Geht es nach Ryanair, sollen Passagiere bald für die Benützung der Toiletten in den Flugzeugen bezahlen müssen - Foto: D. Kühberger / Austrian Wings
Konsumentenschützer kritisieren Profit- statt Passagier-Politik
London/Berlin (pte/27.02.2009/13:18) - Die irische Billigfluglinie Ryanair http://www.ryanair.com überlegt ernstlich, die Benutzung von Bordtoiletten kostenpflichtig zu machen. In einem BBC-Interview meint Ryanair CEO Michael O'Leary, dass es vorstellbar wäre, die Toilettentüren in den Flugzeugen mit Münzeinwurfschlitzen zu versehen. Die Konsumentenschutzorganisation Which? http://www.which.co.uk kritisierte den Vorschlag als eine Profit- statt Passagierpolitik.
Ryanair war erst in der Vorwoche heftiger Kritik ausgesetzt, als man angekündigt hatte, sämtliche Check-In-Desks bis Ende des Jahres zu schließen, um die Kosten noch weiter zu senken. Die von Ryanair verkauften Flugtickets beschränken sich einzig und allein auf den Transportkosten. Die Politik, dass aufgegebenes Gepäck nur gegen separate Aufgabegebühren mitgenommen wird, gibt es bereits bei anderen Billig-Fluggesellschaften auch.
So verrechnet auch SkyEurope und AirLingus Gepäck separat. Wer beim Online-Buchen vergisst, ein gechecktes Gepäcksstück anzukreuzen, muss beim späteren Check-in tiefer in die Tasche greifen.
"Wir machen alles, damit der Flugpreis möglichst niedrig bleibt", verteidigt sich O'Leary. Er glaube nicht, dass jemand in ein Ryanair-Flugzeug steige und gar kein Geld bei sich trage. "Wenn sie am Bahnhof eine Toilette aufsuchen, müssen sie auch Geld haben, um dafür zu bezahlen", fügte der Airline-Chef hinzu.
Rochelle Turner, Head of Research bei Which? Holiday meinte, dass die Fluglinie offensichtlich keinen Pardon kenne, wenn es darum geht, noch irgendwo schnelles Geld zu machen. Offensichtlich spiele das Profitdenken eine größere Rolle als der Komfort der Fluggäste. "Wer für die Toilette bezahlen muss, wird sich auch gut überlegen, die ohnehin überteuerten Getränke an Bord eines Ryanair-Flugzeugs zu konsumieren."
In einem heute, Freitag, von der Stiftung Warentest http://www.test.de veröffentlichten Test von zehn Billigfliegern hinsichtlich Preisniveau, Preisverfügbarkeit, Information, Buchung und kundenunfreundliche Passagen kam heraus, dass keine Airline in allen Punkten überzeugen konnte. Die billigsten Flüge wurden bei Ryanair und Easyjet gefunden, die besten Informationen lieferten dagegen Air Berlin, British Airways und Lufthansa.
In den AGB aller getesteten Fluggesellschaften wurden Klauseln entdeckt, die den Fluggast etwa bei einer Umbuchung oder Stornierung des Fluges benachteiligen. Zitiert wird etwa ein Beispiel mit Ryanair: Aus 15,19 Euro für den einfachen Flug nach Mallorca werden im Handumdrehen 280,03 Euro für den Hin- und Rückflug. Aufschläge für Abfertigung, Versicherung, Gepäck und die Zahlung per Lastschrift treiben das Billigangebot auf normale Flughöhe. Die Ersparnis stürzt ab.
Kritisiert wird zum Beispiel auch, dass Ryanair und Easyjet als negative Beispiele mit vielen Zuschlägen hantieren: Das Gepäck kostet extra. Bei Ryanair müssen die Passagiere auch die Abfertigung am Flughafen extra bezahlen. "Viele Extras waren bei der Onlinebuchung im Test schon ausgewählt. Bei Easyjet die Gepäckkosten und eine Versicherung, bei Ryanair die Gebühr für bevorzugtes Einsteigen und eine Versicherung.
Wer sparen will, muss die Zusatzangebote eigens deaktivieren", so die Stiftung Warntest. Eine solche Voreinstellung sei laut EU-Verordnung nicht mehr erlaubt. (Ende)
red AW / Pressetext.at