Reportagen

Der letzte Flug des Drachen

Vor rund 3 Jahren, genauer gesagt am 25. November 2005, ging in Zeltweg eine Ära der österreichischen Militärluftfahrt zu Ende. Im Rahdmen eines bewegenden Festaktes wurde der schwedische „Draken“, zu Deutsch „Drache“, die Saab J35OE, nach knapp 18 Jahren mit einem großen Zapfenstreich feierlich verabschiedet.

"Dragonknight" beim letzten Flug - Foto: Helmut Skrdla

Der schwedische Drache und die Österreicher – das war schon eine seltsame Symbiose. Es war von Anfang an eine Hassliebe der besonderen Art – ein typisch österreichisches Schicksal eben. Schon vor seiner Beschaffung wurde von gewissen Kreisen gegen den „Draken“ mobil gemacht. Er wurde verleumdet. Schlechtgeredet. Gehasst. Seine Piloten, die Techniker und Soldaten der Fliegerdivision wurden in der Öffentlichkeit bespuckt, beschimpft, waren einem ständigen Psychoterror ausgesetzt.

Und im Sommer 1991 wurden die Draken und ihre Piloten dann bejubelt und als österreichische Helden gefeiert – von der Bevölkerung ebenso wie von jenen Zeitungen, die Monate und Jahre zuvor noch auf tiefstem Niveau gegen ihn zu Felde gezogen waren. Ab diesem Zeitpunkt jedoch waren in großen Teilen der Bevölkerung – und kurzfristig, welch ein Wunder, auch in den, stets quotengeilen und in den wenigsten Fällen an objektiven Sachverhalten interessierten, Massenmedien der österreichischen Zeitungslandschaft - zumindest Respekt und Akzeptanz dem Draken und seinen Piloten gegenüber zu spüren!

Diese Gegensätze sind Grund genug für Austrian Wings, die Geschichte des Draken an sich sowie seinen Einsatz bei den österreichischen Luftstreitkräften im speziellen näher zu betrachten und Revue passieren zu lassen.

Die Anfänge

Die eigentliche Geschichte des Draken beginnt in den Jahren nach Ende des Zweiten Weltkrieges, 1949. Das neutrale Schweden bemühte sich damals, einen eigenen Abfangjäger zum Schutz seiner Souveränität zu entwickeln.

Einige der wesentlichen Forderungen an die Konstrukteure waren eine Geschwindigkeit von rund 1,5 Mach, eine hohe Steigleistung, sowie die Möglichkeit von Behelfspisten (Autobahnteilstücken o.ä.) aus zu operieren. Dies wiederum erforderte ausgezeichnete Kurzstart- und Landeeigenschaften. Mit Hilfe von Windkanaltests wird schließlich eine Tragfläche in „Doppeldeltaform“ als jene Variante eruiert, mit der die geforderten Parameter am besten zu erreichen sind. Im Jahre 1952 wurden mit einem 7/10 großen „Modell“, das die Typenbezeichnung „210“ trug, weitere, bemannte, Flugtests durchgeführt, und die endgültige Form des Doppeldeltaflüges wurde ermittelt und festgelegt.

 

 

Der Lill-Draken - ein Vorprototyp aus den 50er Jahren - Foto: Saab

 

Im 25. Oktober des Jahres 1955 war es dann schließlich soweit. Ein Prototyp des Draken startet mit Bengt Olow am Steuer zu seinem Erstflug und erfüllte die Erwartungen der Schweden und voll und ganz. Dank seiner revolutionären Doppeldelta-Technik kann sich der Draken zu diesem Zeitpunkt rühmen, das aerodynamisch am weitesten entwickelte Kampflugzeug der Welt zu sein.

 

Schwedisches Werbevideo für den Draken aus den 1950er Jahren (Dauer ca. 10 Minuten) - Quelle: Youtube

 

 

Weniger als drei Jahre später, am 15. Februar 1958 erhob sich die erste Serienmaschine, eine J 35A, in die Luft. Das „J“ kennzeichnete die Maschine als Abfangjäger und leitete sich vom schwedischen Word „Jakt“ für „Jagd“ ab. Die ursprünglich geforderten Flugleistungen waren zwischenzeitlich noch einmal nach oben revidiert worden. Die Serienmaschine erreichte 1,9 Mach ohne Außenlasten und rund 1,5 Mach mit Außenlasten. Angetrieben wurde sie von einem „Svenska Flygmotor“, einem schwedischen Lizenzbau des britischen Rolls Royce Avon Triebwerkes, mit Nachbrenner. Der Prototyp dagegen war noch mit einem originalen Rolls Royce Avon 200 ohne Nachbrenner gestartet.

Die Saab J 35A „Draken“ stand den königlich-schwedischen Luftstreitkräften ab 1960 zur Verfügung und löste nach und nach die J 29 „Tunnan“ („Tonne“) und J 32 „Lansen“ („Lanze“) ab. Die allererste Einheit, die mit dem neuen Jagdflugzeug ausgerüstet wurde, war das Geschwader „F13“. Es erhielt die J 35A am 08. März 1960.

Die A-Serie verfügte für den Luftkampf lediglich über 2 30mm Bordkanonen mit je 90 Schuss Munition und konnte an bis zu 5 Außenlaststationen Zusatztanks und/oder Bomben sowie ungelenkte Raketen für den Luft-Bodenkampf mitführen. Ab 1961 konnte diese Version – nach einigen Modifikationen – auch die schwedische Variante der AIM 9 „Sidewinder“ Rakete für den Einsatz gegen Luftziele mitführen.
Nach dem Bau von 90 Maschinen der A-Reihe wurde die Produktion auf die B-Serie umgestellt, von der 61 Maschinen gebaut wurden. Sie unterschied sich vom A-Modell primär durch den Einbau eines (Anti-) Kollisions-Radarsystems sowie des STRIL60, einer Schnittstelle für das elektronische Luftverteidigungssystem der Schweden.

 

 

Zwei Draken einer frühen Version der "D-Serie" des schwedischen Geschwaders F13 - Foto: Volvo

 

Für die Ausbildung der künftigen „Drachenritter“, wie die Flugzeugführer des Draken auch genannt werden, wurden 25 Maschinen der A-Serie zu doppelsitzigen Trainingsflugzeugen umgebaut und als Saab 35C bezeichnet. Zwischen dem vorderen Sitz und dem des Fluglehrers – der zur besseren Sicht nach außen über ein Periskop verfügte – wurde ein Splitterschutz eingebaut um den Piloten am hinteren Sitz effizient vor Vogelschlägen schützen zu können. Zwar blieben die Außenlastträger erhalten, das Radar und die beiden Bordkanonen entfielen jedoch bei der C-Serie, um die durch den Einbau des zweiten Sitzes verloren gegangene Kraftstoffkapazität zu kompensieren.

Ab 1963 wurden 90 Maschinen der D-Serie produziert. Diese Version war auch die erste, die regulär Mach 2,0 im Geradeausflug erreichte. Die Flugzeuge, die in den 1980er Jahren von Österreich gekauft werden sollten, basierten ebenfalls auf dieser Type. Diese Baureihe verfügte über eine erhöhte Treibstoffkapazität, ein leistungsgesteigertes Triebwerk, das RM6C Typ 66, sowie über ein modernisiertes elektronisches Bordsystem.

Die E-Serie war eine reine Aufklärungsvariante des Draken. Sie verfügte daher über kein Radargerät und auch über keine Bewaffnung. Inklusive einiger umgerüsteter Maschinen der D-Serie wurden 60 Saab 35E Aufklärungsmaschinen hergestellt.

Die letzte neu gebaute Drakenversion war die Serie J 35F. Sie verfügte über ein nochmals leistungsgesteigertes Triebwerk vom Typ RM6C Typ 67, eine zusätzlich verbesserte Elektronik sowie Avionik und konnte daher neben Raketen vom Typ AIM 9 „Sidewinder“ auch RB27 „Falcon“ Flugkörper mitführen. Außerdem erhielt sie einen Infrarotsucher unter der Nase und verfügte über eine neue, vogelschlagsichere, Cockpithaube, die dem Piloten auch eine verbesserte Sicht nach außen bot. Im Rahmen dieser Modifikationen entfiel eine der beiden 30mm Bordkanonen. Von der F-Serie wurden insgesamt 230 Maschinen gebaut. Kurz vor Ende seiner Dienstzeit wurden 65 Maschinen dieser Variante noch einmal modernisiert und fortan als Saab J 35J bezeichnet.

 

Zahlen, Sicherheit & Betreiber

In den 19 Jahren, in denen der Draken gebaut wurde – von 1955 bis 1974 – verließen 612 Stück dieses schnittigen Jagdflugzeugs die Werkshallen. Rund 100 Maschinen gingen in den Jahren des Flugbetriebs durch Abstürze verloren. Eine der Hauptursachen für die meisten Flugunfälle des Draken waren Pilotenfehler. Selbst erfahrene Flugzeugführer bezeichneten das Flugverhalten der Maschine als "giftig".
Seine besondere Flügelform machte den Draken vor allem bei niedrigen Geschwindigkeiten zu einem außergewöhnlich anspruchsvoll zu fliegenden Flugzeug. Im Falle eines Strömungsabrisses („Stall“) beispielsweise ist es – im Gegensatz zu Flugzeugen mit konventioneller Flügelform - nahezu unmöglich, die Kontrolle wiederzuerlangen. Dies versicherte dem Verfasser dieser Zeilen im Gespräch auf einer Luftfahrtmesse glaubhaft ein ehemaliger schwedischer Drakenpilot.

 

 

Eine J35F der finnischen Luftstreitkräfte - Foto: Finnish Airforce

 

Neben dem Herstellerland Schweden betrieben auch Finnland (45 Maschinen), Dänemark (51 Maschinen) und Österreich (24 Maschinen) den Draken. Die dänischen Draken wurden 1993 außer Dienst gestellt, Schweden folgte am 08. Dezember 1998, und Finnland verabschiedete den Draken am 16. August 2000. Damit war Österreich das letzte Land der Erde, in welchem der Draken in den Luftstreitkräften Dienst tag – bis ihn auch hierzulande am 25. November 2005 sein Schicksal ereilte.

Der Drache unter rot-weiß-roter Flagge

Die Vorgeschichte - der lange Weg zum Drachen

Der Weg bis zur Indienststellung des Draken war lang und steinig. Und er war einmal mehr ein Musterbeispiel für den verantwortungslosen Umgang der heimischen Politik mit dem Bundesheer und damit direkt mit der Sicherheit unseres Landes.

Nachdem im Jahre 1972 die unterschallschnellen Jagdbomber vom Typ Saab J 29 „Tunnan“, die zum damaligen Zeitpunkt bereits hoffnungslos veraltet waren, ausgemustert wurden, verfügte Österreich zur Luftraumüberwachung lediglich über 40 Saab 105XT. Diese 2-4sitzigen Jettrainer verfügen über kein Radar und können lediglich mit zwei 30mm Kanonen und/oder ungelenkten Raketen für den Luft-Bodenkampf bewaffnet werden. Ihre Höchstgeschwindigkeit liegt unter der eines modernen Verkehrsflugzeuges!

Die Luftraumüberwachung war mit diesen Maschinen nur sehr eingeschränkt, eine effektive Verteidigung im Ernstfall, überhaupt nicht möglich. 28 dieser Maschinen sind übrigens heute noch in Dienst und sollen es bis 2010 auch bleiben. Auch, wenn seit einiger Zeit über eine mögliche Modernisierung (die ein Millionengrab wäre) und sogar über ein Nachfolgemuster zumindest diskutiert wird - eine Entscheidung darüber wurde bis heute nicht getroffen. Böse Zungen könnten geneigt sein behaupten: "Typisch für die österreichische Politik…"

Den Staaten des Warschauer Paktes war nicht verborgen geblieben, dass Österreichs Luftraum de facto ungeschützt war. So kam es, dass immer wieder MiG’s von Staaten des Warschauer Paktes in den österreichischen Luftraum eindrangen und Aufklärungsmissionen durchführten – unbehelligt von den für die LRÜ so gut wie wertlosen Trainingsflugzeugen des Bundesheeres. Den Soldaten und Fliegern unserer Luftstreitkräfte kann dies keinesfalls zum Vorwurf gemacht werden – diesen Umstand hatte einzig und alleine die Politik zu verantworten, die es verabsäumt hatte, dem Heer die notwenige Ausrüstung zur Verfügung zu stellen, die erforderlich gewesen wäre, um die Souveränität Österreichs effektiv zu schützen: moderne Abfangjäger!

Zwar wurde ab 1973 – auf Kreisky’s Anweisung hin – jenes Luftraumüberwachungssystem aufgebaut, welches heute unter dem Namen „Goldhaube“ bekannt ist und hohes Ansehen genießt. Doch Abfangjäger zum Schutze des österreichischen Luftraumes gab es noch immer keine. Immerhin fanden Mitte bis Ende der 1970er Jahre mehrere Ausschreibungen statt, und es wurden geeignete Muster, darunter u.a. die Mirage III und die F5E Tiger, evaluiert. Zu einer Beschaffung kam es jedoch wieder nicht.

Im Jahr 1984 gab es sogar allen Ernstes Überlegungen, dass seitens der heimischen zivilen Fluglinie AUA, im Auftrag des Heeres eine Staffel F5 Tiger technisch betreut werden sollte! Alleine, es kam wieder zu keiner Beschaffung. Seit mehr als 10 Jahren war Österreichs Luftraum damit de facto schutzlos, weil die Politik ihre Verantwortung für die Sicherheit des Landes und seiner Menschen nicht wahrgenommen hatte.

Erst im Oktober 1984 kam es zu einer neuerlichen Ausschreibung für 24 Jagdflugzeuge. Wieder gingen mehrere Bewerber ins Rennen. Dem Heer wurden u.a. erneut die F5 Tiger angeboten. Von Schweden kam das Angebot für die Saab J 35 „Draken“.

Zwar wurde die F5E Tiger niemals von Österreich erworben, die Embleme der heimischen Luftstreitkräfte trug dieser Typ trotzdem 4 Jahre lang. Denn von 2004 bis 2008 flogen von der Schweiz angemietete F5E Tiger in den Diensten Österreichs als Übergangslösung um die Überwachung und Sicherung des Luftraumes bis zur Einsatzbereitschaft des Systems Eurofighter sicherzustellen - welche Ironie der Geschichte.

 

 

Draken eskortieren einen AUA A 310 auf seinem letzten Flug - Foto: Bundesheer

 

Obwohl die britische „Lightning“ aus militärischer Sicht zu bevorzugen gewesen wäre, fiel die Entscheidung – ein Politikum – am 02. April 1985 auf den schwedischen Drachen. Nach 13 Jahren der funktionellen Untätigkeit war es der Politik endlich gelungen, den Weg zur Beschaffung von Abfangjäger zu ebnen!

Ungewöhnlich schnell für österreichische Verhältnisse erfolgte dann auch die Unterzeichnung des Kauvertrages. Bereits am 21. April 1985 wurde der Kontrakt über 24 einsitze Überschallabfangjäger der Type Saab J35 „Draken“ unterzeichnet. Die Maschinen, die Österreich erhielt, stammten aus der D-Serie und waren zwischen 1964 und 1965 produziert worden.

 

 

Verteidigungsminister Frischenschlager bei der Vertragsunterzeichnung

 

Da Österreich keine Doppelsitzer erwarb, ein Fehler, der bei der Eurofighterbeschaffung erneut begangen wurde, wurde die Ausbildung der zukünftigen Flugzeugführer durch die könglich-schwedische Luftwaffe vereinbart. Weiters wurden in dem Vertragswerk die Grundüberholung und die von Österreich gewünschten Modifikationen der Draken festgeschrieben, sowie eine Restlebensdauer von 10 Jahren oder 1000 Flugstunden garantiert. Das Ende der Nutzungsdauer der Draken wurde mit dem 31. Dezember 1995 angeben.

Der Vertrag hatte einen Auftragswert von ATS 2,69 Mrd. Zusätzlich waren Gegengeschäfte in der Höhe von 130 % mit Schweden vereinbart worden – bis 1993 sollte das Volumen der Gegengeschäfte dann sogar 180 % erreichen.

Doch es wäre nicht Österreich, hätte es nicht bereits vor und während der Ausschreibung und erst recht nach Abschluss des Kaufvertrages, wilde Hetzkampagnen gegen die Abfangjäger gegeben. Die österreichischen Medien  schossen sich auf eine teilweise äußerst unsachliche und fragliche Art und Weise auf den Draken ein und waren so zweifelsohne mitverantwortlich dafür, dass der Draken in der (aufgehetzten) Bevölkerung alsbald den zweifelhaften Ruf eines „Schrottfliegers“ und „Witwenmachers“ genoss.

Gleich zwei Volksbegehren löste die Abfangjägerbeschaffung aus – eines 1985 im gesamten Bundesgebiet und eines 1986 im Bundesland Steiermark – letzteres wurde sogar von Seiten des ÖVP Landeshauptmannes aktiv unterstützt.

Doch der Höhepunkt der Anti-Draken-Hetze war noch nicht erreicht. Die (mediale) Situation verschlimmerte sich erneut, als – noch vor dem Eintreffen der ersten Draken in Österreich – am 11. November 1986 Hauptmann Johann Wolf bei einem Übungsflug mit einem J 35F Draken des Geschwaders F10 in Ängelholm (Schweden) den Fliegertod fand. Die Emotionen gingen hoch, der Ausbildungsbetrieb wurde kurzfristig sogar unterbrochen.

 

 

Österreichische Piloten beim Simulatortraining in Schweden

 

 

Der Drache landet in Österreich

Doch allen medialen und Hetzkampagnen und Widerständen der, durch die Medien unzureichend und bisweilen falsch informierten, Bevölkerung zum Trotz, landeten die ersten zwei, nach umfangreichen Modifikationen nunmehr als Saab J 35OE bezeichneten Draken im Januar 1988 in Wien-Schwechat. Im Juni trafen weitere 6 Maschinen in Graz-Thalerhof ein, und ebenfalls im Juni 1988 wurde der Flugbetrieb offiziell aufgenommen. Nach 16 Jahren verfügte Österreich damit erstmals wieder über Abfangjäger und konnte eine einigermaßen effiziente Luftraumüberwachung durchführen. Mit Indienststellung des Draken hörten auch die Luftraumverletzungen durch Maschinen des Warschauer Paktes schlagartig auf.

 

 

Saab J35 OE Draken auf d. Fliegerhorst Zeltweg - Foto: Helmut Skrdla

 

Es sollte noch bis 1990 dauern, bis das das Bundesheer die volle Einsatzbereitschaft des Abfangjägersystems Draken melden konnte. Ungeachtet der Tatsache, dass beide Anti-Draken Volksbegehren vom Parlament abgelehnt worden waren, waren etliche Bürger offensichtlich nicht bereit, die Draken – die ihrem Schutz und ihrer Sicherheit dienten – zu akzeptieren. Von Anfang an waren die Soldaten, Techniker und Piloten der Fliegerdivision Angriffen aus der Bevölkerung ausgesetzt. Der Psychoterror traf jedoch nicht nur die Angehörigen des Bundesheeres, sondern auch deren Familien, Frauen und Kinder. Dieses verabscheuungswürdigen "Mobbing" gegen jene hochqualifizierten Spezialisten, die im Ernstfall Österreich zu schützen und zu verteidigen bereit waren, führte zu jener traurigen Bilanz, die sich im Sommer 1991 auf tragische Art und Weise zeigen sollte.

 

Der Drache und der Bürgerkrieg in Jugoslawien

Im Sommer 1991 kam es auf dem Staatsgebiet des ehemaligen Jugoslawien zu einem folgenschweren Bürgerkrieg. Nachdem Slowenien seine Unabhängigkeit erklärt hatte, rückte die jugoslawische Volksarmee in Richtung Slowenien vor. Kampflugzeuge der jugoslawischen Volksarmee griffen slowenische Verbände und Stellungen an. Beim Anflug auf die slowenischen Stellungen an der slowenisch-österreichischen Grenze drangen jugoslawische Jagdbomber und Kampflugzeuge, u.a. des Typs MiG 21, tief in den österreichischen Luftraum ein.

Diese Vorgänge versetzten die österreichische Bevölkerung in den Grenzgebieten in Angst und Schrecken, und plötzlich konnte es genau jenen Leuten, die jahrelang mit Schlagworten wie "unnötige Armee" und "Witwenmacher" gegen das Bundesheer und den Draken auf die Barrikaden gegangen waren, nicht schnell genug gehen. Sie – und die Medien, die sie einst aufgestachelt hatten – riefen nun unverblümt ganz laut nach den österreichischen Soldaten, nach "Schutz & Hilfe", nach Abfangjägern – typisch österreichisch.

Am 28. Juni 1991 erfolgte die bis dahin folgenschwerste Luftraumverletzung. Eine jugoslawische MiG 21 dringt im Tiefflug bis nach Graz vor – Panik in der Bevölkerung! Noch am gleichen Tag erhält das Bundesheer seinen Marschbefehl.

Infanterie, Pioniere und Panzertruppen sicherten vom Boden aus die österreichische Staatsgrenze – jubelnd empfangen von der Bevölkerung. Was die Luftraumsicherung anbelangte, so gab es einige Probleme. Zum einen waren die Draken aufgrund des Spezialwaffenverbotes, das für Österreich galt, nicht mit Lenkwaffen ausgerüstet. Sie verfügten nur über die beiden 30mm Bordkanonen. Im Ernstfall hätten sie im Luftkampf gegen mit Raketen bewaffnete jugoslawische MiG’s wohl nur geringe Chancen gehabt.

Und das zweite, mindestens ebenso große Problem war, dass von einst 30 ausgebildeten Piloten zu diesem Zeitpunkt nur noch 9 im Bundesheer dienten. Die anderen 21 hatten in den 3 Jahren zuvor aufgrund der medialen Hetze und des Psychoterrors aus der Bevölkerung gegen sich und ihre Familien den Dienst quittiert! Die verbliebenen 9 Piloten waren rund um die Uhr in Alarmbereitschaft, hatten Ausgeh- und Alkoholverbot.

Im heissen Sommer 1991, bei 30 Grad Außentemperatur, saßen sie mit voller Fliegermontur im Bereitschaftsraum des Fliegerhorstes Graz Thalerhof (welcher voraussichtlich Ende 2008 aufgelassen wird) und warteten auf den Startbefehl. Und dieser kam oft. Denn die Heeresführung hatte angeordnet, dass die Draken – ungeachtet allfälliger Alarmstarts - demonstrativ laut und tief in Richtung Grenze fliegen sollten um der Bevölkerung ein Gefühl von Sicherheit zu vermitteln. Darüber hinaus eskortieren sie die unbewaffneten, nur mit mit Aufklärungsbehältern ausgerüsteten Saab 105 auf ihren Aufklärungsflügen entlang der österreichisch-slowenischen Grenze.

Unterdessen saßen die Frauen, Kinder, Mütter und Väter dieser 9 Männer, die getrost als Patrioten und Idealisten im wahrsten Sinne des Wortes bezeichnet werden können, zu Hause, in dem Wissen, dass ihre Lieben im Ernstfall wohl kaum eine Überlebenschance gehabt hätten.

Und die Bevölkerung, die noch Monate zuvor die Piloten beschimpft, bespuckt und verunglimpft hatte, pilgerte nun scharenweise an den Zaun des Fliegerhorstes Graz-Thalerhof und applaudierte, wenn die Draken donnernd in Richtung Grenze starteten oder von einem dieser Einsätze zurückkehrten – typisch österreichisch …

 

 

Das analog instrumentierte Cockpit des Draken spiegelt den Stand der 1950er Jahre wider - Foto: Austrian Wings Media Crew

 

Über Nacht werden die verbliebenen 9 Drakenpiloten zu gefeierten Helden der Nation. Die Medien, feierten sie nun, baten sie zu Interviews, hofierten sie. In einer Sonntagsausgabe der Kronen Zeitung gab es in jenem Sommer 1991 sogar einen doppelseitigen Bericht von Conny Bischofsberger über den 27jährigen Draken Piloten Albin Zwanz. Im Jahr 2008 gehörte jener Albin Zwanz zu den Piloten, welche die ersten F 5 wieder zurück in die Schweiz überführten.

Glücklicherweise beruhigte sich die Situation in Slowenien wieder, und Österreichs Draken wurden niemals in einen „scharfen“ Luftkampf verwickelt. Die ständige Präsenz der Draken an der Grenze hatte jedoch bewirkt, dass keine jugoslawischen Maschinen mehr in Österreichs Luftraum eindrangen.

So tragisch die Ereignisse im ehemaligen Jugoslawien damals auch waren, so hatten sie doch ein Umdenken in weiten Kreisen der Bevölkerung bewirkt. In jenen Tagen des Jahres 1991 hatten große Teile der Österreicher erkannt, dass das Bundesheer und seine Abfangjäger unverzichtbarer Bestandteil eines souveränen Staates sind.

 

Die 1990er Jahre – Diskussionen um die Drakennachfolge

Man hatte aus der Slowenienkrise entsprechende Lehren gezogen. Ungeachtet des Spezialwaffenverbots beschaffte man schnellstmöglich AIM 9 „Sidewinder“ Luft-Luft-Raketen um wenigstens einige Alarmrotten damit ausrüsten zu können.

In den Folgejahren wurde es wieder ruhiger um die Draken, und die Diskussionen um ein geeignetes Nachfolgemuster begannen. Doch, wer nun denkt, dass dies problemlos von statten ging, der irrt gewaltig. Als hätte es die Slowenienkrise nie gegeben, wetterten Medien, Politiker (hier sind besonders Vertreter des grünen und des roten Lagers zu nennen) und (profilierungssüchtige?) Privatpersonen abermals gegen neue Abfangjäger. Nachdem abzusehen war, dass die Draken bis weit über das ursprünglich geplante Datum hinaus im Einsatz stehen würden, vollbrachten die Ingenieure und Wartungstechniker des Bundesheeres wahre Wunder. Sie schafften es, die völlig veralteten Draken weiterhin einsatzbereit zu halten.

 

 

Zwei Draken eskortieren eine Dassault Falcon zur Landung - Foto: Bundesheer

 

Nachdem der Draken 1996 immer noch in den Diensten des Heeres stand – gezwungenermaßen – und Österreich sein tausendjähriges Jubiläum feierte, erhielt der Draken Nr. 08 die berühmte Ostarrichi Sonderbemalung. Diese Maschine war der bejubelte Star vieler Luftfahrtveranstaltungen im In- und Ausland.

 

 

Der Ostarrichi Draken kann heute im Museum der "Sammlung Luftstreitkräfte" in Zeltweg bestaunt werden - Foto: Bundesheer

 

Im Jahre 1999 – ein Nachfolger war noch immer nicht in Sicht – kaufte das Bundesheer 5 gebrauchte J 35J Draken von den schwedischen Luftstreitkräften. Diese flogen aus eigener Kraft nach Österreich und wurden danach umgehend ausgeschlachtet. Mit den aus diesen Maschinen gewonnen Ersatzteilen gelang es dem Bundesheer, die Drakenflotte erneut für einige Jahre flugfähig zu halten. Doch die Zeit drängte, die „biologische“ Uhr des Drachen tickte unaufhaltsam.

Obwohl die tragischen Ereignisse vom 11. September 2001 in New York der Bevölkerung die Notwendigkeit einer Luftraumüberwachung eigentlich unmissverständlich wieder ins Bewusstsein führen hätten müssen, gab es nach wie vor Widerstand gegen die Abfangjägerneubeschaffung.

Im Jahre 2002 bewies die schwarz-blaue Regierung unter Bundeskanzler Schüssel den Mut, eine äußerst unpopuläre Entscheidung zu treffen. Sie bestellte das modernste Kampflugzeug der Gegenwart, den Eurofighter „Typhoon“.

Ein Volksbegehren, (mit-) initiiert von der „politischen Eintagsfliege“ Rudolf Fussi, gegen die Neubeschaffung von Abfangjägern brachte glücklicherweise keinen Erfolg.
Ursprünglich waren 24 Maschinen vorgesehen, nach heftigen Debatten mit der rot-grünen Opposition und den verheerenden Hochwasserschäden in Österreich und den daraus resultierenden Kosten, reduzierte man die Zahl der zu beschaffenden Maschinen auf 18. Nachdem die SPÖ im Jahr 2006 die Wahlen - bei denen sie u. a. mit dem Versprechen, im Falle eines Wahlsieges die Eurofighter abbestellen zu wollen angetreten war - überraschend gewonnen und mit Norbert Darabos ein SPÖ-Politiker und ehemaliger Zivildiener auf den Posten des Verteidigungsministers gehievt worden war, erfolgte eine weitere Reduktion auf 15 Stück, wovon einige gebraucht von der deutschen Luftwaffe übernommen werden sollen. Die Auslieferung soll 2009 abgeschlossen sein.

Es scheint so, als hätte man in den letzten 30 Jahren nichts gelernt – typisch für die österreichische Politik …

Nun war zwar – 7 Jahre, nachdem die ursprünglich beabsichtige Nutzungsdauer der Draken abgelaufen war - endlich klar, welches Muster die Drakennachfolge antreten würde, doch damit stellte sich auch gleichzeitig ein neues Problem. Denn der Eurofighter würde frühestens ab 2007 zur Verfügung stehen. Es war jedoch unmöglich, den Draken bis dahin in Betrieb zu halten, und da Schweden selbst den Draken nicht mehr betrieb, gab es auch keine Möglichkeit mehr, neue Piloten auszubilden.

Nach vielen Gesprächen mit der Firma Saab über eine mögliche Verlängerung der Lebensdauer der Draken und mit der Schweiz, wurde schließlich eine Übergangslösung gefunden. Man mietete – beginnend mit Sommer 2004 – insgesamt 12 F5 Tiger II Abfangjäger aus den beständen der Schweizer Luftwaffe an. Das war auch höchste Zeit, denn bereits im August 2004 waren 7 Draken nicht mehr flugfähig und dienten nur noch als Ersatzteilspender für die verbliebenen einsatzbereiten Drachen. Ein Jahr später, im Juli 2005 waren nur noch 9 der österreichischen Drachen flugfähig. Die F 5 hatten die Luftraumüberwachung vollständig übernommen. Die Draken dienten fortan als Reservemaschinen und starteten nur noch in Ausnahmefällen.

Im Rahmen der Airpower 05, einer regelmäßig stattfindenden Luftfahrtveranstaltung im steirischen Zeltweg, zeigten die Draken und ihre Flugzeugführer noch einmal ihr Können.

 

 

Der letzte große Auftritt der österreichischen Drachen bei der Airpower 05 in Zeltweg - Foto: Austrian Wings Media Crew

 

 

Beeindruckende Vorführung der letzten aktiven Draken vor hunderttausenden Zusehern - Quelle: Youtube

 

 

Ursprünglich sollte dies der letzte öffentliche Auftritt des Drachen sein, und so rollten die Piloten nach der Flugvorführung mit geöffneten Kanzeln besonders langsam zu den Klängen von „It’s time to say goodbye“ an den ihnen zuwinkenden Menschenmassen vorbei.

 

Totgesagte leben Länger

Dies besagt schon e in altes Sprichwort – und was ein richtiger Drache ist, der lässt sich nicht so leicht umbringen. Und so kam es, dass die Draken am 26. Oktober 2005, anlässlich des Jubiläums „50 Jahre Bundesheer“ doch noch einmal der Bevölkerung vorgeführt wurden. Sie überflogen die Ringstraße in enger Formation und trennten sich über dem Parlament in alle Himmelsrichtungen – der Boden vibrierte, und die Bevölkerung applaudierte, als sich der schwedische Drache mit dem infernalischen Lärm des gezündeten Nachbrenners für immer von ihr verabschiedete.

Zahlen, Daten, Fakten, offizielle Verabschiedung durch das Bundesheer

Vom „D“-Drachen zum „Ö“-Drachen

Als Österreich in den Jahren 1987 bis 1989 die 24 Maschinen vom Typ Draken übernahm, hatten die Zellen bereits zwischen 1.500 und 2.800 Flugstunden „auf dem Buckel“. Zudem waren die Maschinen vorher nicht nur generalüberholt, sondern auch nach den Wünschen der Österreicher modifiziert worden. Die an Österreich gelieferten Flugzeuge entstammten der D-Serie des Draken. Vor der Auslieferung an die Luftstreitkräfte des Bundesheeres wurden jedoch Avionik und Elektronik modernisiert bzw. durch vom Bundesheer gewünschte Komponenten ersetzt.

Außerdem erhielten die Draken die neue vogelschlagsichere Cockpithaube der F-Version, die zugleich auch eine bessere Rundumsicht für den Flugzeugführer bot. Die nunmehr modifizierten Draken trugen fortan an die Typenbezeichnung Saab J 35OE.

Im Jahr 1992 erfolgte eine weitere Kampfwertsteigerung. Die Maschinen erhielten in Finnland moderne ALR-45 Radarwarngeräte und wurden darüber hinaus mit einer Vorrichtung zum Abschuss von Störkörpern ausgerüstet – überlebenswichtige Komponenten im modernen Luftkampf. Im Rahmen dieser Modifikationsarbeiten wurden auch die Radiokommunikationsanlagen des Draken modernisiert.
Nach Abschluss dieser Arbeiten wurden die Draken fortan als „J 35OE MK II“ bezeichnet. Kurz vor ihrer endgültigen Außerdienststellung wurden sie zusätzlich noch mit dem tragbaren Sattelitennavigationssystem „GPS MAP 295“ von Garmin ausgestattet.

 

Technische Daten des Saab J 35OE MK II Draken:

Länge: 15,35 Meter

Spannweite: 9,40 Meter

Höhe: 3,89 Meter

Leergewicht: ca. 7,2 Tonnen

Max. Startgewicht: ca. 11,8 Tonnen

Triebwerk: 1 Volvo Flymotor RM6C mit rund 7,8 Tonnen Schubkraft bei
Nachbrennereinsatz

Höchstgeschwindigkeit: Mach 2,0 in rund 11km Höhe ohne Transport von
Außenlasten

Dienstgipfelhöhe: 20.000 Meter

Bewaffnung: 2 x 30mm Aden Bordkanonen mit je 90 Schuss. Zusätzlich je 1-
2 AIM 9-P3/P4 „Sidewinder“ Luft-Luft-Raketen, die nach der Slowenienkrise angeschafft wurden.

Flugstunden und Rekorde

In den fast 18 Jahren, in denen der Draken beim Österreichischen Bundesheer Dienst tat, absolvierte er gemeinsam mit seinen Piloten 23.545 Flugstunden. Und das UNFALLFREI! Diese großartige Leistung wurde nur durch das Zusammenspiel hochqualifizierter Flugzeugführer und Techniker möglich. Seit dem Ende der Slowenienkrise 1991 absolvierte der Draken 250 Alarmstarts der Priorität „Alpha“. Hinzu kamen noch zahlreiche weniger akute Einsatzflüge, wie beispielsweise die Eskorte von Flugzeugen hochrangiger Staatsgäste und dergleichen. Österreichs Piloten waren es auch, welche die 1.000.000 Draken Flugstunde erreichten.

 

Verabschiedung durch das Bundesheer

Nachdem der Draken seine ursprünglich geplante Nutzungsdauer um weit mehr als 100 % überschritten hat, sei es ihm vergönnt, ihn Pension zu gehen. Die letzte öffentliche Vorführung fand – wie bereits erwähnt – am 26. Oktober 2005 im Rahmen der Feierlichkeiten zum österreichischen Nationalfeiertag statt. Nun, knapp 1 Monat später, am 25. November 2005 fand die offizielle Verabschiedung des Drachen durch das Bundesheer statt.

Am Fliegerhorst Zeltweg gab es eine Abschlussvorführung, welche von Hauptmann Michael Kirchner, im Draken Nr. 21 geflogen wurde. Dieser hatte zuvor die schwarze Sonderbemalung „Dragon Knights“ („Drachenritter“) erhalten. Es ist dies eine Vereinigung der ehemaligen Drakenpiloten der Betreiberländer Schweden, Finnland, Dänemark und Österreich.

 

Eindrucksvolle Aufnahmen der österreichischen Draken - Quelle: Youtube

 

 

Im Rahmen dieser Veranstaltung gab es auch die obligatorischen Ansprachen der Politiker, wobei Verteidigungsminister Plattner seine Amtsvorgänger Friedhelm Frischenschlager, Helmut Krünes, Robert Lichal und Herbert Scheibner in Zeltweg begrüßen konnte. In die Reihen jener Populisten, die in den vergangenen Jahrzehnten gegen Abfangjäger mobil gemacht hatten, reihte sich auch gleich der neue steirische Landeshauptmann Franz Voves (SPÖ) ein. Dieser sprach sich nämlich gegen die – längst beschlossene und nicht zur Diskussion stehende – Stationierung aller Eurofighter im steirischen Zeltweg aus, wurde jedoch von Verteidigungsminister Plattner zurecht gewiesen. Den Verfasser dieser Zeilen würde übrigens brennend interessieren, zu welchen Äußerungen sich Franz Voves hinreissen ließe, hätte das Bundesheer für die Eurofighterflotte (oder einen Teil davon) einen anderen Fliegerhorst ausgewählt. Dann wären nämlich in seinem Bundesland Arbeitsplätze verloren gegangen. So kann die Aussage Voves’ wohl als das qualifiziert werden, was sie der persönlichen Meinung des Autors nach ist – der (vielleicht sogar wirklich gut gemeinte) Profilierungsversuch eines von der Materie augenscheinlich ahnungslosen Politikers.

 

 

Der letzte Drache ist heute im Museum der "Sammlung Luftstreitkräfte" in Zeltweg zu bewundern - Foto: Helmut Skrdla

 

Der Autor und Austrian Wings Herausgeber möchte die Gelegenheit nutzen und an dieser Stelle den Piloten und Technikern des Bundesheeres seine Hochachtung, Dank und Anerkennung für die Tätigkeit mit dem System „Draken“ in den letzten 18 Jahren aussprechen. Und gleichzeitig ist es dem Autor dieser Zeilen auch ein Bedürfnis, ihnen alles Gute für die Zukunft und die Arbeit mit dem Eurofighter zu wünschen. Ganz besonders, da man als Mitarbeiter des Bundesheeres eine gehörige Portion Idealismus und Durchhaltewillen benötigt, angesichts des Umstandes, dass das Heer von der Politik als Spielball und Schachfigur bei der knallharten und in den seltensten Fällen mit Sachargumenten ausgetragenen, Jagd nach Wählerstimmen missbraucht zu werden scheint.

 

Die Zukunft der österreichischen Drachen

Das Interesse an den ausgemusterten Maschinen war naturgemäß gewaltig. Museen, Vereine, aber auch Privatpersonen wollten die Exponate erwerben. Das Bundesministerium für Landesverteidigung prüfte alle Anfragen genau und entschied über die Vergabe.

 

 

Trauriger Anblick - ehemals stolze Drachen warten auf ihren Abtransport - Foto: Austrian Wings Media Crew

 

Drei Maschinen gingen zu Anschauungs- und Unterrichtszwecken an Schulen (zB an die HTL für Flugtechnick in Eisenstadt), zwölf an Museen im In- und Ausland (zB an das Heeresgeschichtliche Museum in Wien), während die restlichen 12 Draken an den Hersteller zur Verschrottung retourniert wurden.

 

 

Derzeit wird diese ausrangierte Maschine noch zu Übungs- und Rettungszwecken am Fliegerhorst Thalerhof benutzt - Foto: Austrian Wings Media Crew

 

Der Wunsch zahlreicher Sammler, einen Draken zu erwerben, erfüllte sich ebensowenig wie das Gerücht, Red Bull Erfinder Dietrich Mateschitz würde eine private Kunstflugstaffel mit den ehemaligen Heeres Draken aufbauen.

 

Die letzten Drachen

Als letztes Land der Erde hatte Österreich 2005 - rund 50 Jahre nach dem Erstflug - den Saab Draken außer Dienst gestellt. Als weltweit letzter Drakenbetreiber der Welt überhaupt, tritt damit die amerikanische Testpilotenschule „Flight Research“ in Erscheinung. Sie betreibt derzeit 2 Einsitzer und 4 doppelsitzige Draken, die vormals bei den dänischen Luftstreitkräften in Dienst standen.

 

 

Flight Research nutzt d. Draken zur Testpilotenausbildung - Foto: Flightresearch

 

Eine der Maschinen ist nach Angaben des Betreibers speziell für „Superstall & Spin-Training“ modifiziert worden. Derzeit hegt die Firma keinerlei Absichten, ihre Drachen außer Dienst zu stellen.

 

Epilog

Angesichts der Tatsache, dass der Draken jedoch ein halbes Jahrhundert alt ist, steigen die Instandhaltungskosten, und die Ersatzteilbeschaffung wird immer schwieriger. Es dürfte daher nur noch eine Frage von wenigen Jahren sein, bis auch die letzten Drachen, die derzeit noch in den USA fliegen, aus ihrem luftigen Element verschwunden sein werden.

Es bleibt, die Hoffnung, dass zumindest einige der Draken in den Museen dieser Welt, so auch im HGM, dauerhaft überleben werden.

Und der eine oder andere Besucher wird dann wohl vor der Maschine stehen und wehmütig in seinen Erinnerungen schwelgen. Und vielleicht wird er auch die Augen schließen und zurückdenken an jene vergangenen Zeiten, in denen die Erde bebte und erzitterte, wenn der Drache grollend und Feuer speiend im Tiefflug dahindonnerte …

 

 

Zwei Drachen fliegen in die Abenddämmerung ... Foto: Bundesheer

 

Austrian Wings möchte sich bei Helmut Skrdla (Website: www.shotbyme.at) herzlich für das zur Verfügung gestellte Bildmaterial von der Abschiedsveranstaltung der Draken bedanken!

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Links:

Bundesheer

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Flightresearch

Text: CvD