Reportagen

Der Traum vom Fliegen

... die neu gegründete SKY FLIGHT ACADEMY macht´s möglich.

Ob jung oder alt, den Traum von einer Karriere als Linienpilot hatten wohl schon die meisten von uns einmal. Wie wir alle wissen, ist die Ausbildung zum Berufspiloten ein langer und vor allem kostenintensiver Weg. Nichts desto trotz leben viele junge Leute den Traum und beginnen mit der Ausbildung in einer der zahlreichen österreichischen Flugschulen. Kein Berufspilot fällt vom Himmel, alle Kapitäne der Lüfte haben einmal klein begonnen.

Martin Dichler, Obmann der Flughafenfreunde Wien, hat sich deshalb abseits des normalen Terrains zum Flughafen Krems- Gneixendorf begeben, um mehr über die neu gegründete Flugschule Sky Flight Academy und den Ausbildungsweg eines Flugschülers bis hin zum Berufspiloten zu erfahren. Er sprach mit dem Geschäftsführer (CEO) und Eigentümer des Unternehmens, Herrn Alfred Oberhofer, der selbst erfahrener Business Jet Kapitän ist.

Austrian Wings: Sie haben im vergangen Jahr die Sky Flight Academy in Krems gegründet, was hat Sie dazu bewegt in Österreich eine neue Flugschule zu gründen?

Homebase der neuen Flugschule ist das niederösterreichische Krems

Cpt. Alfred Oberhofer: Ich habe vor knapp zwanzig Jahren am Standort Krems zu fliegen begonnen und dachte mir lange Zeit, dass eine professionelle Flugschule auf diesem Flugplatz eine ideale Ergänzung zur Vereinsschulung wäre. Da viele Flugschulen nur bis zum PPL (Private Pilot Licence) schulen dürfen, habe ich meine Überlegungen darauf gerichtet eine ergänzende Ausbildung bis zum Linienpiloten anzubieten. Der Flugplatz Krems ist gut an das Straßennetz angebunden und verfügt über eine ausreichende Infrastruktur. Warum sollte man diesen Platz in Zusammenarbeit mit dem Flugplatzbetreiber USFC Krems nicht etwas mehr beleben?

Der zweite Grund war natürlich das ausgezeichnete Team hinter mir. Ich kenne und schätze alle meine Mitarbeiter und deren Qualitäten bereits seit Jahren. Wenn man diese Synergien bündelt, kann das Unternehmen Sky Flight Academy nur erfolgreich werden.

Austrian Wings: Was unterscheidet ihrer Meinung nach ihre Flugschule von anderen?

Cpt. Alfred Oberhofer: Im Großen und Ganzen müssen alle Flugschulen im Rahmen der gesetzlichen Vorschriften agieren. Wir haben uns zum Ziel gesetzt, nicht nur eine Lizenz zu verkaufen, sondern ein umfassendes fliegerisches Können unter professioneller Betreuung auf den beruflichen Weg mitzugeben. Wir wollen Wissen vermitteln, das den Nachwuchspiloten den Zugang zum freien Piloten - Arbeitsmarkt erleichtert. Unsere Absolventen sollen den Ruf genießen, bei uns eine professionelle und profunde Ausbildung bekommen zu haben. Ausreichend Lehrer aus namhaften Airlines und Executive Flugbetrieben im Team der Ausbildner zu haben, ist für uns selbstverständlich.

Bei aller Professionalität dürfen aber die „soft skills“ im allgemeinen Sinn, die soziale und kommunikative Kompetenz im Besonderen nicht zu kurz kommen. Diese persönlichen Fertigkeiten sind nicht nur im Cockpit von sicherheitsrelevanter Bedeutung, sondern können auch später bei Selektionen oder in allen anderen Lebenslagen dienlich sein. Darauf legen wir sehr viel Wert und ich denke, dass hier auch unsere besonderen Stärken liegen, die und von manchen Mitbewerbern unterscheiden.

Austrian Wings: Habe ich es richtig verstanden, dass Sie nicht nur Geschäftsführer, sondern auch Eigentümer des Unternehmens sind, und was hat die Kooperation mit dem Business Jet Unternehmen AVCON für einen Hintergrund?

Die SFA kooperiert eng mit Avcon Jet - so mancher Flugschüler könnte nach seiner Ausbidlung dort einen Arbeitsvertrag erhalten

Cpt. Alfred Oberhofer: Das Business Jet Unternehmen Avcon Jet hält 25% der Unternehmensanteile der Sky Flight Academy. Wenn ein Flugunternehmen ein Viertel an einer Flugschule hält, ist es daran interessiert, dass die besten Absolventen der Schule im eigenen Flugbetrieb unterkommen. Durch das flugbetriebliche Feedback können wir umgekehrt den Bezug zur Praxis erhalten und das kommt letztendlich wieder allen unseren Schülern zugute.

Austrian Wings: Wie schwer ist es heutzutage eigentlich eine Genehmigung für die Gründung einer Flugschule zu bekommen, ich denke es war ein langer Weg?

Cpt. Alfred Oberhofer: Die heutigen Anforderungen an eine Flugschule sind sehr umfangreich. Was man bereits vor einer Genehmigung an qualifizierten Mitarbeitern, Räumlichkeiten, Flugzeugen und allgemeinem Wissen über Ausbildung und Trainingsmethoden dokumentieren und vorweisen muss, ist wirklich sehr umfangreich. Bei uns ist die gesamte Abwicklung diverser Genehmigungen planmäßig verlaufen. Auch das behördliche Zulassungsverfahren durch Austro Control war von konstruktiver, sachlicher Zusammenarbeit geprägt und die gemeinsame Zielsetzung ist durchaus positiv zu bewerten.

Austrian Wings: Wann wurde ihre Flugschule gegründet?

Cpt. Alfred Oberhofer: Die Gründung der GmbH war im August 2009. Ab diesem Zeitpunkt wurden alle zuständigen Behörden in den baurechtlichen und luftfahrtrechtlichen Zulassungsprozess einbezogen.

Austrian Wings: Welche Arten der Ausbildung bieten Sie ihren Kunden?

Cpt. Alfred Oberhofer: Gemäß unserer FTO – Zertifizierung bieten wir derzeit folgende genehmigte Kurse an: PPL (A) mit SEP (land) Klassenberechtigung, IR(A) ein- und mehrmotorige Flugzeuge, CPL/IR durchgehende Ausbildung, CPL (A) modulare Ausbildung, ATPL (A) Theoriekurs modular, ATPL (A) durchgehende Ausbildung, C 560 XL Musterberechtigung, FI, CRI, IRI, HPA, MCC (A), MEP (land) Klassenberechtigung. Zusätzlich bieten wir aber auch noch Fire Fighting Kurse und andere Notfall Trainings an.

Austrian Wings: Viele junge Menschen hegen den Wunsch Berufspilot zu werden, wie lange würde denn im besten Falle diese bei ihnen dauern und mit welchen finanziellen Aufwand muss ein Schüler rechnen?

Der Traum vom Fliegen ... bis zu den begehrten vier goldenen Streifen auf der Schulter ist es ein langer Weg

Cpt. Alfred Oberhofer: Die effizienteste und raschste Art der Ausbildung zum professionellen Piloten ist die durchgehende (integrated) ATPL Ausbildung. Hier wird in ca. 16 bis 18 Monaten das gesamte theoretische und praktische Wissen vermittelt. Das beinhaltet Theorie, Praxis, Prüfungen Lernunterlagen usw. Die Kosten belaufen sich auf etwa € 66.000,- bis zur fertigen Ausbildung inklusive aller erforderlichen Leistungen. SFA bietet hier auch Hilfestellungen und Beratungen an, um angehenden Piloten bei der Finanzierung möglichst entgegenzukommen.
Für alle, die es etwas langsamer oder berufsbegleitend angehen wollen, bieten wir eine Ausbildung in Modulen an. Diese Ausbildungsschiene kommt auch jenen flugbegeisterten Menschen entgegen, die sich Ihrer endgültigen Berufswahl noch nicht sicher sind oder das Fliegen als Hobby betreiben wollen. Als Einstieg bieten wir eine PPL - Ausbildung in Kooperation mit dem Flugsportverein in Krems an. Dann steht dem zukünftigen Piloten die Entscheidung frei, ob er direkt weiter macht bis zum ATPL (Linienpilotenschein), oder ob er mit der PPL Prüfung eine erste Stufe seiner fliegerischen Laufbahn abschließt, um dann später zu entscheiden, wann er eine weiterführende Ausbildung modular in Anspruch nimmt. Die modulare Ausbildung zum Linienpiloten beinhaltet Module wie den PPL, das allgemeine Sprechfunkzeugnis, Nachtsichtflug, Instrumentenflug, Berufspilotenberechtigung, die Ausbildung auf mehrmotorigen Luftfahrzeugen, das Multi Crew Training, den theoretischen Linienpilotenschein usw.

Austrian Wings: Sie betreiben eigenes Fluggerät (Cessna 152, 172 und Beech 76) und zusätzlich haben Sie hier in Krems auch einen Flugsimulator stehen. Was können Sie mir darüber erzählen?

Auf der unverwüstlichen "C 152" haben schon Hunderttausende Airlinekapitäne ihre ersten Erfahrungen gesammelt; auch die SFA setzt auf diesen Klassiker für die Grundausbildung

SFA betreibt auch diesen Beach Baron Simulator  am Standort in Krems Gneixendorf

Cpt. Alfred Oberhofer: Der Elite Evolution S 812, ein Beech Baron 58 Twin Engine Flugsimulator war das erste Gerät, das wir uns angeschafft haben. Es sind pro Schüler während der Instrumentenflugausbildung insgesamt 40 Stunden am Simulator zu trainieren und der eigene Simulator im Haus macht viele Abläufe einfacher. Das Training am Flugsimulator ist in manchen Phasen der Ausbildung wesentlich effizienter, außerdem darf man den Umweltgedanken nicht vergessen. Ein Flugsimulator macht keinen Lärm und hat keinen CO2 Ausstoß!

Austrian Wings: Könnten Sie sich vorstellen, diesen Simulator auch an andere Interessenten zu vermieten?

Cpt. Alfred Oberhofer: Wir hatten bereits Kunden, die den Simulator für einige Stunden angemietet haben. Einer unserer erfahrenen Fluglehrer gibt dann Tipps, wie man sich langsam an die Bedienung dieses Fluggerätes herantastet. Dieser Simulator könnte aber auch für ständige Reisepartner von Piloten interessant sein. Mit dem Simulator könnte man diese Personen schulen, was im Notfall zu tun ist, um vielleicht das Flugzeug sicher auf den Boden zu bringen. Dieses sogenannte Pinch – Hitter Training beinhaltet keine Pilotenausbildung, lehrt die Begleiter aber die Grundkenntnisse des Fliegens. Auch bei Seminaren gegen Flugangst kann ein Simulator als sinnvolle Ergänzung eingesetzt werden. Wir bieten aber gerne jedem Interessenten auch die Möglichkeit, auf unserem Simulator einen Schnupperflug zu machen – just for fun!

Austrian Wings: Sie sind ja selbst Berufspilot, wie sind Sie zur Fliegerei gekommen?

Cpt. Alfred Oberhofer: Flugzeuge hatten mich von Kindesbeinen an fasziniert. Durch meinen Vater (JU 52 Pilot) erblich vorbelastet setzte ich den langersehnten Wunsch vor zwanzig Jahren endlich um und habe hier in Krems mit meiner Privatpilotenausbildung begonnen. Nach Erhalt der Privatpilotenlizenz bin ich nach Amerika gegangen, habe Flugstunden gesammelt und meinen fliegerischen Horizont erweitert. Zurück in Österreich ging es dann Stufe für Stufe zur Instrumentenflugausbildung Berufspilotenlizenz für mehrmotorige Flugzeuge . Die Ausbildung ging dann weiter bis zum Linienpilotenschein bei Tyrolean Jet Service und der Fluglehrerausbildung. Einer meiner Fluglehrer aus Krems hat mich dann angesprochen und mir gesagt, dass ich ein Cessna Citation Type Rating in den USA machen sollte. Der Grund lag daran, dass er mir in weiterer Folge einen Job anbieten konnte. Die Finanzierung von ca.12.ooo USD habe ich selbst übernommen und als ich zurück kam, hatte ich einen Job bei einem Bedarfsflugunternehmen. Der erste Copilotenjob war zwar nicht gut bezahlt, aber ich konnte endlich Jet – Erfahrung auf einer Citation II sammeln. In weiterer Folge holte mich nach einem Jahr der damalige Flugbetriebsleiter der Magna Air als Copilot auf die Citation V. Aus Magna Air entstand die Jetalliance. Mit dieser Firma, die damals ganz klein begonnen hat, bin ich dann mitgewachsen. Nach meiner Zeit als Kurzstrecken – Copilot auf C 525, C 550 und C 560 XL wechselte ich auf die Langstecke. Die Jahre auf einer Gulfstream IV zählen sicher zu den abwechslungsreichsten und anstrengendsten meiner fliegerischen Laufbahn. Transatlantikflüge und Flüge durch alle Kontinente dieser Erde waren unser tägliches Geschäft. Zurück auf der Kurzstecke übernahm ich die Funktion des Leading Captain der Citation Excel – Flotte und kurz darauf die Position des Chief Flying Instructors, die ich dann zusätzlich zum Flugdienst 3 Jahre lang ausübte.

Nach zehn Jahren war aber die Zeit reif, um neue Wege zu gehen und die eigene Philosophie zu vertreten. In meinem“ Heimathafen“ Krems, dort wo ich bereits vor über 10 Jahren als Fluglehrer gearbeitet hatte, fand ich offene Türen und kooperationsfreudige Bekannte wieder. Auch meine Kollegen von Avcon Jet waren spontan vom Projekt Flugplatz Krems begeistert. Dadurch ergaben sich auch meine freiberufliche Tätigkeit als Kapitän bei Avcon und Avcons Kooperation mit unserer Flugschule Sky Flight Academy.

Austrian Wings: Abschließend noch eine Frage an Sie, welche Jobaussichten sehen Sie derzeit für angehende Piloten? Gibt es doch in ganz Europa hunderte gut ausgebildete Boeing 737 & A-320 Piloten, die auf der Suche nach einen neuen Job sind.

Cpt. Alfred Oberhofer: Derzeit müsste man sich Nischen suchen, gerade bei den Airline Piloten wie jene für A-320 und die Boeing 737 gibt es weltweit generell viele. Der Arbeitsmarkt der Luftfahrtbranche reagiert natürlich sehr sensibel auf Konjunkturschwankungen. Diese Höhen und Tiefen hat es in der Luftfahrt schon immer gegeben. Das Rad der Jobvergabe für Piloten hat nicht aufgehört sich zu drehen, es dreht sich derzeit eben nur langsamer als vor der oft zitierten Wirtschaftskrise. Gerade deshalb sollte man die Zeit jetzt für Aus- und Weiterbildungen nützen. Gut ausgebildete Leute haben immer gute Chancen! Ich hatte erst gestern ein Erlebnis mit einem meiner Schüler, der sich geärgert hat, dass er noch nicht mit seiner Ausbildung fertig ist. Er hätte schon ein Job Angebot für einen Hawker 400 (Businessjet) bekommen und könnte sofort nach Beendigung der Ausbildung zu fliegen beginnen.

Der Bedarf an Piloten wird in ein- bis zwei Jahren wieder deutlich steigen – so meinen die Fachleute und Statistiker – und dafür wir wollen gewappnet dafür sein.

Das SFA Team; mit Cpt. Alfred Oberhofer (erste Reihe, zweiter von rechts) sprach Martin Dichler

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Das Interview führte Martin Dichler
Fotos: Martin Dichler