Nach dem Zweiten Weltkrieg, die abziehenden Deutschen Verbände hatten den alten Flughafen bei ihrem Abzug im Jahre 1944 in Schutt und Asche gelegt, verband die JAT als erste Gesellschaft im Jahre 1955 die beiden Städte.
Ab 1959 steuerte auch die neu gegründete Austrian Airlines wieder die Jugoslawische Hauptstadt an. Seit dem Jahr 1962 befindet sich der neue Flughafen von Belgrad in der unmittelbaren Nähe der Gemeinde Surcin, 18km westlich der Stadt.
Die Bauarbeiten zum neuen Flughafen begannen bereits im Jahre 1958 und dauerten bis zum 28. April 1962. Der damalige jugoslawische Präsident Josip Broz Tito, lies es sich nicht nehmen, persönlich den neuen Flughafen seiner Bestimmung zu übergeben.
Zum Zeitpunkt der Eröffnung war der Flughafen von Belgrad einer der modernsten in Europa. Mit einer 3000 Meter langen Piste, dem neu gebauten Terminal und Tower, sowie einem großzügigen Vorfeld, bekam die heimische JAT jene optimale Infrastruktur geboten, die für deren spätere Expansion notwendig war.
1963 übernahm die nationale Jugoslawische Fluglinie eine Caravelle, damit war das Jetzeitalter in Belgrad angebrochen. Obwohl der Staatenverbund seit Ende des zweiten Weltkrieges unter russischen Einfluss stand, entschied sich JAT von Beginn an, zum Erwerb von westlichem Fluggerät.
Anfang der siebziger Jahre erhielt JAT eine erste Boeing 707geliefert, damit konnten erstmals auch Langstreckenziele ab Belgrad direkt angeflogen werden.
Zwischen den Jahren 1975 und 1990 legten die Passagierzahlen in Belgrad kontinuierlich zu und 1987, wurde ein Passagierrekord mit 3,4 Millionen abgefertigten Passagieren am Flughafen verzeichnet. Mit dem Erwerb von zwei DC-10-30 wurden weitere Langstreckenziele in Nordamerika in den Flugplan aufgenommen. JAT war zum damaligen Zeitpunkt vielen Süd-Osteuropäischen Airlines um einiges voraus und der Flughafen von Belgrad profitierte von dieser Entwicklung. Die Gesellschaft bot Direktverbindungen in alle Teile der Welt an und am Flughafen von Belgrad waren die großen Airlines der Welt (Qantas, Pan Am, Iraq Airways, Air China) heimisch. Ab Belgrad wurden Langstreckenflüge nach New York, Los Angeles, Chicago, Cleveland, Detroit, Montreal, Toronto, Melbourne, Sydney, Perth und Peking angeboten.
Der Zerfall Jugoslawiens
Der Ausbruch des jugoslawischen Bürgerkrieges, der von 1991 bis 1995 wütete, und der damit verbundene Zerfall des Jugoslawischen Staatenbundes, lösten am Flughafen in Belgrad eine lang anhaltende Rezession aus.
Die Kriegsjahre und der damit verbundene Stillstand im zivilen serbischen Luftverkehr verursachte Probleme, die bis heute andauern. Aufgrund von UN Sanktionen zwischen Anfang 1992 und Oktober 1994 durften keine internationalen Flüge nach Serbien durchgeführt werden.
Während dieser Zeit wurden nur Inlandsflüge nach Nis, Pristina, Uzice, Podgorica und Tivat regelmäßig durchgeführt.
Nach Lockerung der Sanktionen, führte am 5.Oktober 1994 der erste internationale Linienflug der JAT nach Moskau. Gleichzeitig nahm auch die russische Aeroflot wieder den Liniendienst nach Belgrad auf. Die Eskalation im Kosovo-Krieg führte dazu, dass NATO Luftstreitkräfte, zwischen März und Juni 1999, Ziele in Serbien und Belgrad bombardierten. Dadurch kam der Verkehr am Flughafen von Belgrad in diesem Zeitraum wieder zum Erliegen.
Die langen Kriegsjahre hinterließen ihre erkennbaren Spuren in der serbischen Zivilluftfahrt. Neben einer kränkenden Wirtschaft brach der Flugverkehr fast zur Gänze zusammen. Wurden Ende der achtziger Jahre mehr als drei Millionen Passagiere in Belgrad abgefertigt, so konnten im Jahre 2000 nur noch 1.280.527 Passagiere gezählt werden. Nach einem neuerlichen Anstieg der Passagierzahlen bis zum Jahre 2008 (2.650.048 abgefertigte Passagiere), verursachte die Weltwirtschaftskrise im vergangenen Jahr, einen neuerlichen Passagierrückgang. Der Nikola Tesla (berühmter Erfinder) Airport musste im Jahr 2009 einen Passagierrückgang von -10% verzeichnen.
Der heutige Flughafen bietet eine Kapazität von jährlich 5 Millionen Passagieren. Im Terminal 1, dem kleineren und älteren der beiden Gebäude, werden Charter und einzelne Linienflüge abgefertigt. Terminal 2 verfügt über eine größere Grundfläche und wurde erst im Mai 2006 einer Generalüberholung unterzogen. Der Abflugbereich befindet sich im ersten Stock des Gebäudes, drei Duty Free Shops sowie mehrere kleine Lokale laden zum Verweilen ein. Im Eingangsbereich des Terminals befinden sich die Check- In Schalter. Für die Passagiere der Low Cost Airlines wurden in diesem Bereich, Self Service Check In Schalter errichtet. Die beiden Terminals verfügen über 13 Fluggastbrücken und selbst kleinere Flugzeuge wie eine ATR 72, werden auf Pier Position abgestellt.
Neben einer großzügigen Parkfläche für Flugzeuge der General Aviation, bietet Belgrad derzeit 23 Abstellpositionen für Verkehrsflugzeuge. Im November 2008 wurde am Flughafen ein neues ILS CAT IIIb Landesystem eingeführt, wodurch Ausweichlandungen fast ausgeschlossen werden können. Investitionen werden und wurden in jüngster Vergangenheit in den Bereich der Infrastruktur, wie z.B. den Ankauf von Passagierstiegen und Vorfeldbussen der Firma Cobus getätigt. Derzeit wird der Flughafen von 32 Fluggesellschaften angeflogen und bietet Verbindungen zu 51 Destinationen. Größter Airline Kunde am Flughafen ist JAT mit ca. 48% Gesamtaufkommen.
Die Airlines der Star Alliance (Swiss, Lufthansa & Austrian) sind für einen Großteil der restlichen Verbindungen verantwortlich.
Neben Lufthansa( München und Frankfurt) und Swiss (Zürich), machen die Linienverbindungen nach Wien einen großen Teil des Aufkommens aus. Austrian Airlines und JAT fliegen seit kurzem im Codeshare bis zu 31x wöchentlich zwischen Belgrad und Wien. Bei den Charterdestinationen wird der Geschmack der restlichen Europäer geteilt.
Ägypten, Griechenland, die Türkei und Tunesien sind die wichtigsten Urlaubsdestinationen ab Belgrad. Obwohl Jahrelang verbittert mit den Nachbarn gekämpft wurde, besteht heute ein dichtes Linienangebot in die ehemaligen Teilrepubliken Jugoslawiens. BH Airlines verbindet mit einer ATR 72 sechsmal wöchentlich Belgrad mit Sarajevo. Adria Airways, Montenegro Airlines und JAT fliegen nach Laibach, Ohrid, Skopje , Tivat, und Portoroz.
Dem Homecarrier JAT plagen seit Jahren schwere Finanzprobleme, ein Versuch die Gesellschaft im Jahre 2008 zu privatisieren misslang. Trotz anders lautender Gerüchte, hat es die Gesellschaft bis heute geschafft am Markt zu bestehen. Derzeit bedient JAT dreißig Strecken ab Belgrad an, dafür stehen der Airline noch 16 Flugzeuge (Boeing 737 & ATR 72) zur Verfügung. JAT Technik, früher ein riesiges Wartungsunternehmen für DC-10 und Boeing Flugzeuge, verfügt auf ihrer Heimatbasis über zwei Wartungshangar.
Zukunftsaussichten
Für den Flughafen und dessen positive Entwicklung sprechen zwei Dinge. Die politische Entwicklung des Landes und die Annäherung an die EU haben dafür gesorgt, dass für die Serben seit dem 19.Dezember 2010, die Visapflicht für Reisen in Länder der EU, aufgehoben wurde.
Dies wiederum hat dazu geführt, dass seit diesem Zeitpunkt ein Passagieranstieg von +20% in Belgrad verzeichnet werden konnte. Davon profitierten besonders die Verbindungen nach Mailand (+45%), München (+44%), Prag (+40%), Rom (+32%) und Wien(+30%). Der zweite positive Umstand betrifft die Tatsache, dass sich in jüngster Zeit immer mehr Low Cost Airlines für den Flughafen von Belgrad interessieren. Bereits heute fliegen Norwegian Air Shuttle (Kopenhagen), Wizz Air (Dortmund, London Luton), Germanwings (Köln) und seit 1.Februar 2010, auch NIKI (Wien) nach Belgrad.
Das Flughafen Management in Belgrad bemüht sich den aktuellen Luftfahrtboom zu nutzen. Sichtbares Zeichen für die Bemühungen des Flughafen Belgrad um Neukunden, ist der Gewinn der Auszeichnung „€uro Annies 2010“. Dieser Preis wird jährlich von dem internationalen Luftfahrt Online Magazin www.anna.aero , für die erfolgreiche Anwerbung neuer Airlines vergeben. Belgrad erhielt die Auszeichnung für die Neugewinnung von insgesamt zehn neuen Airline Kunden innerhalb nur eines Jahres. Seit Mai 2009 hat sich diese Zahl auf insgesamt 17 neue Airlines vergrößert!
Nikola Djukic (Pressesprecher Belgrad Nikola Tesla Airport), freut sich im Gespräch mit dem Autor über die Ankurbelung des Verkehrs durch die Low Cost Airlines, den Wegfall der Visapflicht sowie den Gewinn der €uro Annie Auszeichnung:
„Die Low Cost Airlines waren wichtig für den Flughafen von Belgrad, aber auch für die Serben selbst. Bisher gab es keine Möglichkeit zu niedrigen Tarifen zu fliegen. Seitdem sich das Angebot durch die Low Cost Airlines vergrößert hat, sind die Preise drastisch gefallen und mehr Leute können sich das Fliegen leisten! Der Wegfall der Visapflicht hat natürlich zusätzlich geholfen die Passagierzahlen anzukurbeln. Für das Jahr 2010 könnten sich vielleicht sogar schon drei Millionen abgefertigte Passagiere in Belgrad ausgehen! Der Gewinn der €uro Annie Auszeichnung macht uns Stolz und bestätigte unsere Bemühungen.“
Auch wenn die letztjährigen Prognosen für das Jahr 2010, von einem Passagierplus von nur + 6% ausgehen, dürften die jüngsten Zahlen zu einer Neubeurteilung der Situation beitragen. Sollten die Passagierzahlen der vergangenen Monate anhalten, wird der Ausbau des Terminals, der Fracht, als auch der Neubau einer zweiten Piste bis zum Jahr 2030 bereits angedacht.
Der Flughafen von Belgrad befindet sich am richtigen Weg, am Weg ins restliche Europa.
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Text & Fotos: Martin Dichler