Branche hat laut Experten das Schlimmste bereits überstanden
(pte) - Der deutsche Luftfahrtexperte Gerd Pontius sagt den europäischen Fluglinien einen entbehrungsreichen Winter voraus. "In den nächsten zwölf bis 15 Monaten werden einige namhafte Unternehmen den Markt verlassen", wird er bei Welt Online zitiert. Anlass gebend für die Prognose Pontius' ist die aktuelle Wirtschaftskrise, die sich in der Luftfahrtbranche besonders verheerend niederschlägt. Lufthansa, British Airways, Air France-KLM und nicht zuletzt die österreichische Austrian sind gebrannte Kinder der Krise und kämpfen mit teilweise drastischen Umsatzrückgängen. Pontius, Vorstand des Airline-Beratungsunternehmens Prologis , schürt die in der Branche grassierenden Existenzängste jetzt noch weiter.
Die Umsatzrückgänge zeichnen sich besonders in den gehobenen Beförderungsklassen First und Business ab. Grund hierfür ist, dass viele Unternehmen die Reisebudgets ihrer Mitarbeiter zum Teil stark zurückgeschraubt haben und sich zweimal überlegen, ob sie einen Angestellten überhaupt auf eine teure Dienstreise schicken. Überdies finden sich besonders auf Kurzstrecken mehr und mehr Geschäftsreisende in der billigeren Economy-Klasse. "Für Fluglinien wird es immer schwieriger, ihre Premium-Sitze zu füllen. Dies beeinträchtigt natürlich die durchschnittlichen Erlöse pro Flug", berichtet Christian Götz, Analyst bei der Landesbank Baden-Württemberg, gegenüber pressetext.
Ein hoher Anteil an Reisenden der ersten oder Business-Klasse im Passagiermix bringt den Airlines beträchtliche Einnahmen. Netzwerke wie Star Alliance oder SkyTeam wurden dem Vernehmen nach hauptsächlich deswegen gegründet, um die gehobene Klientel auf breiter Basis abschöpfen zu können. In der Branche wird kolportiert, dass die Hälfte des Gewinns in der Passagierbeförderung im Premiumsegment erwirtschaftet wird. Die Kosten pro Passagier aus der gehobenen Klasse sind im Prinzip nicht höher als für einen aus der Economy-Klasse, rechnet Götz im Gespräch mit pressetext vor. Premium-Passagiere bekommen im Flugzeug zwar einige Zusatzangebote, wie etwa einen komfortableren Sitz, kostenlose Getränke oder ein Unterhaltungsprogramm. Im Vergleich zu den Kosten für Flugpersonal und Treibstoff, die ohnedies bei jedem Flug anfallen, sei dieser Aufwand jedoch zu vernachlässigen, so Götz. Aus diesem Umstand ergeben sich folglich auch die hohen Margen im Premiumsegment. Letztlich seien Luxus-Angebote außerhalb des Flugzeugs, etwa Lounges oder exklusive Parkangebote, für einen Passagier nicht wirklich entscheidend. Wichtig sei, dass der Flug so angenehm, sicher und schnell wie möglich abläuft, erklärt Götz.
Der Experte prognostiziert, dass die lukrativen Business- oder First-Class-Sitze auf Kurzstreckenflügen in Zukunft aufgrund der geringeren Nachfrage schrumpfen könnten: "Ich kann mir aber nicht vorstellen, dass die Fluglinien gänzlich auf sie verzichten werden." Man müsse die aktuelle Krise in der Branche, die laut Götz bereits ihre Talsohle erreicht hat, abwarten und auf Erholung im nächsten Jahr hoffen. Bis dahin seien in der Branche noch einige Übernahmen, Zusammenschlüsse oder gar Insolvenzen zu erwarten, sagt der Analyst. Kleinere, von der Krise schwer gebeutelte Flugunternehmen wie die Austrian Airlines, Brussels Airlines und British Midland haben bereits das rettende Ufer in Form der Lufthansa gefunden, anderen Fluggesellschaften dürfte eine Übernahme aber noch bevor stehen. (Ende)
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red AW / Pressetext Austria