Angesichts der verschärften Sicherheitsmaßnahmen nach dem vereitelten Terroranschlag auf Flug NW 253 am 26. Dezember 2009, warnt nun die Weltpilotenvereinigung IFALPA vor "blindem Aktionismus".
"Ich finde das, was jetzt passiert, ein bisschen verfrüht, um es mal vorsichtig auszudrücken. Wir müssen doch erst einmal wissen, was dort auf dem Flug nach Detroit genau passiert ist, bevor wir über eine Veränderung der Kontrollen reden", so IFALPA-Vizepräsident Georg Fongern gegenüber der Deutschen Presse Agentur (dpa).
Weiter betonte Fongern, dass sich Anschläge niemals ganz ausschließen lassen können. Er "sehe ein Problem darin, dass wir jetzt vermutlich noch mehr investieren in Dinge, die eventuell doch nicht den erhofften Gewinn an Sicherheit bringen, aber die Leute vom Fliegen abschrecken", so Fongern.
Zunächst müsse einmal die Frage geklärt werden, wie es dem Nigerianer überhaupt gelingen konnte, den potentiellen Sprengsatz an Bord von NW 253 zu bringen, bevor überzogene Maßnahmen ergriffen würden.Wörtlich sagte er zur DPA: "Wir werden eine 100-prozentige Sicherheit nie hinkriegen. Auch nicht, wenn wir alle Passagiere nach dem Prinzip Gießkanne noch schärfer kontrollieren."
Ein heikles Thema sprach Fongern auch in der Personalfrage an. Ein wesentlicher Unsicherheitsfaktor sei der Mensch selbst. Immerhin würden die meisten Angestellten der Sicherheitsfirmen, die für die Kontrollen an den Flughäfen verantwortlich sind, wenig verdienen: "Grundsätzlich ist über Technik und die Verfahren an sich zu reden, aber zunächst auch über Training des Personals. Denn eine entscheidende Frage ist: Was können wir eigentlich von so einem Niedrigstlohnempfänger erwarten, der die Kontrollen durchführt?"
Ähnlich sieht das auch der Leiter der Gewerkschaft der Polizei in Deutschland, Josef Scheuring. Gegenüber der Deutschen Presse Agentur (dpa) sagte er am Montag: "Wer Luftsicherheit will, der muss auch begreifen, dass das etwas kostet."
Georg Fongern ist Lufthansa Pilot auf Airbus A 330 / 340 und seit 2003 im Vorstand der IFALPA. Die IFALPA vertritt nach eigenen Angaben die Interessen von über 100.000 Verkehrspiloten weltweit.
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red AW