Reportagen

Interview: Flugtag in Fischamend

Am 06. und 07. Juni 2009 findet am historischen Flugfeld in Fischamend anlässlich „100 Jahre Luftfahrt in Fischamend“ ein Flugtag statt. Den Ehrenschutz dieser Veranstaltung wird der niederösterreichische Landeshauptmann Dr. Erwin Pröll übernehmen. Austrian Wings sprach exklusiv als erstes Fachmedium mit dem Organisator der Veranstaltung, Franz Lorenz, Leiter und Kustos des Heimatmuseums Fischamend.

Das Flugfeld in seinen Anfangstagen - der markante Wasserturm steht noch heute - Foto: Archiv Heimatmuseum Fischamend

AustrianWings: Herr Lorenz, wie und wann enstand die Idee zu diesem Flugtag?

Franz Lorenz: Wir im Heimatmuseum Fischamend verfügen über alte Pläne, Fotografien und dergleichen, wollten jedoch zum 100. Jahrestag der Gründung der „Militär-Aernautischen-Anstalt“ etwas ganz Besonderes machen. So kam mir die Idee, eines Flugtages auf dem historischen Gelände. Im Heimatmuseum Fischamend gibt es eine eigene Arbeitsgruppe Luftfahrt, die von Gottfried Ernstberger geleitet wird. Diese Gruppe bemüht sich um die historische Aufarbeitung der Luftfahrt in Fischamend.

AustrianWings: Die Idee stammt also von Ihnen?

Franz Lorenz: Ja, ich hatte sie im Sommer 2007.

AustrianWings: Wie hat man in Ihrem Umfeld darauf reagiert?

Franz Lorenz: Alle waren sofort Feuer & Flamme und haben gesagt: „Das machen wir ...“

AustrianWings: Das Gelände befindet sich heute ja sicher in Privatbesitz, waren die Besitzer ebenfalls leicht zu überzeugen?

Blick von der Piste nach rechts auf das geplante Vorfeld/Veranstaltungsgelände - im Hintergrund ist das letzte Gebäude des ehemaligen Flugfeldes zu erkennen

Franz Lorenz: Ja, die Gutsverwaltung Pecina ist mir persönlich sehr gut bekannt, und auch von dort gab es intensive Unterstützung für unser Vorhaben.

AustrianWings: Wie ging es dann weiter?

Franz Lorenz: Ich habe mit dem Flughafen und der Austrocontrol gesprochen, und beide standen meinem Ansinnen ebenfalls positiv gegenüber. Ab Sommer 2008 waren die Vorbereitungen dann soweit fortgeschritten, dass man sagen konnte: „Der Flugtag wird stattfinden.“ So haben wir auch noch im Jahr 2008 damit begonnen, die Graspiste anzulegen.

AustrianWings: Eine Information, die für interessierte Piloten wichtig ist - welche Spezifikationen wird die Piste aufweisen?

Franz Lorenz: Die Piste wird die Ausrichtung 16/34 haben, 20 Meter breit und 500 Meter lang sein. Wir haben - darauf sind wir besonders stolz - sogar eine eigene ICAO Kennung erhalten: LOWF.

An der Schwelle der Piste 16

AustrianWings: Der Flughafen Wien liegt ja in unmittelbarer Nähe. Wie stellen Sie sicher, dass es hier zu keinen Beeinträchtigungen des Betriebes kommt?

Franz Lorenz: Für die Dauer der Veranstaltung wird in unserem Bereich ein kontrollierter Luftraum mit einer Höhenbeschränkung von voraussichtlich 2.000 Fuß eingerichtet. Kein Luftfahrtzeug darf unkontrolliert einfliegen. Die Austrocontrol wird mit einer eigenen Flugsicherungsstelle vor Ort sein.

AustrianWings: Das bringt mich auch gleich zum nächsten Punkt - es handelt sich ja um einen Flugtag auf einem historischen Gelände, folglich werden vermutlich nicht unbedingt Katanas und Dimonas zu den bevorzugten Besuchern zählen. Haben Sie schon konkrete Zusagen für historische Fluggeräte?

Franz Lorenz: Ja, die haben wir.

AustrianWings: Können Sie uns hier schon mehr verraten?

Franz Lorenz: Nun, fix zugesagt haben die Piloten eines FI 156 „Fiseler Storches, Kapitän Ewald Gritsch mit seiner Boeing Stearman und auch mit einer Bücker Jungmann rechnen wir. Natürlich wird auch das österreichische Bundesheer vertreten sein, in Aussicht gestellt sind eine Pilatus PC 6 sowie ein Hubschrauber. Als Höhepunkt hat das Bundesheer den Überflug des Eurofighter geplant! Zusätzlich stehen wir noch mit weiteren Piloten und Flugzeugbesitzern in Kontakt, eventuell werden wir unseren Besuchern auch einen Fokker Dr. 1 (eine Maschine dieses Typs flog u. a. Manfred von Richthofen, besser bekannt als „Der Rote Baron“, Anm.) und einen Sopwith Camel Nachbau aus Tschechien präsentieren dürfen, aber das ist noch nicht gesichert. Besitzer und Piloten historischer Fluggeräte, die Interesse an einer Teilnahme haben, sind herzlich eingeladen, mich zu kontaktieren. (die Kontaktadresse ist auf der Seite des Heimatmuseums Fischamend zu finden, Anm.) Der Flugbetrieb wird übrigens von einem lieben Freund, Ing. Gerhard Gruber, organisiert und betreut.

AustrianWings: Das klingt ja nach einem äußerst interessanten und abwechlsungsreichen Programm ...

Franz Lorenz: Das war auch unser Ziel, und als weiteren Höhepunkt haben wir bereits mit einigen Fluglinien gesprochen, ob sie - selbstverständlich unter Einhaltung sämtlicher Sicherheitsvorschriften und nach Freigabe durch die Flugsicherung - einen Überflug über das Festgelände machen würden. Prinzipielle Zusagen dafür haben wir schon erhalten. Am Sonntag Vormittag gibt es auch eine hochinteressante Vorstellung der Modellflieger die auch „historische Flugapparate“ vorführen werden. Als Moderator für das Programm konnten wir übrigens Harry Raithofer, selbst Verkehrspilot, gewinnen.

AustrianWings: Wie finanziert sich der Flugtag?

Franz Lorenz: Durch Sponsoren und - besonders wichtig in der Luftfahrt - Ehrenamtlichkeit. Überhaupt möchte ich mich an dieser Stelle bei all unseren Unterstützern recht herzlich bedanken.

AustrianWings: Können Sie das bitte etwas konkretisieren?

Franz Lorenz: Gerne. Allein der Samen für den Rasen mit dem die Piste angelegt wurde, kostete EUR 7.000,--, und er wurde uns kostenlos zur Verfügung gestellt. Der Anbau wurde von der Firma Augsberger kostenlos durchgeführt und wie bereits erwähnt, das Grundstück dafür von der Gutsverwaltung Pecina zur Verfügung gestellt. Flughafen Wien und die Stadtgemeinde stehen in vielen Bereichen helfend bei. Außerdem zahlreiche Firmen, Vereine und Personen, u.a. werden Schüler der HTL für Flugtechnik unentgeltlich Arbeitsstunden leisten.

AustrianWings: Andere Flugschauen und Flugtage verlangen mitunter horrenden Eintritt, ich erinnere mich selbst an meine Jugendzeit als ich auf so mancher Veranstaltung mehrere hundert Schilling Eintritt bezahlen musste. So manche Familie kann sich das einfach nicht leisten, besonders in wirtschaftlich schwierigen Zeiten. Mit welchem Eintritt müssen Besucher Ihres Flugtages rechnen?

Franz Lorenz: Der Eintritt ist kostenlos! Meine Philosophie ist, dass das eine Art „Geburtstagsfest“ ist. Und wenn ich Sie auf ein Geburtstagsfest einlade, kann ich dann keinen Eintritt verlangen. Aber jedem Besucher steht es frei, eine Spende zu geben.

AustrianWings: Ich bedanke mich für das Gespräch und wünsche Ihnen im Namen von Austrian Wings einen erfolgreichen Flugtag und ein herzliches Glück ab, gut Land!

Zur Person:

Franz Lorenz, Jahrgang 1944, begann 1958 als Bürolehrling bei Austrian Airlines und durchlief mehrere Stationen, bevor er 2005 nach 35 Jahren als „Leiter Crewplanung“ aus dem Unternehmen ausschied. Er ist seit 1971 Leiter und Kustos des Heimatmuseums Fischamend.

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Broschüre (Teil 1) des Heimatmuseums Fischamend als PDF zum herunterladen

Broschüre (Teil 2) des Heimatmuseums Fischamend als PDF zum herunterladen

Links:

Heimatmuseum Fischamend

(red CvD)