Um 14h war ich beim Sturmvogel Verein am Westplatz in Wiener Neustadt (LOXN) verabredet um mich in die Wettbewerbssequenz einzuordnen. Mal sehen ob heuer wieder ein 2. Platz drinnen ist?! Beim Ziellandebereich auf der 36L angekommen treffe ich auf Daniel und Anton Wildberger, die auf ihren Start warteten.
Schnell kamen wir ins Gespräch bezüglich der „Ash Cloud“ und waren uns einig: kein toller Tag für unsere „großen Brüder“ in der Luftfahrt! Aber wäre das eigentlich nicht DIE Gelegenheit Wien Schwechat einen „Solidaritäts-Besuch“ abzustatten? Anton und Daniel hatten diesen genialen Einfall und sofort wurde diese Idee zum Tagesziel! Also noch schnell beim Wettbewerb – aber nicht „patzen“ – teilnehmen, alle notwendigen Punkte sammeln und dann ab mit unserer TB10 – OE-DOS – nach Wien Schwechat (LOWW).
Der Plan war klar, circling the field, low approach über Taxiway M, tower circling,…u.u.u. Wenn nicht heute, wann dann!?
Gegen 16h waren alle mit ihrer Ziellandung fertig und Daniel hatte schon parallel die TB10 „gecheckt“, den Flugplan aufgegeben und die notwendigen Flugstrecken und M&B Berechnungen erledigt. Wien Tower, so Daniel nach seinem Telefonat, hat sofort zugestimmt, als wäre es das Selbstverständlichste der Welt.
Die Vorfreude war schon riesig. Nur noch schnell die Kameras und Camcorders holen und dann kanns losgehen. Gegen 17h starteten wir von der 36R in LOXN, und flogen über Hölles, aus dem Platzbereich. Hinauf auf 3.000ft an Vöslau vorbei, und mit Wien Information in Kontakt, der unseren Flugplan öffnete und uns den Transpondercode 1555 gab. Noch kurz vor der CTR sollten wir holden, und wurden dann aber flott an Wien TWR auf 119.4 weitergeleitet.
Der Empfang vom TWR war herzlich und relaxt. Es ging über Münchendorf direkt in die CTR hinein auf 1500ft hinunter und direct to the field. Daniel – unser PIC – kündigte dann auch alsbald unser „Programm“ an, welches vom TWR ohne mit der Wimper zu zucken angenommen wurde.
OE-DOS: „request, if possible, about 3 orbits overhead the whole apron to take some photos and thereafter 1 low approach RWY 29“ - LOWW TWR: “is copied, expect so”. Wir schauten uns gegenseitig an, und mussten herzhaft und fröhlich lachen! Gibt’s ja garnicht! Schnell näherten wir uns Schwechat, und fingen an mit dem TWR-Circling, um uns ein wenig zu „orientieren“ und um die Situation am Boden genauer festzuhalten. Da standen sie alle, die Großen, die Mittleren und die Kleineren.
Sogar der Ural Airlines A321, der noch am selben Tag Schlagzeilen gemacht hatte, wegen seiner „Ausweichlandung“ auf seinem Flug von Moskau nach Rom. Aufgereiht, bewegungslos und einsam, standen sie alle da. Wir hatten soetwas noch nie gesehen. Es waren nicht einmal Bodenfahrzeuge in Bewegung zu sehen.
Wie paralysiert, wie eine Geisterstadt lag Schwechat unter uns, und wir drehten eine Runde nach der anderen über dem TWR. Aber dann war doch plötzlich Bewegung auf M zu sehen, denn die WelcomeAir, eine DO328, hatte die Freigabe bekommen VFR nach Innsbruck zu fliegen auf FL085, direkt via LNZ VOR. Das war der Trick! Na klar, VFR ist ja möglich, so wie wir! Halt nur nicht in die Aschewolke fliegen!
Wir wurden dann angehalten nördlich des TWRs zu kurven, um der WelcomeAir und noch einem weiteren „GA-Touristen“, der einen simulated NDB Approach auf die 29er flog, Platz zu machen. Wieviele Runden wir über dem TWR gedreht haben kann ich nicht mehr sagen, aber es waren nicht wenige. Einem weiteren anfliegenden Kollegen bot der TWR extra an, noch ein paar Runden zu drehen, damit er noch mehr Bilder machen könne. So entspannt ist es bestimmt seit Jahren hier nicht mehr zugegangen!
Anschließend an die vielen Circles gingen wir in einen extended right Downwind für einen low approach auf die RWY 29er über. Die Freigabe für den low approach bekamen wir auch unmittelbar nachdem wir einen weiteren Kollegen, der die 29er hinunterflog, passierten.
Ab in den right base, und final auf die 29er. Daniel hielt die TB10 mit 75-80kts knapp überm Asphalt, im Ground Effect, und wir flogen wie auf einem Luftkissen die gesamte 29er hinunter und sahen uns – fast ebenerdig – die Lage am Apron an. Nichts, garnichts, nicht einmal Menschen waren zu sehen. Nach dem Überflug der 29er ging es dann in einer Linkskurve wieder Retour nach Münchendorf.
Kurz vor der CTR-Grenze verabschiedete sich Daniel dankend vom TWR und wünschte ihm noch einen „Ruhigen Abend“. Hinter dem „Doppelklick“ des TWRs konnten wir uns ein breites Lächeln ausmalen. Der Abend wurde bestimmt sehr ruhig – am besten „Aussichtspunkt“ Wiens.
Der Rückflug nach Wiener Neustadt – im abendlichen Sonnenlicht – verlief ruhig und fast besinnlich. Es war noch recht viel los am Platz, die letzten Segelflieger kamen zurück von ihren Alpenflügen, einige Flieger wurden schon langsam wieder in die Hangar geschoben, andere wurden noch gewaschen, und die Kollegen freuten sich beim leckeren Grill auf die anstehende Auswertung und Preisverleihung des Ziellandewettbewerbs.
Der Flugtag ging seinem Ende zu mit vielen neuen Eindrücken und Erlebnissen. Eines wissen wir jedoch jetzt schon, diesen Tag werden wir so schnell nicht vergessen, so haben wir doch teil gehabt, an diesem (17.04.2010) „naturhistorischen“ Tag der Luftfahrt Europas.
Mögen unsere großen „IFR-Brüder“ wie Phönixe aus der Asche, und mit neuem Glanz, in den Himmel steigen! Ihr wurdet sehnlichst vermisst!
Weitere Fotoimpressionen:
Gut Flug, gut Land!
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Wildbergair (Seite von Anton & Daniel Wildberger)
Text: Yuri Goldfuß
Fotos: Anton Wildberger
Pilot: Daniel Wildberger