Österreich

AUA Halbjahresergebnis 2009: -166 Mio. Euro Verlust

Periodenergebnis beträgt minus 166,6 Millionen Euro aufgrund von Wertberichtigungen von Flugzeugen
Zweites Quartal besser als erstes, liegt aber ebenfalls unter den Erwartungen
Operativer Cash-flow ist mit 21,2 Millionen Euro positiv, Liquidität ist gesichert
Kostensenkungsmaßnahmen und Integration in die Lufthansa bringen positiven Ergebnisbeitrag von mehr als 300 Millionen Euro jährlich

Die Krise in der internationalen Luftfahrtindustrie hat sich im zweiten Quartal 2009 weiter verschärft. Dies spiegelt sich auch in den Ergebniszahlen der Austrian Airlines Group wieder. Austrian Airlines haben im ersten Halbjahr 2009 ein Periodenergebnis von minus 166,6 Millionen Euro erzielt. In diesem Ergebnis sind nicht cash-wirksame Wertminderungen durch Bewertungen von Flugzeugen in der Höhe von 74,3 Millionen Euro enthalten. Das bereinigte operative Ergebnis betrug minus 88,4 Millionen Euro; wobei das zweite Quartal mit einem Ergebnis von minus 18,1 Millionen Euro spürbar besser war als das erste Quartal mit minus 70,3 Millionen Euro, aber unverändert keine Rückkehr in die Gewinnzone gebracht hat.
Die Austrian-Vorstände Peter Malanik und Andreas Bierwirth: „Wir leiden wie die gesamte Branche unter der extrem schwachen Nachfrage. Die Krise zeigt schonungslos unsere Schwächen auf. Wir können mit dem Ergebnis natürlich nicht zufrieden sein. Es ist ein schwacher Trost, dass die gesamte Luftfahrtbranche derzeit mit dem Rücken zur Wand steht. Wir kämpfen mit aller Kraft gegen die Krise, und wir kämpfen mit aller Kraft darum, unsere Rentabilität strukturell massiv zu verbessern. Durch das harte Gegensteuern haben wir zunächst einmal geschafft, den Verlust im operativen Geschäft im zweiten Quartal deutlich zu reduzieren.“

Diese Tendenz zeigt sich auch bei der Entwicklung des Nettogeldflusses aus der operativen Tätigkeit (Operativer Cash-flow): Nach einem Minus von 13,8 Millionen Euro im ersten Quartal 2009 drehte der operative Cash-flow im zweiten Quartal mit einem Ergebnis von 35 Millionen Euro ins Plus und lag damit im ersten Halbjahr insgesamt bei 21,2 Millionen Euro. Die Liquidität der Austrian Airlines Group betrug zum Stichtag 30. Juni 2009 rund 180 Millionen Euro (bestehend aus 84,1 Millionen Euro Liquide Mittel und 95,5 Millionen Euro Frei verfügbare Wertpapiere). Damit ist ausreichend Liquidität bis über das Jahresende hinaus vorhanden, selbst wenn sich die wirtschaftliche Lage nicht verbessert.

Die umfassenden Maßnahmen zur Krisenbekämpfung und Steigerung der Rentabilität, die Austrian Airlines eingeleitet haben, brachten bereits im ersten Halbjahr 2009 erste Effekte. Das Krisenpaket, welches wir in den letzten Monaten entwickelt haben, trat sukzessive in Kraft. Im 2. Halbjahr 2009 wird es sich zur Gänze entfalten. Wir gehen davon aus, dass wir die angestrebte Kostensenkung von 15 Prozent bei gegebenem Treibstoffpreis-Niveau für das Gesamtjahr 2009 erreichen werden.

Die kurzfristigen Kostensenkungsmaßnahmen werden sukzessive durch nachhaltige Maßnahmen ersetzt werden. Mittelfristig wird dadurch ein positiver Ergebnisbeitrag von mehr als 300 Millionen Euro jährlich erzielt. So wird das Nachhaltigkeitspaket die Kosten schrittweise um 200 Millionen Euro pro Jahr senken. Die Reduktion des Personalaufwandes um 150 Millionen Euro im Zeitraum von 2010 bis 2015 führt zu einer weiteren Kostensenkung von rund 25 Millionen Euro jährlich. Zudem werden Austrian Airlines enorm von der Integration in den Lufthansa-Konzern profitieren – sowohl bei den Erlösen als auch bei den Kosten: Das Management rechnet mit einem Ergebniseffekt von 80 Millionen Euro jährlich bereits ab dem Jahr 2010. Bierwirth und Malanik: „Die Zusammenarbeit im Lufthansa-Konzern wird uns massiv helfen. Wir erwarten uns einen deutlichen Schub dadurch, dass wir auf das internationale Flug- und Vertriebsnetz der Lufthansa zugreifen können. Dies wird uns – bei unserer starken Ausrichtung auf das Transfergeschäft – sehr helfen. Und natürlich werden wir auch bei den Kosten beträchtliche Synergien heben können.“

Das Ergebnis für das erste Halbjahr 2009 im Überblick

Die anhaltende Nachfrageschwäche hat das zweite Quartal 2009 geprägt. Das bereinigte operative Ergebnis (bereinigtes EBIT) ist daher von 22,7 Millionen Euro im zweiten Quartal 2008 auf minus 18,1 Millionen Euro im zweiten Quartal 2009 gesunken, wobei das zweite Quartal 2008 wegen der Fußball-Europameisterschaft besonders positiv ausgefallen ist. Darüber hinaus haben nicht zahlungswirksame Wertminderungen von Flugzeugen in der Höhe von 74,3 Millionen Euro das Ergebnis maßgeblich beeinflusst. Das operative Ergebnis (EBIT) lag im zweiten Quartal 2009 bei minus 84,6 Millionen Euro gegenüber 22,9 Millionen Euro im Vorjahresquartal.

Gemeinsam mit dem Ergebnis vom ersten Quartal, das traditionell ein sehr schwaches ist, führte dies im ersten Halbjahr 2009 zu einem Rückgang beim operativen bereinigten Ergebnis (bereinigtes EBIT) auf minus 88,4 Millionen Euro. In den ersten sechs Monaten 2009 haben wir so insgesamt ein operatives Ergebnis (EBIT) von minus 161,6 Millionen Euro gegenüber minus 29,9 Millionen Euro im Vorjahr erzielt.

Das Finanzergebnis veränderte sich im ersten Halbjahr 2009 von minus 18,8 Millionen Euro auf minus 14,6 Millionen Euro. Grund dafür waren Erträge, die wir im Zusammenhang mit Wertpapieren realisiert haben.

Umsatz und Betriebsleistung

Die Flugumsätze sind im zweiten Quartal 2009 um 26,2 Prozent von 642,1 Millionen Euro auf 473,7 Millionen Euro gesunken. So wie die gesamte Luftfahrtbranche haben auch Austrian Airlines unter stark rückläufigen Buchungen gelitten. In Summe gingen so im ersten Halbjahr 2009 die Flugumsätze von 1.142,5 Millionen Euro auf 889,0 Millionen Euro zurück. Dabei war auch der Charter mit einem Umsatzrückgang von 21,6 Prozent auf 68,9 Millionen Euro betroffen. Parallel dazu ist auch die Betriebsleistung im ersten Halbjahr um 21,0 Prozent auf 969,3 Millionen Euro gesunken.

Betriebsaufwand

Der Betriebsaufwand lag im zweiten Quartal mit 599,2 Millionen Euro um 9,2 Prozent unter dem Vorjahr, im ersten Halbjahr mit 1.130,9 Millionen Euro um 10,0 Prozent unter Vorjahr.

Der Treibstoffaufwand reduzierte sich im ersten Halbjahr 2009 um 28,0 Prozent auf 179,6 Millionen Euro im Vergleich zum Vorjahr. Auf Grund der geringeren Anzahl an Flügen, musste zwar um 13,7 Prozent weniger Kerosin getankt werden. Andererseits waren wir im zweiten Quartal mit negativen Hedging- und USD/EUR-Wechselkurs-Effekten konfrontiert.

Aufgrund der Nachfragerückgänge sind auch sämtliche produktionsbedingte Aufwendungen (speziell Lande-, Handling- und Überflugsgebühren, Aufwendungen für Kommissionen und Passagierbetreuung) gesunken. Dies führte dazu, dass auch der Materialaufwand und der Aufwand für bezogene Leistungen um 17,6 Prozent auf 627,2 Millionen Euro zurückgegangen sind.

Der Personalaufwand konnte im ersten Halbjahr mit Hilfe der Maßnahmen wie Gehaltsverzicht und Kurzarbeit um 28,9 Millionen Euro auf 233,4 Millionen Euro gesenkt werden. Gleichzeitig ging auch die Anzahl der Mitarbeiter von 8.035 im ersten Halbjahr 2008 auf 7.288 per Ende Juni 2009 zurück.

Die Abschreibungen von Sachanlagen und immateriellen Vermögenswerten haben sich wegen der nicht zahlungswirksamen Wertminderung von Flugzeugen in der Höhe von 74,3 Millionen Euro von 131,6 Millionen Euro auf 187,1 Millionen Euro erhöht. Gleichzeitig reduzierte die Wertminderung der Flugzeuge in 2008 die Berechnungsbasis der Normalabschreibungen für die Folgejahre.

Flotte

Im März 2009 haben wir eine Dash 8-300 an die kanadische Fluggesellschaft Air Inuit verkauft und übergeben. Ebenfalls im März haben wir mit dem Flugzeughersteller Bombardier vereinbart, dass sie die vier bestellten Dash 8-400 statt im November 2010 bereits im Oktober 2009 ausliefern werden.
Aufgrund der Kapazitätsrücknahmen waren nicht alle Flugzeuge der Austrian Flotte im Einsatz. Ende Juni 2009 waren drei Flugzeuge aus der Airbus A320 Familie und drei Canadair Jet CRJ200 vorübergehend stillgelegt.

Darüber hinaus haben wir im ersten Quartal begonnen, die Boeing 767-300ER schrittweise mit Winglets, den nach oben gebogenen Enden an den Tragflächenspitzen, welche die Aerodynamik des Flugzeugs verbessern, auszurüsten. Per Ende Juni hatten bereits vier Flugzeuge der Austrian Airlines Flotte die Winglets. Durch diese Maßnahme können wir rund 5 Prozent vom Treibstoff pro Jahr einsparen. Das entspricht in etwa 1.000 Tonnen Kerosin pro Flugzeug.

Segmente

Nachdem wir das Angebot im ersten Halbjahr sukzessive reduziert haben, gingen parallel dazu auch die Flugumsätze in allen Verkehrsgebieten zurück.

In Summe reduzierten sich diese im Liniensegment im ersten Halbjahr um 22,2 Prozent auf 820,1 Millionen Euro. Das operative Ergebnis (EBIT) verschlechterte sich auf minus 150,4 Millionen Euro (Vorjahr: minus 24,6 Millionen Euro). Der Einheitsertrag ist um 8,4 Prozent gegenüber Vorjahr gesunken.

Auch im Chartersegment haben wir das Angebot sukzessive reduziert. Gemessen in angebotenen Sitzkilometern haben wir dieses im Vergleich zum Vorjahr um 23,5 Prozent gekürzt und weniger Flüge nach Spanien, Ägypten, Griechenland und Türkei angeboten. Auch bei den Flügen aus Großbritannien, Irland und Russland haben wir Einbußen verzeichnet. Zuwächse hingegen hatten wir bei den Flügen nach Tunesien, Kroatien und Kenia. In Summe sind im Chartersegment im ersten Halbjahr 389.352 Passagiere mit Lauda Air geflogen. Die Flugumsätze lagen in den ersten sechs Monaten bei 68,9 Millionen Euro. Das operative Ergebnis (EBIT) lag bei minus 12,8 Millionen Euro.

Das Segment ergänzende Dienstleistungen umfasst technische Dienstleistungen, Fremdhandling und Flugzeugvermietungen. Die Umsatzerlöse sind hier im ersten Halbjahr um 1,8 Millionen Euro auf 139,6 Millionen Euro gesunken. Das operative Ergebnis (EBIT) belief sich auf 1,6 Millionen Euro (Vorjahr: 2,4 Millionen Euro).

Ausblick

Die Privatisierung der Austrian Airlines Group läuft nach Plan. Vergangenen Freitag hat die EU-Kommission bekanntgegeben, dass sie mit der Deutschen Lufthansa AG eine Einigung über die Voraussetzungen für eine Genehmigung des Zusammenschlusses erzielt hat. Zugleich haben wir im Beihilfeverfahren klare Signale für eine positive Entscheidung bekommen. Es ist daher sehr wahrscheinlich, dass der Zusammenschluss im August formal besiegelt wird, und möglicherweise auch noch im August, spätestens aber im Laufe des Monats September, das Closing stattfinden wird. Wir werden damit einen wichtigen Meilenstein in der Geschichte der Austrian Airlines Group erreichen. Wir werden den Zusammenschluss mit voller Kraft zügig umsetzen, um schnellstmöglich das volle Potential sämtlicher Synergieeffekte zu heben.

Aus heutiger Sicht gehen wir davon aus, dass die schwierigen Rahmenbedingungen die Airline-Industrie nachhaltig verändern und zu einer weiteren Konsolidierung innerhalb der Airlinebranche führen werden. Eine nachhaltige Effizienzsteigerung wird über den Erfolg oder Misserfolg jeder einzelnen Airline entscheiden. Die Liquidität der Austrian Airlines Group reicht bis über das Jahresende hinaus, selbst wenn sich die wirtschaftliche Lage nicht verbessern sollte. Die Integration in den Lufthansa Verband wird Austrian Airlines die zusätzliche Stärke geben, um nachhaltigen Unternehmenserfolg zu erwirtschaften.

Die Zahlen im Detail:

EUR Mio.

1-6/2009

1-6/2008

+/- %

4-6/2009

4-6/2008

+/- %

Umsatzerlöse

934,6

1.194,7

-21,8

495,8

669,4

-25,9

Betriebsleistung

969,3

1.226,2

-21,0

514,6

682,8

-24,6

Betriebsaufwand

1.130,9

1.256,1

-10,0

599,2

659,9

-9,2

EBITDAR1,2

49,9

133,6

-62,6

58,1

106,8

-45,6

EBITDAR1,2 bereinigt3

48,8

141,3

-65,5

50,3

106,6

-52,8

Operatives Ergebnis (EBIT)2

-161,6

-29,9

-

-84,6

22,9

-

Operatives Ergebnis (EBIT)2 bereinigt3

-88,4

-22,2

-

-18,1

22,7

-

Finanzergebnis

-14,6

-18,8

22,3

-3,8

-3,2

-18,8

Ergebnis vor Steuern

-177,2

-40,3

-

-89,1

20,1

-

Periodenergebnis

-166,6

-48,7

-

-78,5

11,7

-

 

1 Operatives Ergebnis (EBIT) vor assoziierten Unternehmen, vor Abschreibungen und Leasingaufwendungen.
2 Umgliederung der erwarteten Erträge aus dem Planvermögen vom Personalaufwand zum Zinsaufwand.
3 Bereinigt um das Ergebnis aus Anlageverkäufen, sonstige Kosten der Abgabe von Flugzeugen, stichtagsbezogene Fremdwährungsbewertungen sowie Wertminderungen aufgrund der Bewertung von Flugzeugen.

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