Giovanni Bisignani, Director General und CEO der IATA: "Die Aschekrise hat den Aufschwung der Weltwirtschaft zurückgeworfen und Fluggesellschaften in allen Erdteilen in Mitleidenschaft gezogen. Im Vormonat waren wir
bereits bis auf ein Prozent an das Vorkrisenniveau von 2008 herangekommen. Im April sind wir nun auf sieben Prozent Abstand zurückgefallen."
"Fluggesellschaften in Europa hatten die Hauptlast des Vulkanausbruchs zu tragen. Der Rückgang des Passagierverkehrs um 11,7 Prozent in dieser Region hätte zu keinem schlechteren Zeitpunkt kommen können. Die zögerliche wirtschaftliche Erholung nach der Finanzkrise sowie die Schwäche der europäischen Währung haben die Ertragskraft der Fluggesellschaften bereits stark geschmälert. Die planlosen und massiven Flugstreichungen sowie unfaire und belastende Passagierrechte haben Salz in die Wunden der europäischen Luftfahrtbranche gestreut", so Bisignani.
Der Nachfragerückgang im April geht zu zwei Dritteln direkt auf Flugstreichungen und zu einem Drittel auf Stornierungen zurück, die auf Unsicherheiten über die Wiederaufnahme des Flugverkehrs nach der Aschekrise zurückgehen. Erste Daten von Anfang Mai lassen einen Aufschwung gegenüber den eingebrochenen Zahlen im April erkennen.
Mit Blick in die Zukunft fordert Bisignani eine Reform der Flugsicherung. "Die Aschekrise war ein beschämender Weckruf an die Regierungen in Europa. Wir brauchen eine Führungsrolle für die Schaffung eines Single European Sky, eine faire Gesetzgebung hinsichtlich Passagierrechten sowie eine einheitliche Abstimmung auf dem gesamten Kontinent", sagt Bisignani.
Aufgrund des Ausmaßes der Aschekrise ist die weltweite Auslastung im Passagierverkehr im April 2010 auf 76,9 Prozent (März 2010: 78,0 Prozent), im Frachtgeschäft auf 55,3 Prozent (März 2010: 57,1 Prozent) zurückgegangen.
Während die Verkehrsnachfrage bei Passagieren und Fracht imMärz 2010 nur noch um 1 Prozent unter dem Vorkrisenniveau lag, ist dieser Wert im April auf 7 Prozent im Personen- und 3 Prozent im Cargoverkehr zurückgefallen.
Die Aschewolke hat die bereits regional unterschiedliche wirtschaftliche Erholung zusätzlich verstärkt. Fluggesellschaften in Europa registrierten im April einen Nachfragerückgang um 11,7 Prozent, verglichen mit einem Plus von 6,2 Prozent im März. Die Unsicherheiten bei der Reiseplanung nach dem Vulkanausbruch sowie die Unruhen in Griechenland haben die Nachfrage geschwächt. Ein erwartetes Wirtschaftswachstum von nur 0,9 Prozent wirkt als zusätzlicher Dämpfer. Nordamerikanische Airlines meldeten im März einen Rückgang der Nachfrage von 1,9 Prozent, bedingt durch die Auswirkungen der Vulkanasche auf Routen über den Nordatlantik. Gegenüber dem Wachstum von 7,8 Prozent im März ist dies ein deutliches Minus. Eine gleichzeitige Reduzierung der Kapazitäten um 4,5 Prozent hat die Auslastung auf 80,2 Prozent steigen lassen.
Fluggesellschaften im asiatisch-pazifischen Raum registrierten einen Anstieg der Nachfrage von nur noch 3,5 Prozent (März 2010: 12,9 Prozent), Airlines im Nahen und Mittleren Osten von 13,0 Prozent (März 2010: 25,9 Prozent) sowie in Afrika von 8,6 Prozent (März 2010: 16,9 Prozent). InLateinamerika ist die Nachfrage um 1,2 Prozent (März 2010: 4,6 Prozent) gestiegen ? der Rückgang des Wachstums ist unter anderem Resultat des Erdbebens in Chile.
"Die Aschekrise war ein Schock. Es gibt zwar immer die Gefahr neuerlicher Vulkanausbrüche und entsprechender Folgen, aber die Auswirkungen auf das Vertrauen der Passagiere sollte sich in Grenzen halten. Leider tauschen wir die Asche nur mit zwei weiteren Unsicherheitsfaktoren - mit Streiks und einer wachsenden Währungskrise. Beides betrifft Europa", so Bisignani.
"Die Arbeitsniederlegungen in Europa sind unglaublich. Wir leben in einer Welt des Wettbewerbs. Fluggesellschaften müssen ihre Kosten reduzieren, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Die Belegschaften müssen begreifen, dass ihre Gehaltsschecks von der Leistung des Unternehmens abhängen. Die Phase einer schwachen wirtschaftlichen Erholung ist nicht die richtige Zeit für Forderungen nach Gehaltserhöhungen und verbesserten Arbeitsbedingungen. Dieses Verhalten ist fern jeder Realität", so Bisignani.
Der Luftfahrtverband IATA (International Air Transport Association) repräsentiert rund 230 Fluggesellschaften weltweit, die 93 Prozent des internationalen Luftverkehrs ausmachen.
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