Die TC-JGE verunglückte am 25. Februar 2009 beim Anflug auf Amsterdam - Foto: Andreas Lötsch
Die niederländische Flugunfallunterrsuchungskommission hat einen weiteren Zwischenbericht zum Absturz der Boeing 737-800, TC-JGE, der Turkish Airlines am 25. Februar 2009, veröffentlicht.
Wie bereits im ersten vorläufigen Bericht, verdeutlicht auch dieser, dass dem Unglück zwar initial ein technischer Defekt zugrunde lage, dieser alleine jedoch nicht kausal für den Absturz war. Aufgrund des fehlerhaften linken Radiohöhenmessers (dieser zeigte in einer Höhe von 1950 Fuß plötzlich -8 Fuß an) reduzierte das automatische Schubkontrollsystem (Autothrottle) die Leistung der Triebwerke auf Leerlauf.
Wie die Auswertung des Cockpit Voice Recorders ergab, ertönten bereits im Luftraum über Flandern mehrere akustische Warnungen, aus welchen die Cockpitbesatzung zumindest das Vorhandensein von Problemen hätte schließen können. Offenbar bemerkte jedoch keiner der drei Flugzeugführer, dass die Triebwerke nur noch auf Leerlauf liefen.
Dabei hätten sie dies sowohl an der stetig sinkenden Geschwindigkeitsanzeige, als auch an den Triebwerksinstrumenten sowie an der Stellung der Schubhebel selbst erkennen können.
In einer Höhe von 460 Fuß (rund 140 Meter) aktivierte sich der so genannte "Stick Shaker" und wies die Besatzung auf den bevorstehenden Strömungsabriss hin. In 420 Fuß (rund 130 Meter) deaktivierten die Piloten den Autopiloten, bevor sie auf einer Höhe von nur noch 310 Fuß (rund 95 Meter) manuell vollen Schub gaben und versuchten, die Fluglage wieder zu stabilisieren, was ihnen jedoch nicht gelang. Um 10:26 Uhr schlug die Maschine auf einem Feld nördlich der Landebahn 18R des Amsterdamer Flughafens Schiphol auf, 9 Menschen, darunter die drei Piloten und ein Flugbegleiter, starben, 86 wurden zum Teil schwer verletzt.
Besonderes Augenmerk richteten die Ermittler auch auf die gespeicherten Daten der vorangegangenen 8 Flüge, bei denen es zumindest 2x zu ähnlichen Problemen gekommen war. In den Betriebsverfahren für die Boeing 737 ist festgelegt, dass das automatische Schubkontrollsystem (Autothrottle) sowie die Autopiloten für Anflüge und Landungen nicht verwendet werden dürfen, sobald eine Fehlfunktion des Radiohöhenmessers (Radio Altimeter) vorliegt. Die niederländischen Ermittler regen nun an, dieses Verfahren auf alle Phasen eines Fluges auszuweiten.
Turkish Airlines bei Sicherheitsstatistik weit hinten
Bei Abstürzen von Maschinen der Turkish Airlines starben seit 1959 nach Angaben des Hamburger Unfalluntersuchungsbüros JACDEC, 885 Menschen. In einer von JACDEC erstellten und in der Märzausgabe der Fachzeitschrift AERO Interantional veröffentlichten Studie, bei der die Sicherheit von 60 Fluggesellschaften untersucht wurde, belegte Turkish Airlines den letzten Platz.
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Links:
Zweiter vorläufiger Untersuchungsbericht der niederländischen Unfalluntersuchungskommission
Erster vorläufiger Untersuchungsbericht der niederländischen Unfalluntersuchungskommission
red AW