die Causa ein und kritisierten die Medien für ihre Berichterstattung. Ein, soweit erinnerlich, noch nie dagewesener Vorgang. Austrian Wings reagierte entsprechend und wies auf die engen Verbindungen zwischen der AUA und dem Lobbyverband hin, die es für manche Beobachter zumindest nicht unwahrscheinlich erscheinen lassen, dass hier unter Umständen seitens der AUA hinter den Kulissen einige Strippen gezogen worden sein könnten, die dann möglicherweise zu der despektierlichen Presseaussendung des Lobbyverbandes geführt haben könnten, so die Einschätzung.

(red GF, TuG, JA, CvD)