Bures sprach von einer „einzigartigen Situation“ für die europäische Luftfahrt, die ein „Jahrhundertereignis“ darstelle.
Nach Bekanntwerden des Vulkanausbruchs in Island wurde seitens der Austro Control sofortige Alarmbereitschaft hergestellt.
Ein Krisenstab, bestehend aus Austro Control und dem Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie (BMVIT) sorgte fortan für eine laufende Evaluierung der Situation an Hand von Daten, die von der Vulkanbeobachtungsstelle aus London sowie nationalen Messungen, etwa aus dem Wetter-Observatorium am Hohen Sonnblick, geliefert wurden.
Weitere Erkenntnisse lieferte schließlich die außerplanmäßige Landung der Ural Airlines Maschine in Wien-Schwechat (Austrian Wings berichtete ausführlich).
Per 18. April wurde erstmals grünes Licht für Testflüge von Austrian Airlines und NIKI gegeben, welche allesamt problemlos verliefen. Aktuell sei nach genauesten Untersuchungen keine einzige Turbinenbeeinträchtigung zu verzeichnen – weder an den österreichischen Testflug-Maschinen, noch bei jener der Ural Airlines, versicherte Heinz Sommerbauer.
Ministerin Bures stellte klar, dass wirtschaftlicher Druck niemals wichtiger als das Leben und die Sicherheit von Fluggästen, Airline-Mitarbeitern und Bewohnern sein dürfe. „Ich hatte keine Sekunde Zweifel an der Entscheidung zur Luftraumsperre“, so Bures.
Da Österreich nach Auswertung zahlreicher Messdaten derzeit keine Hochrisikozone mehr darstelle, wurde der Luftraum per heute, 5 Uhr Früh, wieder freigegeben. Dies könne sich jedoch jederzeit wieder ändern, wenn es die Umstände erfordern sollten, stellte die Ministerin klar. Bis Mitternacht sei die Situation aber „auf jeden Fall haltbar“, versicherte Sommerbauer.
In einer Konferenzschaltung mit dem EU-Verkehrsministerrat wurden die österreichische Vorgehensweise und Maßnahmen erläutert; dieses Beispiel würden laut Bures die europäischen Verkehrsminister übernehmen. Künftig sei es wichtig, besser akkordierte Abstimmungen in derartigen Fragen auf europäischer Ebene zu gewährleisten, so die Forderung der Verkehrsministerin.
Derzeit werden weitere Messungen im Zuge von Testflügen durch Frankreich und Deutschland durchgeführt. Anschließend daran soll eine auf Europaebene abgestimmte Zoneneinteilung in Hochrisikogebiete mit Flugverbot, Zonen mit besonderen Vorkehrungen sowie Regionen ohne Risiko ausgearbeitet werden.
Heinz Sommerbauer wies darauf hin, dass derzeit der Luftraum über Österreich, Slowenien, Kroatien, der Slowakei, Ungarn und der Tschechischen Republik gefahrlos beflogen werden kann. Demnächst sollten auch die Flughäfen Frankfurt und München den Betrieb wieder aufnehmen.
Ob der entstandene wirtschaftliche Schaden, der auch die heimischen Airlines stark getroffen hat, mit staatlichen Beihilfen zumindest teilweise kompensiert werden könnte, sei laut Doris Bures „derzeit schwer einzuschätzen“. In jedem Fall wolle sie aber einen Bericht im Ministerrat vorlegen, denn diese Diskussion „sei zu führen“, zeigte die Ministerin Verständnis. Sie betonte auf Austrian Wings-Anfrage auch die Notwendigkeit, sich für die Zukunft entsprechend zu rüsten, und zwar auf gesamteuropäischer Ebene. Messdaten müssen besser gebündelt werden, und nationale Ergebnisse sollten so zu einer besseren, europaweiten Koordination beitragen.
Sommerbauer betonte dabei jedoch die Wichtigkeit einer „Flexibilisierung der Bewertung“, die den einzelnen Staaten hinsichtlich der zu treffenden Maßnahmen in derartigen Fällen einzuräumen sei.
Wortmeldungen der vergangenen Tage, wonach die Luftraumsperre „unnötig“ gewesen sein soll, erteilte die Verkehrsministerin eine besonders deutliche Absage.
Kritik an Aussagen von Niki Lauda
Mit Bezug auf NIKI-Chef Lauda konterte die Verkehrsministerin: „Auch Herr Lauda hatte zuvor eingeräumt, wie gefährlich der Vulkanstaub sei. Die Luftraumsperre war richtig. Wirtschaftliche Interessen können niemals Vorrang gegenüber dem Schutz der Passagiere haben.“
"Die Luftraumsperre war richtig. Wirtschaftliche Interessen können niemals Vorrang gegenüber dem Schutz der Passagiere haben.“
Ministerin Doris Bures in Richtung Niki Lauda
Auch Heinz Sommerbauer schlug in dieselbe Kerbe: Nicht umsonst sei die Luftfahrt als derart sicher einzustufen. Die Verärgerung vieler Fluggäste sei völlig nachvollziehbar, letztendlich vermittelt entsprechende Vorsicht aber auch ein besonderes Sicherheitsgefühl.
Sommerbauer abschließend:
„Es ist das Interesse der Airlines, maximale Sicherheit zu garantieren. Da darf es keine Kompromisse geben. Gegenteilige Auffassungen sind zu zerstreuen.“
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(red / Fotos AWMC)