"Ziele im Wesentlichen erreicht"
Etwa 900 Arbeiter sind derzeit noch auf der Skylink-Baustelle beschäftigt. Per Ende Oktober sollen mindestens 95 Prozent des Terminals fertiggestellt sein, versprach Flughafenvorstand Dr. Günther Ofner. "Die Ziele sind im Wesentlichen erreicht", zeigte Ofner sich erfreut, warf jedoch ein, dass Verzögerungen durch "behördliche und sonstige ausgelöste Planänderungen" noch denkbar seien. Das Ziel der für Juni geplanten Inbetriebnahme bleibe jedoch nach wie vor aufrecht. Allerdings: "Nachbesserungen werden durchaus auftreten", denn es sei nahezu unmöglich, ein vom Start weg in allen Belangen perfekt funktionierendes Terminal einer solchen Größenordnung zu gewährleisten, gab der Flughafenvorstand zu bedenken - "Wenn man einzieht, ist nie alles hundertprozentig fertig", so Ofner.
Weiters wurde bekräftigt, dass die Gesamtkosten "mit relativ größter Gewissheit unter 800 Millionen Euro" liegen werden. Eine genauere Eingrenzung wollte man aktuell nicht vornehmen. Hinzu kommen diverse sogenannte Schnittstellenprojekte wie Parkhaus-Verbindungsbrücke, Bahnhofszugänge und andere, deren Kosten nochmals etwa 99 Millionen Euro ausmachen sollen.
Inbetriebnahme als Herausforderung
Vorstandskollege Mag. Julian Jäger bezeichnete die bevorstehende Terminal-Inbetriebnahme als "Herausforderung", besonders hinsichtlich der Systemkomplexität sowie Abstimmung einzelner Komponenten. Intensive Tests würden seit Wochen laufen. Schließlich seien alle Systeme entsprechend zu vernetzen - Türen, Rolltreppen, Fluggastbrücken, Aufzüge, Gepäckförderanlage, Heizungssysteme und vieles mehr. Alleine 425 Boardingtüren und 1.700 sicherheitsrelevante Türen müssen tadellos funktionieren.
Im Zuge der als nächstes folgenden operativen Inbetriebnahme stehen Training für Mitarbeiter, Polizei, Zoll und Airline-Personal auf dem Plan. Sie alle, insgesamt rund 3.700 Personen, werden ab dem 7. November 2011 intensiv auf ihren neuen Arbeitsplatz Skylink geschult. Bis Ende Mai soll dieses Training erfolgreich abgeschlossen sein.
Ebenso erfolgt in naher Zukunft der Probebetrieb mit "Passagieren" im Sinne eines Massentests - 500 fiktive Fluggäste und 2.000 Gepäckstücke werden die Praxistauglichkeit des Terminals auf den Prüfstand stellen. Auch ein Nachttest mit 150 Personen sowie eine Evakuierungsübung dürfen nicht fehlen. Diese Probebetriebsabschnitte sollen vor allem auch dazu dienen, allfällige Probleme rechtzeitig vor der offiziellen Terminaleröffnung am 3. Juni 2012 erkennen und lösen zu können.
Farbloses Grunddesign, attraktiver Komfort
Im ersten Stock, dem künftigen Abflugbereich, wurde mittlerweile auch der Boden verlegt. Farblich bleibt das Gebäude in einfachem Schwarz-Weiß gehalten. "Bunte Akzente" sollen danach die Fluggäste selbst sowie einige Werbeflächen ins Spiel bringen. Besonders erfreulich für Flugzeugenthusiasten: die Abflughalle ermöglicht einen Blick direkt auf das Vorfeld.
Typisches Warten in langen Menschenreihen soll durch vier inselförmig angebrachte Check-In-Schalter mit je 16 Countern vermieden werden. Der Flughafen erwartet dadurch einen Bequemlichkeits- und Komfortzuwachs für die Reisenden. Körperlich beeinträchtigten Passagieren stehen eigene, speziell adaptierte Schalter zur Verfügung. Auch Austrian Airlines HON-Passagiere werden eine eigene Check-In-Zone vorfinden.
Eine zentrale Sicherheitskontrolle am Ende der Halle soll zügige Abwicklung gewährleisten. Anschließend wird der Fluggast in Ruhe durch die Einkaufsbereiche zu seinem Gate gelangen.
Last Minute Check-In-Schalter sollen es ermöglichen, im Zuge der Sicherheitskontrolle als zu groß oder zu schwer identifiziertes Handgepäck ohne Umwege rasch nachträglich aufgeben zu können. "Wichtig ist, dass die Reise für den Passagier so angenehm wie möglich gestaltet wird", so Peter Mayerhofer, der für die Betriebsvorbereitung verantwortlich zeichnet.
Mayerhofer betonte weiters die Verbindungen zwischen den neuen und bereits bestehenden Terminalbereichen: "Der Skylink ersetzt nicht den Bestand, sondern erweitert den Bestand!"
"Big Brother" - die Sicherheitszentrale im zweiten Stock
In der Ebene oberhalb des Abflugbereichs befindet sich das Herzstück des Gebäudes - die Sicherheitszentrale und das Terminal Operation Center. Von hier aus wird der gesamte Betrieb gesteuert und überwacht.
1.100 aufgeschaltete Videokameras ermöglichen schon jetzt den Blick in nahezu jeden Winkel des Skylinks, im Endausbau werden 1.600 Kameras einsatzbereit sein. Herrenlose Gepäckstücke, Staupunkte oder andere Unregelmäßigkeiten sollen so rechtzeitig erkennbar werden. Im Bedarfsfall kann durch Aufschaltung weiterer Videokameras ein auffälliger Bereich detaillierter in Augenschein genommen werden, um die nötigen Maßnahmen einzuleiten. Die an fünf Arbeitsplätzen tätigen Mitarbeiter unterstützt dabei intelligente Software - Computertechnologie ermöglicht es beispielsweise, Gepäckstücke, die eine Rolltreppe blockieren, selbsttätig zu erkennen, so dass Stau- oder Gefahrensituationen frühzeitig entgegen gewirkt werden kann. Über 2.000 "intelligente Türsysteme" geben detaillierte Rückmeldung über eventuell davor befindliche Personen oder eingeklemmte Gegenstände.
Schon seit Juli werden die Mitarbeiter der Sicherheitszentrale auf ihren neuen Arbeitsplatz geschult.
Transparenz nach Rattenschwanz-Projekt
Mit der heutigen Baustellenbesichtigung wollten vor allem die seit 28 Tagen im Amt befindlichen neuen Flughafenvorstände Günther Ofner und Julian Jäger ihrem Versprechen, stets "transparent zu informieren", nachkommen. Es soll zudem in den folgenden vier bis sechs Wochen ein soweit als möglich vollständiger Endbericht hinsichtlich der im Zuge des Skylink-Baus aufgetretenen eklatanten Zwischenfälle vorliegen. Schadenersatzklagen bezeichnete Ofner jedoch als "ultima ratio".
A380 bald in Wien?
Ein Regelbetrieb mit dem größten Passagierflugzeug der Welt, dem Airbus A380, in Wien-Schwechat ist derzeit noch ein eher vages Thema. "Es gibt keinen neuen Stand", so Julian Jäger. 2012 wird eine Sanierung inklusive Schulterverbreiterung der Piste 16/34 vorgenommen, was Grundlage für eine normalbetriebliche Abfertigung eines Airbus A380 darstellt. Ein unmittelbares Andocken an den Skylink ist derzeit noch Gegenstand erster Vorbereitungen und wird "sicher noch einige Jahre dauern", wie Jäger versicherte. Man würde sich die Sache "genauer anschauen, wenn es eine konkrete Anfrage, zum Beispiel von Emirates, gibt." Aktuell liegen zu einem derartigen Projekt jedenfalls keine Investitionspläne vor.
Skylink-Bilderstrecke:
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(red Aig / Fotos: Austrian Wings Media Crew / UL / RR)