Wie der Dachverband der Fluglinien, die IATA, heute in Genf mitteilte, rechnen die Fluglinien auch für 2010 mit hohen Verlusten. Die International Air Transport Association (IATA) hat ihre Finanzprognose für 2010 nach unten korrigiert. Danach rechnet die IATA im kommenden Jahr im globalen Luftverkehr mit Verlusten in Höhe von 5,6 Milliarden US-Dollar.Im September hatte der Verband noch einen Verlust von 3,8 Milliarden US-Dollar für die Luftfahrtindustrie in 2010 prognostiziert. Für das laufende Jahr 2009 erwartet die IATA weiterhin weltweit Verluste von 11 M illiarden US-Dollar. Giovanni Bisignani, Director General und CEO der IATA:"Ein Annus Horri bilis geht zu Ende, das gleichzeitig ein Decennis Horribilis zum Abschluss bringt, zehn Jahre voller Herausforderungen für den Luftverkehr. Zwischen 2000 und 2009 haben Fluggesellschaften insgesamt 49,1 Milliarden US-Dollar verloren, also durchschnittlich 5 Milliarden US-Dollar pro Jahr."
Bisignani weiter: "Das Schlimmste haben wir wahrscheinlich überstanden. Für 2010 zeigen eigene Schlüsselindikatoren in die richtige Richtung. Die Nachfrage wird sich vermutlich weiterhin verbessern. Allerdings steigen die Treibstoffkosten und die Erträge erweisen sich weiterhin als katastrophal. Fluggesellschaften werden im kommenden Jahr mit einem Minus von 5,6 Milliarden US-Dollar deutlich in den roten Zahlen bleiben."
Nach der aktuellen Finanzprognose erwartet die International Air Transport Association für 2010 im Vergleich zum laufenden Jahr eine Umsatzsteigerung um 4,9 Prozent auf 478 Milliarden US-Dollar. Trotz der Zunahme blei ben die Umsätze aber um 57 Milliarden US-Dollar hinter dem Spitzenwert von 2008 (535 Milliarden US-Dollar) zurück. Nach einem Rückgang um 4, 1 Prozent in 2009 soll die Passagiernachfrage im kommenden Jahr um 4,5 Pr ozent anziehen, das sind mehr als die ursprünglich vorhergesagten 3, 2 Prozent, die noch in der Finanzprognose vom September erwartet wurden. Gleiches gilt für die Nachfrage im Frachtgeschäft. Sie soll, nach dem Rückgang um 13 Prozent in 2009, im kommenden Jahr um 7 Prozent auf 37,7 Millionen Tonnen steigen.
Im Frachtgeschäft rechnet die Luftfahrtbranche für 2010 mit einer lei chten Verbesserung der Ertragslage um 0,9 Prozent. Im Passagierverkehr is t aufgrund von Überkapazitäten im Markt und gekürzten Budgets im Ge schäftsreisesegment jedoch mit keiner Steigerung der Erträge zu rechnen, sie bleiben auf außergewöhnlich niedrigem Niveau. Durch eine g eringere Flugzeugnutzung haben Airlines ihre Kapazitäten bereits der Nachfrage angepasst.
Insgesamt 1.300 neue Flugzeuge, die für 2010 zur Aus lieferung anstehen, werden den Druck auf die Ertragslage allerdings weiter erhöhen. Bei den Treibstoffkosten erwartet die Luftfahrtbranche in 2010 einen durc hschnittlichen Ölpreis von 75 US-Dollar pro Barrel (2009: 61,8 US-Dolla r pro Barrel). Damit werden die Treibstoffkosten einen Anteil von 26 Proz ent an den Betriebskosten ausmachen. Dieser Wert liegt einerseits niedrig er als 2008, als die Treibstoffkosten mit rund 32 Prozent zu Buche schlugen, andererseits aber doppelt so hoch wie in den Jahren 2001-2002, als die Kosten für Treibstoff nur bei rund 13 Prozent der gesamten Betriebsko sten lagen.
"Die Zahl der Passagiere wird wieder den Spitzenwert von 2007 erreichen, dies jedoch bei Erträgen, die um 30 Milliarden US-Dollar niedriger liegen als damals. Das Geldpolster der Airlines von 38 Milliarden US-Dollar hilft, die schwache Wintersaison zu überstehen, aber für 2010 ist keine Besserung in Sicht. Die harten Zeiten gehen weiter", so Bisignani.
Mit Blick auf die Regionen erwarten, mit Ausnahme Afrikas, Fluggesellschaften auf allen Erdteilen eine Verbesserung in 2010 verglichen mit d em laufenden Jahr. Nach der Finanzprognose werden Airlines in Europa mit 2,5 Milliarden US-Dollar (2009: 3,5 Milliarden US-Dollar) den größten Verlust verzeichnen. Hier haben Fluggesellschaften mit einer nur zöger lichen wirtschaftlichen Erholung zu kämpfen. Außerdem können sie di e Kapazitäten aufgrund der Slot-Regeln nur bedingt der Nachfrage anpass en. Fluggesellschaften im asiatisch-pazifischen Raum erwarten einen Verlust von 700 Millionen US-Dollar und zeigen, verglichen mit erwarteten 3,4 Milliarden US-Dol ar Verlust in 2009, die stärkte Verbesserung aller Regionen. Mit geringeren Verlusten rechnen auch die Airlines in Nordamerika (2010: 2,0 Mil liarden US-Dollar; 2009: 2,9 Milliarden US-Dollar) und dem Nahen und Mitt leren Osten (2010: 300 Millionen US-Dollar; 2009: 1,2 Milliarden US-Dollar). Einzig in Lateinamerika bleiben Airlines dank einer vergleichsweise s tarken regionalen Wirtschaft profitabel und erwarten im kommenden Jahr, wie schon 2009, einen Gewinn von 100 Millionen US-Dollar. Fluggesellschaften in Afrika bleiben 2010 dagegen mit 100 Millionen US-Dollar im Minus, ein unveränderter Wert gegenüber 2009. Bisignani: "Die Branche ist aus dem Gleichgewicht geraten. Die Erträg e werden sich vermutlich nie ganz erholen. Es ist schwierig auszumachen, wie dies auf der Kostenseite ausgeglichen werden kann.
Nach einem Jahrzehnt von Kostenreduktionen werden weitere Einsparungen im besten Fall schri ttweise erfolgen können. Und das Risiko steigender Treibstoffkosten wird bleiben. Natürlich wird es einzelne Erfolgsgeschichten geben. Ohne je doch die Fundamente der Luftfahrt grundlegend zu verändern, wird es ein Traum bleiben, in dieser stark fragmentierten Branche Geld zu verdienen. Konsolidierung ist die große Hoffnung für die Branche. Die erste Runde von Fusionen, die in diesem fürchterlichen Jahrzehnt begonnen hat, ist ein Schritt in die richtige Richtung. Aber sie wurde eingeschränkt durch ein archaisches System von Eigentumsbeschränkungen. Ein Anhäuf en der Verluste wie derzeit kann die Branche nicht verkraften. Im nächsten Jahrzehnt muss die Konsolidierung einfacher werden", forderte Bisig nani.
Die IATA betonte bereits im heurigen Sommer, dass die Verluste "deutlich größer" seien als jene nach dem 11. September 2001.
Der Luftfahrtverband IATA (International Air Transport Association) repräsentiert rund 230 Fluggesellschaften weltweit, die 93 Prozent des interna tionalen Luftverkehrs ausmachen.
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