Skyeurope, wer?
Ein Lokalaugenschein in Bratislava am Tag 1 nach dem Konkurs der Airline. Wer einen Tag nach der Betriebseinstellung der Slowakischen Skyeurope Airlines den Flughafen von Bratislava aufgesucht hat, war verwundert. Friedhofsstimmung am Flughafen!
Dort wo vor einigen Tagen noch das Chaos herrschte, durch den zusätzlichen Verkehr aus Wien, tut sich heute überhaupt nichts mehr.
Wie ein Geisterflughafen - Terminal des Flughafens Bratislava (Pressburg) Ivanka
Nur sehr wenige Flugbewegungen sind am Vorfeld zu sehen und so gut wie keine Passagiere befinden sich um 13:00Uhr im Terminal.
Ich mache mich bei meinen Lokalaugenschein in Bratislava auf die Suche nach den letzten Zeichen, des ehemals „führenden Low-Cost-Carrier in Österreich, der Tschechischen Republik und der Slowakei“.
Soweit zumindest noch vor kurzen die Beschreibung der Airline in ihren Pressemeldungen. Am ehemaligen Skyeurope Schalter im Terminalgebäude liegt nur ein Ausdruck der Airline Homepage auf, in dem man nachlesen kann, dass der Flugbetrieb eingestellt wurde.
Der ehemalige Ticketschalter von SkyEurope
Ich mache ich mich auf, um die letzten Flugzeuge der Airline am Vorfeld des Flughafens zu suchen.
Die gestrandeten Skyeurope Passagiere haben anscheinend schon vor längeren den Terminal verlassen.
Im Gebäude wird eifrig geputzt, es hat fast schon den Eindruck als wollte der Flughafen die letzten Spuren der Airline wegwischen.
Zunächst sind vom Terminal aus keine Skyeurope Flugzeuge zu sehen. Erst vor dem ehemaligen Skyeurope Hangar stehen die OM-CLB und die Litauische LY- AWG Boeing untätig herum. Im Hangar befinden sich die OM-CLA und die zweite Litauische Maschine mit der Kennung LY-AWF. Der Versuch einen Skyeurope Mitarbeiter ausfindig zu machen scheitert.
Trauriger Anblick - das Ende einer Airline bedeutet immer auch den Verlust von Arbeitsplätzen hochmotivierter Mitarbeiter
Ich stehe alleine mit meinem Begleiter im Hangar vor den geöffneten Maschinen. Erst nach mehrmaliger Nachfrage gelingt es uns einen Skyeurope Mitarbeiter der Technik anzusprechen, dieser betont jedoch sofort „ehemaliger“ Mitarbeiter der Airline zu sein.
In mehreren Säcken hat er seine ehemalige Skyeurope Bekleidung zusammengepackt und belädt damit seinen privaten Pkw im Hangar.
Nach einigen Gesprächen bekomme ich erstmals zu hören, dass die ehemaligen Mitarbeiter der Airline, welche laut Gerüchten schon seit längerer Zeit auf ihren Gehalt verzichten mussten, einiges an Verwertbaren mit nachhause genommen haben dürften!
Angeblich soll eine andere Airline, welcher Skyeurope Airlines noch eine Menge Geld schulden dürfte, sich mit technischem Equipment eingedeckt haben.
Meine Erkundungstour geht weiter zum Büro der Airline. Bereits vor dem Gebäude ist an den ehemaligen Skyeurope Fahrzeugen zu erkennen, dass man die Beschriftung der Airline inzwischen entfernt hat.
Ich betrete das Gebäude und wundere mich über die vielen Büromöbel die anscheinend zur Abholung bereit stehen.
Einzelne Mitarbeiter der Airline durchkreuzen das Gebäude, es kommt zu Abschiedsszenen untereinander und man möchte als Außenstehender nicht in der Situation der armen Mitarbeiter sein.
Ein ehemaliger Pilot der Airline, der an der Rezeption wartet ist mir gut bekannt. Er ist seit Anfang 2001 bei der Airline, und es ist ihm seine Trauer über das Ende von SkyEurope ins Gesicht geschrieben.
Zum ersten mal höre ich davon, dass um 14:30 Uhr der letzte Überflug einer Skyeurope Maschine in Bratislava bevorsteht.
Angeblich handelt es sich um einen Boeing 737NG Überstellungsflug aus Prag auf dem Weg nach Budapest. Laut seinen Aussagen soll die Maschine dabei einen Low Pass über den Flughafen machen und sich somit von den versammelten Mitarbeitern verabschieden.
Nachdem es mir nicht gelingt in die Skyeurope Räumlichkeiten vorzudringen und alle bisher bekannten Kontakte telefonisch nicht erreichbar sind, begebe ich mich nochmals zum Flughafen.
Am Vorfeld angekommen sehe ich, dass sich wirklich an die 50 ehemaligen Skyeurope Mitarbeiter am technischen Vorfeld des Flughafens versammelt haben.
Alle anwesenden Blicken hoffnungsvoll in den Himmel. Ich bin fasziniert von der Loyalität der Skyeurope Belegschaft.
Mitarbeiter die die Fluggesellschaft aufgebaut hatten und jahrelang ihr Herzblut in das Unternehmen gesteckt haben, stehen jetzt vereint am Vorfeld um den letzten Überflug einer Skyeurope Maschine gemeinsam abzuwarten.
Nachdem sich zum angegebenen Zeitpunkt nichts tut, wende ich meine Aufmerksamkeit nochmals den abgestellten Skyeurope Maschinen zu.
Einige Litauische Techniker übernehmen anscheinend die beiden Maschinen und machen einige Checks am Vorfeld.
Die OM-CLA, eine ex United 737-300, kam auch regelmäßig von/nach Wien zum Einsatz
Zwei Push-Back Fahrzeuge kommen um die im Hangar stehende LY-AWF heraus zu ziehen. Der Versuch misslingt als man anscheinend die Hangartore nicht öffnen kann.
Ich muss mich mit meiner Begleitung wieder aufmachen und bleibe nochmals bei den ehemaligen Mitarbeitern am Vorfeld stehen, die immer noch auf den Überflug warten.
Wie es scheint vergebens, denn als ich um 16:30 Uhr den Flughafen endgültig verlasse, ist die Skyeuope Maschine immer noch nicht angekommen.
Der letzte Skyeurope Flug endet wie die restlichen Flüge der letzten Wochen, mit Verspätung oder einer Streichung ...
Folgende Artikel könnten Sie auch interessieren:
Seagle Air stellt Insolvenzantrag
SkyEurope löst sich formell auf
Geiler Geiz? - Zum Ende von SkyEurope
SkyEurope Vorstand: "Wollen weitermachen!" SkyEurope Pleite - AUA bietet gestrandeten Passagieren Heimholung an
Links:
Text & Fotos: Martin Dichler
Der Autor ist Obmann der Flughafenfreunde Wien