Österreich

"Ein Eurofighter-Pilot ist 365 Tage im Jahr einsatzbereit"

Bei der AirPower09 erlebt eine Viertelmillion Flugfans den ersten öffentlichen Auftritt der österreichischen Eurofighter. Warum der Live-Alarmeinsatz eines der Highlights von Österreichs Airshow zu werden verspricht, verriet Major Dietmar Springer, Display-Direktor, Einsatzpilot und Kommandant der 2. Staffel, im Interview. Plus: Wie sich Österreichs modernster Jet fliegt ? und welcher Weg Jet-Piloten in spe zum Traumjob im Eurofighter-Cockpit führt.

Bei der AirPower09 wird der österreichische Eurofighter erstmals im Rahmen einer Airshow präsentiert. Für einen Eurofighter-Piloten ein Einsatz wie jeder andere?

Nein, dieser Einsatz ist eine ganz besondere Herausforderung. Wir fliegen ja sonst nie vor Publikum und auch nie in der geringen Höhe von nur 60 bis 100 Metern. Ausgewählte Piloten mussten deshalb extra für diesen Einsatz ein Spezialtraining durchlaufen.

Bei der AirPower09 demonstrieren Sie auch einen Alarmeinsatz und den Abfang einer Hercules. Was genau darf man sich darunter vorstellen?

Wir möchten dem Publikum einen Einblick in die täglichen Pflichten der Österreichischen Luftstreitkräfte geben. Und die Leistungsfähigkeit der Eurofighter zeigen. Darum simuliert eine Hercules eine Luftraumverletzung. Zwei Eurofighter werden sie in der Luft stellen und zur Landung zwingen. Das ist gar nicht so leicht, weil die Hercules ein sehr langsam fliegendes Propellerflugzeug ist. Bei diesem Einsatz übernimmt ein Eurofighter die Führung, der andere befindet sich hinter der Hercules in Sicherungsposition. Bei realen Einsätzen ist er dabei jederzeit schussbereit.

Wie viel hat die Demonstration, die wir zu sehen bekommen, mit dem tatsächlichen Arbeitsalltag zu tun?

Einsätze wie diese fliegen wir im Durchschnitt einmal in der Woche. Nur ein Landezwang ist noch nie notwendig gewesen. Die Gründe für einen Alarmeinsatz sind unterschiedlich: Bei militärischen Überflügen machen wir stichprobenartige Kontrollen, ob die Vereinbarungen eingehalten wurden ? etwa, was das Verbot der Bewaffnung betrifft. Zivile Flugzeuge haben meist aufgrund eines technischen Problems oder einer Unachtsamkeit des Piloten den Funkkontakt verloren. Dann werden wir losgeschickt, um nach dem Rechten zu sehen.

Was macht ein Eurofighter-Pilot, wenn gerade kein Air Policing-Einsatz am Programm steht?

Wir sind 365 Tage im Jahr einsatzbereit, darum hat immer ein Team Bereitschaftsdienst. Die übrige Zeit ist man ständig mit der Maschine beschäftigt: bei realen Trainingsflügen, im Simulator, oder indem man sich mit der Technik beschäftigt. Das ist wie bei einem Profisportler oder ?musiker, der sich um jeden Aspekt seiner Tätigkeit kümmern muss, damit im Ernstfall jeder Handgriff selbstverständlich sitzt.

Sie sind einer von 14 Piloten der Österreichischen Luftstreitkräfte, die wissen, wie sich der Flug mit einem Eurofighter anfühlt. Teilen Sie doch bitte ein paar Ihrer Erfahrungen mit uns.

Der Eurofigher ist ein hochmodernes Kampflugzeug der neuesten Generation und bildet das Rückgrat der österreichischen Luftstreitkräfte - Foto: P. Radosta / Austrian Wings

Die Kombination aus Hochtechnologie und geballter Kraft ist atemberaubend. Ich selbst bin schon viele Jets geflogen. Aber verglichen mit dem Draken oder dem Saab 105 ist der Eurofighter eine andere Liga. Seine Beschleunigung ist unglaublich ? man erreicht innerhalb einer Minute 10.000 Meter. Dazu ist er unglaublich wendig: Man kann so enge Kurven fliegen, dass der Körper mit bis zu 9 G belastet wird ? das entspricht dem neunfachen Körpergewicht. Das gibt dir schon einen Kick.

Wie wird man denn eigentlich Eurofighter-Pilot?

Die meisten von uns waren schon als kleine Buben vom Fliegen fasziniert. Aber Begeisterung allein reicht nicht: Um Pilot bei den Österreichischen Luftstreitkräften zu werden, muss man zuerst einen strengen medizinischen und psychologischen Check bestehen. Dann wartet eine harte und schwierige Ausbildung auf einen, für die man viel starken Willen und Durchsetzungsfähigkeit braucht. Am Beginn findet eine Selektion auf kleinen Propellorflugzeugen statt, dann spezialisiert man sich entweder auf Hubschrauber oder Flächenflugzeuge. Der Weg zum Eurofighter führt über die PC-7 Flugschule in Zeltweg und die Düsentrainerstaffel in Linz-Hörsching. Bei der AirPower09 kann man sich über die Ausbildung detailliert informieren.

Alle Eurofighter-Piloten verbindet eine modische Gemeinsamkeit: ein rot-weiß-rotes Halstuch. Was hat es damit auf sich?

Diese Tradition haben wir noch aus der Zeit, als die Draken eingeführt wurden ? und wir unsere Ausbildung in Schweden absolviert haben. Jede der drei schwedischen Staffeln trug damals eigene Farben, und ihre Piloten zeigten die Zugehörigkeit durch verschiedenfarbige Halstücher. Wir Österreicher haben das übernommen und rotweißrote Schals umgelegt. Und die tragen die Piloten der ersten und zweiten Staffel bis heute ...

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