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Lockerbie Attentat - Vergleich mit "Holocaust Leugnung"

Ende einer Heimreise - drei Tage vor Weihnachten starben an Bord von Pan Am 103 insgesamt 259 Passagiere und Besatzungsmitglieder; 11 Einwohner von Lockerbie fanden ebenfalls den Tod; während vor allen Dingen zahlreiche Hinterbliebene britischer Opfer seit Jahren davon überzeugt sind, dass El Megrahi nicht der (alleinige) Täter sein kann, rastete jetzt in den USA ein Sprecher der Hinterbliebenenvereinigung "Victims of Pan Am Flight 103" offenbar aus: er bezeichnete jeden Zweifel an der Schuld von Megrahi als genau so schlimm wie die Leugnung des Holocaust, und das obwohl der vermeintliche Täter niemals einwandfrei identifiziert oder zweifelsfrei mit der Tat in Verbindung gebracht werden konnte!

Eine verbale Entgleisung der besonderen Art leistete sich jüngst ein gewisser Frank Duggan, offizieller Sprecher der Vereinigung "Victims of Pan Am Flight 103". Er stellte jene Menschen, die nicht an alleinige Schuld von Abdelbasset Ali Mohammed el Megrahi glauben, auf eine Stufe mit so genannten "Holocaust Leugnern". Namentlich kritisierte er auch den weltweit angesehenen Rechtsprofessor Robert Black, auf dessen Vermittlung hin der Prozess gegen den mutmaßlichen Attentäter überhaupt erst stattfinden konnte.

Professor Black wollte zu diesen absurden Verbalinjurien laut "TimesOnline" keine Stellungnahme abgeben. Abdelbasset Ali Mohammed el Megrahi war von einem schottischen Gericht in den Niederlanden für schuldig befunden worden, den Anschlag auf Pan Am 103 am 21. Dezember 1988, bei dem 270 Menschen starben, ausgeführt zu haben. Im August dieses Jahres wurde er aufgrund seiner schweren Krebserkrankung im Endstadium aus der Haft entlassen und durfte nach Lybien ausreisen.

Zweifel an seiner Schuld bestanden zu allen Zeiten - es soll massive Mängel im Beweisverfahren gegeben haben. Unter anderem gibt es laut Megrahis Anwälten Beweise, dass der Hauptbelastungszeuge von Geheimdiensten mehrere Millionen Dollar erhalten habe. Selbst der damalige UN-Prozessbeobachter äußerte sich mehrfach öffentlich dahingehend, dass er Megrahi für unschuldig halte und dass der Prozess "politisch motiviert" gewesen sei.

„Wenn dieses Urteil jemand bei mir als Seminararbeit eingereicht hätte, dann wäre das ein Nichtgenügend gewesen, wegen Inkonsistenz des ganzen Argumentes.“

Der damalige UN-Prozessbeoachter, Professor Dr. Hans Köchler über das Urteil der schottischen Richter gegen El Megrahi

Auch andere Experten und Fachmedien gingen aufgrund zahlloser Ungereimtheiten und Widersprüche (zB deutliche Indizien für eine Verstrickung der Geheimdienste in den Anschlag bzw. das Geständnis eines Beteiligten, Beweismittel manipuliert zu haben) in der Causa Lockerbie seither mindestens von einer Beteiligung weiterer Personen an dem Attentat, oftmals jedoch von der Unschuld Megrahis aus. Selbst der ehemalige frühere schottische Unterhausabgeordnete Tam Dalyell sagte laut einem Bericht der "TAZ", indirekt, dass die Regierungen der USA und Grossbritanniens in der "Causa Lockerbie" Dinge "vertuscht" hätten.

Einer der bekanntesten Kritiker an der offiziellen Theorie von Megrahi als Täter ist, neben Prof. Robert Black, übrigens der schottische Arzt und Sprengstoffexperte Dr. Jim Swire, dessen Tochter an Bord von PA 103 ums Leben kam.

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Links:

Artikel in der Times Online (Englisch)

The Framing of El Megrahi (Englisch, Artikel vom 24. September 2009 - der Autor Gareth Peirce ist britischer Strafverteidiger)

Blog von Professor Robert Black (Englisch)

red AW