Noch während des Zweiten Weltkrieges erteilte die US-Airforce den Auftrag zur Entwicklung eines Nachfolgemodells für ihre C-54 Transporter. Als Douglas 1946 die erste DC-6 präsentierte, war der Krieg endlich zu Ende. So wurde die Maschine ein ziviler Erfolg und flog ab ihrer Auslieferung 1947 – in Konkurrenz zur berühmten Lockheed Constellation – vornehmlich auf der Transatlantikstrecke.
Kein "Fly by Wire" sondern harte Handarbeit - um die DC 6 zu bändigen ist viel fliegerische Erfahrung notwendig
Unglücklicherweise gab es jedoch einen Konstruktionsfehler, der zu Bränden in der Kabine führen konnte. Bis zur Behebung dieses Fehlers mussten alle Maschinen am Boden bleiben. Für Passagiere und Besatzung von Flug UA 608 kam diese Entscheidung jedoch zu spät. Ihre Maschine war aufgrund der Tatsache, dass sich das Benzinventil direkt über dem Kabinenheizer befand, in Brand geraten und abgestürzt. Nachdem der Konstruktionsfehler jedoch behoben war, bewährte sich die DC-6 jahrzehntelang als zuverlässiges Verkehrsflugzeug, das bis zu 102 Passagiere transportieren konnte.
Als Ende der 1950er Jahre die ersten Jets aufkamen, wurden die Propellermaschinen zunächst auf die Kurzstrecken verbannt oder an kleinere Gesellschaften abgegeben. In den 1960er und 1970er Jahren wurden sie ausgemustert, verschrottet oder zu Frachtern umgebaut. Vor allen Dingen viele ärmere Länder, die sich noch keine Jets leisten konnten, flogen die DC-6 lange als Regierungs- und VIP-Flugzeug.
Eine dieser Maschinen ist eine DC-6B, die 1958 gebaut wurde. Sie wurde an die staatliche Fluggesellschaft Jugoslawiens, JAT, ausgeliefert. Der damalige Staatschef Marshall Tito ließ sich die Maschine zur VIP-Maschine umbauen und benutzte sie bis 1975, bevor er sie nach Zambia verkaufte. Dort wurde sie noch eine Zeit lang genutzt, bevor man sie am Flughafen von Lusaka abstellte und sie dort ihrem Schicksal überließ.
Im März 2000 entdeckte Sigi Angerer, Chefpilot der Flying Bulls mit mittlerweile über 19.000 Flugstunden im Flugbuch, die Maschine in Afrika. Wenige Tage später stand er erneut - diesmal gemeinsam mit dem Geschäftsführer der Flying Bulls – in Afrika am Vorfeld, und die beiden bereiteten alles für einen Kauf der Maschine vor, die sich zu diesem Zeitpunkt nicht gerade in einem sehr guten Zustand befand! Am 07. Juli 2000 erhob sich die DC-6 schließlich mit Ziel Österreich. Die Maschine war gerade einmal flugtauglich gemacht worden, mehr nicht, und so war der 28stündige Überstellungsflug von Windhuk nach Salzburg, der sich über vier Teilstrecken erstreckte, ein echtes Abenteuer.
Salzburg ist seit dem Jahr 2000 der neue Heimatflughafen der DC 6B
Mehrere Jahre lang - von 2001 bis 2004 - wurde die alte Dame fachkundig restauriert. Das Interieur wurde so historisch wie möglich, luxuriös, gestaltet. Das Cockpit behielt seinen Charme und wurde dennoch – ganz dezent – den Erfordernissen des modernen Flugbetriebes angepasst.
Die DC 6B und ihre Besatzung sind stets gefeierte Gäste auf den Airshows - hier bei der Airpower09 - Foto: R. Reiner / Austrian Wings (für eine größere Darstellung klicken Sie bitte auf das Bild)
Von außen ist die Maschine leicht zu erkennen – trägt sie doch die Farben von Red Bull und prangen zwei Bullen am Leitwerk.
Dietrich Mateschitz, Harald Reiter, Sigi Angerer und all den anderen Enthusiasten rund um die "Flying Bulls" aus Salzburg ist es zu verdanken, dass wir in Österreich immer wieder eine DC-6 am Boden und am Himmel bewundern, dem traumhaften Klang ihrer alten Motoren lauschen dürfen.
e
Wie überhaupt die Flying Bulls dank der Leidenschaft für alte Flugzeuge von Red Bull-Chef Mateschitz ein Lichtblick in der nationalen und internationalen Luftfahrtszene sind. Der Verfasser dieser Zeilen wünscht den Fliegenden Bullen aus Salzburg auch für die Zukunft alles Gute!
Auch auf der diesjährigen Airpower war die DC 6B zugegen - Foto: R. Reiner / Austrian Wings (für eine größere Darstellung klicken Sie bitte auf das Bild)
Technische Spezifikationen:
- Baujahr: 1958
- Länge: 32,18 Meter
- Spannweite: 35,81 Meter
- Tragflügelfläche: 135,9 Quadratmeter
- Höhe (bis zum Seitenleitwerk): ca. 8,71 Meter
- Triebwerk: 4x PW R 2800 CB-3 Doppelsternmotor mit je 2.500 PS
- Maximales Startgewicht: 47.000 Kilogramm
- Maximale Reichweite: 8.400 Kilometer (abhängig von Beladung & Wetter)
- Höchstgeschwindigkeit: 550 Stundenkilometer
- Reisegeschwindigkeit: 460 Stundenkilometer
Folgende Artikel könnten Sie auch interessieren:
Fotoreportage Bücker Treffen 2009 in Wels
Links:
Fotos der N996DM bei Airliners.net
Text: CvD
Fotos (sofern nicht anders angegeben): Flying Bulls