Rückblickend auf das Geschäftsjahr 2009 berichtete Bernatzik von einem vorerst „unspektakulären Anfang“, bis sich per April schließlich tageweise Einbußen von bis zu 35 Prozent einstellten. Intersky reagierte prompt mit einer Produktionsanpassung. „Wir führen stets mittel- bis langfristige Anpassungen durch, nie kurzfristige durch“, so Bernatzik, der darauf hinwies, dass bei Intersky 70 % der Aufwendungen auf variable Kosten entfielen.
Im Juli 2009 war man schließlich gezwungen, bei einem Minus von 28 Prozent an ein Worst-Case-Szenario zu denken. „Ein Plan B und C waren erforderlich“, beschrieb Bernatzik die Überlegungen. Kurz darauf setzte jedoch wieder eine leichte wirtschaftliche Erholung ein.
Besondere Aufmerksamkeit galt dem Rückgewinn der Geschäftskunden. Da diese zumeist erst 3 bis 5 Tage vor Abflug buchen, war deren Ausfall auch entsprechend kurzfristig aufgefallen.
Reaktion auf Rezession – „Projekt 60“
Das ins Leben gerufene „Projekt 60“, im Zuge dessen auch eine Ticketpreissenkung vorgenommen wurde, führte schließlich zur Rückgewinnung dieses für Intersky so wichtigen Kundenkreises; per Jahresende konnten Passagier- und Umsatzzahlen wieder Aufwind erfahren.
„Wir sind relativ nah an ein ausgeglichenes Ergebnis herangekommen“, bilanziert Bernatzik, und führt dies in erster Linie auf die Anstrengungen aller Unternehmensmitarbeiter zurück.
Die Unternehmensleitung betonte, dass man auch in Zeiten wirtschaftlicher Herausforderung nie an die Kündigung von Personal gedacht hatte. Darüber hinaus wies Renate Moser auf eine fünfzigprozentige Frauenquote und ein Mitarbeiter-Durchschnittsalter von 35 Jahren hin.
„Bei uns findet man die Vorteile eines Familienunternehmens. Wir denken nicht in Quartalsergebnissen – wir denken in Generationen“, so die Intersky-Gründerin. Bei den Mitarbeitergehältern musste zwar teilweise eine Einsparung von 10 Prozent erfolgen, doch für das Intersky-Management ist klar: bevor diese Summen nicht wieder an die Angestellten refundiert wurden, erfolgt auch keine Ausschüttung an die Unternehmenseigentümer.
Aufwärtstrend trotz Vulkanasche-Zwischenfall
Das aktuelle Jahr bringt bereits die besten Vorzeichen für einen Aufwärtstrend mit sich. „Wir haben sehr gut angefangen, sind klar und bewusst in den Markt hineingegangen“, so Claus Bernatzik. Der Sommerflugplan wurde bereits im September 2009 fertiggestellt. Auch die Passagierzahlen erleben einen steten Steigflug: der April brachte ein Plus von 40 Prozent. „Hätte es die Aschewolke nicht gegeben, lägen wir bei plus 60 Prozent“, ist Bernatzik überzeugt.
Von den Turbulenzen rund um die Folgen des Vulkanausbruchs in Island war naturgemäß auch Intersky nicht verschont geblieben. Moser bezeichnete die Vorgänge innerhalb der Luftfahrt nach diesem Naturereignis wörtlich als „sowas von überflüssig“, und spart nicht mit Kritik in Richtung unserer nördlichen Nachbarn: „Deutschland war unkoordiniert bis zum Geht-nicht-mehr, Wien war weitaus besser!“ Intersky musste durch das Flugverbot 90 Verbindungen stornieren, etwa 2.500 Passagiere waren hiervon unmittelbar betroffen. 500 Fluggäste wurden umgebucht.
Claus Bernatzik relativiert aber diverse Meldungen über Horror-Verluste: „Da unsere Kosten zu 70 Prozent variabel sind, gab es auf diesem Sektor verständlicherweise auch keinen Verlust im klassischen Sinne. Lande- und Passagiergebühren sowie An- und Überflugkosten fielen ja beispielsweise in diesem Zeitraum nicht an“.
Er beziffert seine Einbußen mit etwa 50.000 bis 60.000 Euro. „Der monetäre Verlust ist nicht so dramatisch“, so Bernatzik, und erinnert vor allem an die intensiven menschlichen Anstrengungen und Verwirrung durch „minütlich andere Informationen“, die an die Fluglinien ergangen waren. Ihm erschienen diverse Medien teilweise besser informiert als die Behörden selbst, kritisierte der Intersky-Geschäftsführer.
Renate Moser wies darauf hin, dass ihr Ehemann und Unternehmens-Mitbegründer Rolf Seewald zudem der einzige Airliner gewesen sei, der im Zuge dieses Naturereignisses von Anfang an ein Statement abgegeben habe, das er nicht korrigieren musste. Intersky war weiters die erste österreichische Fluglinie, die ihren Vollbetrieb sofort nach der behördlichen Freigabe wieder aufgenommen hatte.
Vernünftiges Ergebnis für 2010 erwartet
Für 2010 sei zwar keine Euphorie, aber durchaus Grund zu Hoffnung und Optimismus angebracht, betonte Claus Bernatzik. Das wirtschaftlich schwierige Vorjahr habe gezeigt, dass die Intersky-Wirtschaftsphilosophie „Cash Is King – Liquidität vor Rentabilität“ sich besonders in Krisenzeiten bewähre.
Der „Umsatz pro Flug“, für Bernatzik die wirtschaftlich wichtigste Kennzahl, liege knapp über dem Vorjahresniveau; abhängig von der Strecke um etwa 10 bis 15 Prozent. Tagesaktuell verzeichne Intersky ein Passagierplus von zirka 30 Prozent, sodass für das laufende Geschäftsjahr ein „vernünftig ausgeglichenes Ergebnis“ zu erwarten sei.
Düsseldorf neu im Programm, Wien-Connection verstärkt
Per Mai wird die neue Verbindung nach Düsseldorf aufgenommen. „Slots in Düsseldorf – das ist, als würden Sie auf der Kärntnerstraße zehn Kilo Gold finden“, freut Bernatzik sich über diese neue Destination im Flugplan. Die Vorausbuchungen liegen mit derzeit zirka 100 auf einem sehr guten Niveau. Für die erste Zeit will Intersky keine eigene Maschine auf dieser Strecke zum Einsatz bringen, sondern auf Wetlease-Verträge zurückgreifen – hierbei werden Fluggerät und Crew zugemietet. Im weiteren Verlauf ist unter Umständen der Ankauf von geeigneten Austrian-Flugzeugen angedacht. Entsprechende Gespräche seien für den heutigen Tage angesetzt.
Für die Wien-Verbindungen sind in heurigen Jahr um 30 Prozent mehr Flüge vorgesehen, die Strecke Friedrichshafen-Wien wird derzeit vier Mal täglich durch Intersky bedient. Das Passagierplus beziffert Bernatzik für 2010 mit plus 40 Prozent auf 50.000, eine Umsatzsteigerung wird mit etwa 20 Prozent erwartet. 200 Kunden-Firmenverträge bringen aktuell ein Plus an 35 Prozent bei den Vorausbuchungen mit sich, was in diesem Segment eine Umsatzsteigerung von 15 Prozent erwarten lässt.
Das Gesamtunternehmen wird im heurigen Jahr auf etwa 9.300 Flügen zirka 300.000 Fluggäste befördern. „Beim Umsatz werden wir die 30-Millionen-Marke wieder erreichen oder zumindest ankratzen“, ist Bernatzik überzeugt.
Auch in Graz sei man gut unterwegs. Bereits sieben Mal wöchentlich wird die Strecke Graz –Friedrichshafen bedient. Darüber hinaus fliegt Intersky für Springer Reisen die Route Graz – Naxos. Zusätzlich steht das Unternehmen mit den Eigentümern der insolventen Robin Hood im Gespräch, um die Strecke Graz – Zürich zu übernehmen.
Interesse zeige man, so Bernatzik auch daran, mit anderen Fluglinien, wie beispielsweise der AUA oder der Swiss im Codeshare zu fliegen. Das entsprechende Audit sei derzeit im Laufen.
Fluggeräte: Bewährtes bewahren, Neues an den Start
Bei den Fluggeräten wird es einige Neuerungen geben, wie Claus Bernatzik im Austrian Wings Interview ausführte – mehr dazu sehen Sie in unserem Videobeitrag. Weiterhin setzt Intersky jedoch auch auf das umfangreiche Know-How rund um die eingesetzten Dash 8-300, deren kompletter Wartungsbetrieb inklusive D-Checks direkt in Unternehmen erfolgen kann. „Dieser Flugzeugtyp bleibt für den Regionalmarkt in den nächsten Jahren vorhanden“, bekräftigt der Geschäftsführer.
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(red / Fotos: Austrian Wings Media Crew)