Der Köln Bonn Airport zählte 9,9 Millionen Passagiere im vergangenen Jahr; ein Plus von 1 Prozent zum Vorjahr. Deutlich höher fallen die Zuwächse bei der Luftfracht aus. Das Frachtvolumen lag bei 656.000 Tonnen – ein satter Anstieg um 17 Prozent. Auch bei den Umsatzerlösen konnte die Flughafengesellschaft um 6 Prozent auf 270,1 Millionen Euro zulegen. Das Ergebnis beträgt nach den neuen Bilanzierungsregeln gemäß dem Bilanzrechts-Modernisierungs-Gesetz (BilMoG) 15 Millionen Euro. Durch die Umstellung tritt ein Sondereffekt von 13,9 Millionen Euro ein.
Passagierverkehr
Wegen des Vulkanausbruchs auf Island blieb der Köln Bonn Airport mit 9,9 Millionen Passagieren knapp unter der angepeilten 10-Millionen-Marke. Die mehrtägige Sperrung des Luftraumes kostete den Flughafen im April 170.000 Passagiere. „Durch den Wintereinbruch im Dezember 2010 gingen uns nochmals rund 35.000 Fluggäste verloren“, erläuterte Garvens. Er betonte aber, dass der Köln Bonn Airport in den letzten 10 Jahren mit einem durchschnittlichen Wachstum von 5,5 Prozent pro Jahr Spitzenreiter unter den deutschen Flughäfen ist.
Marktführer am Köln Bonn Airport ist Germanwings. Die Günstig-Airline fliegt allein 75 Ziele von Nordeuropa bis nach Nordafrika an. Sie sind die Basis für eine stabile Passagierentwicklung am Flughafen. Die Fluggesellschaft Air Berlin nimmt mit 26 Prozent Platz 2 auf der Rangliste der größten Airlines am Köln Bonn Airport ein, gefolgt von Lufthansa mit 16 Prozent. Auch Ferienflieger wie Condor und SunExpress sorgen für positive Effekte. Insgesamt fliegen 35 Fluggesellschaften zu 110 Zielen in 30 Ländern.
Luftfracht
Die positive Entwicklung der Expressfracht-Unternehmen UPS und FedEx sowie der Allgemeinen Luftfracht führten zu einem Cargo-Aufschwung am Köln Bonn Airport. Im zweiten Halbjahr 2010 ist das Frachtgeschäft am Airport schneller als der Markt gewachsen. 2008 verlor der Airport durch den Wegzug von DHL und Lufthansa Cargo nach Leipzig ein Drittel seiner jährlichen Tonnage, aber in diesem Jahr könnte schon wieder ein Rekord beim Frachtumschlag erreicht werden. „Nach einem stolzen Plus von 17 Prozent auf 656.000 Tonnen im vergangenen Geschäftsjahr rechnen wir in diesem Jahr erneut mit einem Zuwachs von 10 Prozent auf 722.000 Tonnen“, sagte Garvens. „Damit würden wir die bisherige Spitzenleistung aus dem Jahre 2007 toppen.“
Großen Einfluss auf diesen Erfolg hat die Ansiedlung des FedEx-Drehkreuzes für Zentral- und Osteuropa am Köln Bonn Airport, das im Oktober 2010 eröffnet wurde. Der Flughafen und der Cargo-Carrier haben gemeinsam 140 Millionen Euro in das neue Fracht- und Sortierzentrum investiert. Zum anderen wurde Dank des neuen Cologne Bonn Cargo Centers der Umschlag bei der Allgemeinen Luftfracht sogar um 77 Prozent gesteigert. Das neue Konzept, bei dem den Kunden das komplette Logistik- und Dienstleistungs-Portfolio aus einer Hand angeboten wird, ist aufgegangen. „Beide Frachtzentren betrachten wir als Schlüsselinvestitionen in die Zukunft des Köln Bonn Airport“, so Garvens. „Unser Ziel ist es, schon bald den an Leipzig verlorenen zweiten Platz unter den deutschen Frachtflughäfen zurück zu erobern.“
Wirtschaft
Trotz der Einnahmeverluste durch die Aschewolke in Höhe von 3 Millionen Euro weist das Wirtschaftsergebnis 2010 ein klares Plus aus. Die Umsatzerlöse kletterten um 6,1 Prozent auf 270,1 Millionen Euro. Das operative Geschäftsergebnis, EBITDA, konnte auf 59,3 Millionen Euro gesteigert werden, ein deutlicher Zugewinn von 12 Prozent. Das Ergebnis zeigte einen noch positiveren Trend und drehte ins Plus. 15 Millionen Euro nach Steuern schlagen als Gewinn zu Buche.
Die Flughafengesellschaft hat 2010 erstmals einen Jahresabschluss nach dem gesetzlich vorgeschriebenen Bilanzrechts-Modernisierungs-Gesetz (BilMoG) vorgenommen. Dadurch treten Umstellungseffekte von 13,9 Millionen Euro auf (11,6 Millionen Euro davon einmalig, der Rest wiederkehrend). Nach der bisherigen HGB-Bilanzierung würde das Ergebnis 1,1 Millionen Euro betragen. Folglich hat sich das vergleichbare Jahresergebnis nach minus 4,8 Millionen Euro im Jahr 2009 um nahezu 6 Millionen Euro in 2010 verbessert.
Wesentliche Veränderungen durch das BilMoG bestehen in der Neubewertung des Anlagevermögens und in der Neuberechnung der Pensionsrückstellungen. In der Bilanz führt die Neubewertung des Anlagevermögens zu einer deutlichen Erhöhung der Gewinnrücklagen und wirkt sich dadurch in einer signifikanten Erhöhung der Eigenkapitalquote von 15,4 Prozent auf 31,9 Prozent aus.
Die positive Umsatzentwicklung ist maßgeblich durch die Ertragssteigerungen im Non-Aviation-Geschäft, also dem Geschäft am Boden bestimmt. Mit 81,3 Millionen Euro haben sich die Einnahmen aus diesem Geschäftssegment seit 2002 nahezu verdoppelt. Gegenüber dem Vorjahr weisen sie eine Zunahme um 9 Prozent auf.
Ausblick
Die Luftverkehrssteuer und Kapazitätsanpassungen bei Airlines dämpfen aktuell die Entwicklung im Passagierverkehr. „Als Low-Cost-Flughafen mit hohem Anteil an innerdeutschem Verkehr sind wir von der Sondersteuer besonders betroffen, da sie beim Hin- und beim Rückflug und somit doppelt erhoben wird“, erläuterte Garvens. Günstige Flugtickets würden so überproportional teurer. Viele Passagiere würden entweder ganz auf Flugreisen verzichten oder auf Airports in Nachbarländern wie den Niederlanden ausweichen. Für den grenznahen Köln Bonn Airport entsteht voraussichtlich ein Verlust von rund 400.000 Fluggästen in diesem Jahr.
Der verschärfte Wettbewerb zwischen Air Berlin und der Lufthansa in Düsseldorf geht ebenfalls stark zu Lasten des Köln Bonn Airport. Der massive Ausbau des Streckenangebots durch die beiden Airlines in der Landeshauptstadt führt zu erheblichen Kürzungen am Standort Köln/Bonn. Im Sommer 2011 streicht Air Berlin beispielsweise 16 Ziele, darunter 10 ehemalige TUIfly-Strecken.
Michael Garvens: „Trotz des schwierigen Marktumfeldes erwarten wir auch im laufenden Geschäftsjahr wieder schwarze Zahlen.“ Die Flughafengesellschaft rechnet für 2011 mit einem weiter steigenden Gewinn auf dann 5,9 Millionen Euro.
(red / Flughafen Köln-Bonn)