Österreich

"Format": Rechnungshof kritisiert angeblich Flughafen

Flughafen Wien - Foto: www.fotoflieger.at

 

Flughafen Wien dementiert: "Noch gar kein Rechnungshof-Rohbericht übermittelt"

Laut eines Artikels des Nachrichtenmagazin "FORMAT" nehmen die Prüfer des Rechnungshofes u.a. Anstoß an den großzügigen Pensionsregelungen für Schmid und Kaufmann.

"Format":

Dass die Flughafen Wien AG eine Privilegienoase für den Vorstand ist, hat sogar schon die Polizei festgestellt, die im Auftrag der Staatsanwaltschaft Korneuburg ermittelt.Die Behörde interessiert sich auch für häufige Upgrades von Economy- auf Business-Class, die Airport-Managern von Airlines geschenkt bekommen haben sollen. Dienstlich erworbene Flugmeilen darf der Vorstand privat einlösen, was gewöhnlichen Flughafen-Dienstnehmern prinzipiell verboten ist.

Für die Zukunft ausgesorgt

Jedenfalls haben Kaufmann und Schmid für ihre Altersruhe bestens vorgesorgt. Die beiden sitzen seit Oktober 1999 im Flughafenvorstand und haben die gleiche Ruhestandsregelung in ihrem Dienstvertrag. Demnach garantiert ihnen der Flughafen Wien eine Rente, die 40 Prozent des Jahresgrundgehalts ausmacht – umgerechnet 8.433 Euro im Monat. Eine schöne Summe, doch das ist nicht alles. Hinzu kommen Zusatzpensionen aus früheren Tätigkeiten.

Im Wissen um die fetten Pensionen seiner Kollegen will auch Finanzvorstand Gabmann das Gelände in Schwechat einmal als Superrentner verlassen. Ihm soll vom ehemaligen Aufsichtsratschef Johannes Coreth ebenfalls eine Altersversorgung von 40 Prozent des Letztbezugs zugesagt worden sein. Gabmanns Problem: Neopräsident Herbst. Der weigert sich angeblich, den Forderungen Gabmanns nachzukommen. Herbst sagt dazu: „Es ist richtig, dass mit ihm noch keine Pensionsregelung getroffen wurde. In welcher Form sie getroffen wird, ist noch zu diskutieren.“

Doch die Zusatzpensionen sind nur die Spitze des Eisbergs. Am Flughafen gibt es offenbar eine Menge Privilegien, die neben dem Rechnungshof auch die Staatsanwaltschaft interessieren. Über den Ermittlungsstand herrscht ein Austausch: Inhalte des Rechnungshofprüfberichts werden auch der Staatsanwaltschaft Korneuburg zur Verfügung gestellt. „In den nächsten Wochen wird der Bericht dem Flughafen zugestellt. Im Anschluss daran geht er an die Staatsanwaltschaft Korneuburg, die einen entsprechenden Antrag gestellt hat“, bestätigt Rechnungshofsprecherin Doris Grabherr.

Umgekehrt sind die RH-Prüfer über die Recherchen der Polizei informiert. Quasi als Nebenprodukt der Razzien in der Affäre Skylink wurde laut FORMAT-Recherchen das pikante Reiseverhalten des Flughafenvorstands bekannt. Dieses wird in Aktennotizen von Mitarbeitern, Berichten der internen Revision und Beschlüssen des Aufsichtsratspräsidiums beschrieben.

So kam es vor, dass dienstlich erworbene Flugmeilen für private Zwecke verwendet wurden. Ein konkretes Beispiel ist die Jahrestagung des Airports Council International (ACI). Ende 2006 veranstaltete der Dachverband ACI eine Konferenz in Kapstadt. Zur Veranstaltung in Südafrika nahm Kaufmann seine Ehefrau mit. Ihr Flugticket wurde mit Flugmeilen bezahlt. Zwar ist der Vorgang rechtlich okay, weil der Flughafenboss eine Genehmigung durch den Aufsichtsrat vorweisen kann. Doch pikant bleibt er trotzdem, denn „gewöhnlichen“ Flughafenmitarbeitern ist es per Dienstanweisung untersagt, das Meilen-Konto privat zu nützen. Kaufmann: „Dass meine Frau mitgereist ist, hat den Flughafen keinen einzigen Euro gekostet.“

Geprüft werden auch Hinweise auf Upgrades, vor allem bei Vorstandsdirektor Gerhard Schmid. Bei Privatflügen soll er häufig von Economy- auf Business-Class umgebucht haben – und zwar zum Nulltarif. Regelmäßig sei das sicher nicht passiert, sagt Schmid gegenüber FORMAT, sondern eher zufällig: „Wenn ein Platz frei war, bin ich angesprochen worden. Ich habe das dann in Anspruch genommen.“ Daran sei nichts Unanständiges. Dass seine Familie ebenfalls von seinem Upgrade-Privileg profitierte, will Schmid nicht kommentieren. Brisant ist der Fall allemal. Denn Schmid ist auf Vorstandsebene für Abfertigungs- und Flughafendienste zuständig. Dabei verhandelt er mit Airlines Preise für das Handling von Fracht und Passagieren. Auch wenn die Upgrades rechtlich gedeckt sind (als Revisionsvorstand kennt er die Compliance-Regeln), bleibt die Optik schief.

Zitiert aus: www.format.at / 13. August 2010

Flughafen dementiert

Seitens des Flughafens wurden die von "Format" erhobenen Vorwürfe zurückgeweisen.

Der Flughafen Wien hält fest, dass" bis zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch kein Rohbericht des Rechnungshofes übermittelt wurde". Daher sei "nicht nachvollziehbar, wie Kritikpunkte daraus bereits bekannt sein sollen, zumal der Rohbericht beim Flughafen Wien noch nicht eingelangt ist und per Gesetz vertraulich zu behandeln" sei.

Bei den im Artikel genannten Behauptungen handle es sich um Vorwürfe, die "längst widerlegt sind beziehungsweise um Vorwürfe, die jeder Grundlage entbehren", so der Flughafen Wien in einer Pressemitteilung.

Links:

Flughafen Wien

Format

(red / Flughafen Wien / Format)