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Na shledanou, CSA! Czech Airlines ist nach 101 Jahren Geschichte

Zuletzt flog CSA nur noch mit 2 A320 auf der Strecke zwischen Prag und Paris - Foto: Alan Lebeda / GFDL 1.2

Vor 101 Jahren, 1923, wurde die heutige CSA Czech Airlines als Československé státní aerolinie aus der Taufe gehoben. Damit war CSA eine der ältesten noch existierenden Fluglinien der Welt, deren Name beispielsweise in einem Atemzug mit KLM (gegründet 1919) genannt wurde. Doch Ende Oktober 2024 ging diese Ära für immer zu Ende. Die tschechische Traditionsairline führte ihren letzten Flug unter eigener Flugnummer (OK) durch. Zuletzt war die Fluglinie schwer angeschlagen und nur noch ein Schatten ihrer selbst.

Nach dem Zerfall der k.u.k.-Monarchie entstand 1918 die Erste Tschechoslowakische Republik, ein Vielvölkerstaat, in dem Tschechen (größte Volksgruppe), Deutsche (zweitgrößte Volksgruppe), Slowaken (drittgrößte Volksgruppe), Ungarn (viertgrößte Volksgruppe) sowie weitere nationale Minderheiten lebten, was mitunter auch zu Spannungen führte - Buchtipp zum Thema. Doch zurück zur Luftfahrt: Fünf Jahre später, 1923, gründete der junge Staat seine eigene Fluglinie mit dem Namen CSA. Der Jungfernflug war für den fünften Jahrestag der Staatsgründung (28. Oktober 1923) geplant, musste wegen des schlechten Wetters aber auf den 29. Oktober verschoben. Die Reise führte von Prag nach Pressburg/Bratislava im slowakischen Landesteil der Republik. Einziger Passagier an Bord: der Journalist Václav König von der Lidové noviny (Volkszeitung). Die 1893 gegründete Zeitung ist übrigens die älteste noch erscheinende Tageszeitung Tschechiens. Ansonsten transportierte man in der Doppeldecker-Maschine vom Typ Aero A-14 Brandenburg nur noch ein dreiviertel Kilogramm Post.

In Folgejahren kaufte die Airline weitere Flugzeuge und 1929, sechs Jahre nach ihrer Gründung, erhielt sie den Zwei-Letter-Code "OK" (Austrian Airlines zB hat OS, Lufthansa LH, Swiss LX, Finnair AY, etc ...), der über Jahrzehnte nicht nur als Flugnummer, sondern auch im Marketing, genutzt wurde. Zeitweise prangte nämlich auf den Leitwerken der CSA-Maschinen sogar der Schriftzug "OK-Jet".

Zunächst operierte CSA vom Flughafen im Prager Stadtbezirk Kbely aus Dann entschied sich die Regierung zum Bau eines neuen Geländes in Ruzyně – 1937 wurde der Flughafen mit einem der modernsten Terminals der damaligen Zeit in Europa in Betrieb genommen. Heute ist der Airport nach Vaclav Havel benannt. Ebenfalls im Jahr 1937 setzte CSA erstmals Flugbegleiterinnen ein, die damals noch Stewardessen, genannt wurden. Der Zweite Weltkrieg unterbrach den Flugbetrieb, doch nach der Befreiung Europas vom Nazi-Terror ging es ab 1945 wieder aufwärts.

Im Jahr 1957 war CSA Pionier und betrieb als erste Airline des damaligen Ostblocks nach Aeroflot den sowjetischen Düsenjet Tupolev Tu-104.

CSA war weltweit der zweite Betreiber der Tu-104. Hintergrund war, dass CSA viele Verbindungen nach Westeuropa anbot und die sowjetische Luftfahrtindustrie den Jet auch im Westen verkaufen wollte, was schlussendlich nicht klappte. - Foto: Lars Söderström / CC BY-SA 3.0

Ab 1970 flog CSA mit New York sogar ein Ziel in den USA, dem Inbegriff des kapitalistischen Westens schlechthin, an. Überhaupt waren die 1970er Jahre das goldene Zeitalter der tschechoslowakischen Fluggesellschaft. Zu dieser Zeit hatte sie 75 Maschinen in der Flotte, mehr sollten es nie werden. Danach verkleinerte sich die Anzahl der Flugzeuge stetig. Politische Umbrüche wie der Zerfall des Ostblocks 1989, die Auflösung der Tschechoslowakei 1993, die Terroranschläge vom 11. September 2011, die Corona-Pandemie etc ... waren große Herausforderungen für CSA, die ab 1993 unter dem Namen CSA Czech Airlines und weiter unter dem alten Code "OK" operierte. Dazu kamen schwere Management-Fehler, die vor allem Jaroslav Tvrdík angelastet wurden, der von 2003 bis 2005 Generaldirektor war. Als er gehen musste, war CSA so schwer verschuldet, dass sich die Airline davon nie mehr erholen sollte.

2013 stieg die südkoreanische Korean Air bei der tschechischen Airline ein, zog sich aber bald darauf zurück. Danach (2017) übernahm Travel Service, heute besser bekannt als Smartwings, die Mehrheit über CSA und wurde somit zur Muttergesellschaft einer der ältesten Fluglinien der Welt. Im Frühjahr 2021 musste CSA Insolvenz anmelden, das Verfahren wurde 2022 abgeschlossen. Zuletzt bediente CSA mit 2 Airbus A320 nur noch die Strecke Prag-Paris.

Schließlich entschied sich die Muttergesellschaft Smartwings, die Marke CSA aufzugeben. Am 26. Oktober 2024 fand nach 101 Jahren der letzte Flug unter OK-Flugnummer statt. Kurs OK 767, durchgeführt von dem Airbus A320-214 mit der Registrierung OK-IOO, hob um 21:23 Uhr vom Flughafen Paris Charles de Gaulle ab und erreichte den Flughafen der tschechischen Hauptstadt Prag (Tschechisch: Praha) um 22:35 Uhr.

Das CSA-Hauptquartier auf dem Flughafen Prag. - Foto: Petr Kadlec / CC BY-SA 3.0

Auch, wenn CSA als Marke nicht mehr existiert (das AOC wird gelöscht), werden, so berichten es tschechische Medien, zwei von Smartwings ursprünglich für CSA bestellte und noch auszuliefernde Airbus A220 (vormals Bombardier CSeries) noch in CSA-Farben lackiert werden. Die Flüge selbst werden jedoch unter Smartwings-Flugnummer und Smartwings-AOC durchgeführt. Hier geht's zu einem emotionalen Video vom letzten CSA-Flug der Geschichte.

Foto: www.der-rasende-reporter.info

Na shledanou a děkujeme, CSA, Dovidenia a ďakujeme, CSA!

Text: Patrick Huber, www.der-rasende-reporter.info