Unausgelastete Strecken und Zahl der Maschinen auf dem Prüfstand
(pte) Die wegen der globalen Rezession in die roten Zahlen geratene bahrainische Fluggesellschaft Gulf Air erwägt Neuverhandlungen über bereits bestellte 35 Airbus- und 24 Boeing-Maschinen. Wie die Airline des Inselstaats im Persischen Golf heute, Montag, bekannt gab, werden sowohl Anzahl als auch Größe der Flugzeuge auf den Prüfstand gestellt. Der Chef der in Staatsbesitz befindlichen Gulf Air Samer Majali kündigte an, mit aller Macht aus der Verlustzone kommen zu wollen. Insider bewerten den Schritt Gulf Airs in Zeiten wie diesen zwar als konsequent. Für die EADS-Tochter und ihren Erzrivalen könnte dies hingegen mit Blick auf die Auftrags- und auch Beschäftigungssituation negative Auswirkungen haben.
"Gulf Air wird nicht die einzige Fluggesellschaft sein, die in diesen Tagen über Bestellungen bei Airbus und Boeing verhandeln und Stornierungen sowie Aufschiebungen durchsetzt", so Airline-Analyst Bernd Maurer von der Raiffeisen Centrobank im Gespräch mit pressetext. Laut dem Branchenkenner haben vor allem auch die europäischen Carrier im Zuge der Unterauslastungen teils massiv die eigenen Überkapazitäten reduziert. "Vor diesem Hintergrund wird es noch einige Zeit dauern, bis Neubestellungen eingehen werden", erläutert Maurer. Schließlich müssen erst einmal die geparkten Flugzeuge im Zuge eines Aufschwungs Verwendung finden.
Der ehemalige Royal-Yordanian-Vorstandsvorsitzende lässt zudem überprüfen, ob schwach frequentierte Strecken sowie Personal eingespart werden kann. Sogar Fusionsgespräche will der Gulf-Air-Chef gegenwärtig nicht ausschließen. Der aktuell radikale Einsparkurs kommt für Beobachter aber nicht unerwartet. Schließlich galten vor allem die Fluggesellschaften in der Golfregion - darunter auch Emirates sowie Qatar Airways - lange Zeit als diejenigen mit den international stärksten Wachstumszahlen. Gulf Air leidet unter unternehmensspezifischen Problemen, die sich besonders in der mangelnden Auslastung der Strecken zeigen. Dies hatte vor Jahren dazu geführt, dass man Verluste schrieb und die aktuelle Krise nun ihr Übriges tat.
Neben dem Streichen von Routen, die keine volle Auslastung bringen, will Majali aber auch Verbindungen wie in die irakische Hauptstadt Bagdad anbieten. An dieser Entscheidung soll trotz Überkapazitäten festgehalten werden, ließ der Manager wissen. Obwohl Boeings sowie Airbus' Auftragslage dadurch zurückgehen würde, bleiben die Auftragsbücher prall gefüllt. Allein die EADS-Tochter Airbus hatte zur Jahresmitte Bestellungen für neue Maschinen im Wert von 343 Mrd. Euro vorliegen. Auch schreiben der europäische Luft- und Raumfahrtriese wie auch sein US-amerikanisches Pendant trotz Krise Gewinne. Trotzdem sind Stornierungen ärgerlich für beide Konzerne. Hinzu kommen bei beiden Neubauentwicklungsverzögerungen.
Peinliche Verspätungen von Testflügen lasten bereits seit den vergangenen Monaten auf den Images beider Unternehmen. Bei den Amerikanern ist es das Modell 787 Dreamliner. Airbus hat dagegen Probleme mit dem Militärflugzeug A400M. Finanzielle Auswirkungen aus den Pannen und Strafzahlungen durch die erwartete vierjährige Verspätung sind jedoch noch nicht absehbar.
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red AW/ Pressetext.at