Reportagen

"Assistenzeinsätze und Unterstützungsleistungen des Bundesheeres"

Von 6. bis 7. Oktober fand am Fliegerhorst Vogler in Linz-Hörsching der "3. Workshop für Assistenzeinsätze und Unterstützungsleistungen" des österreichischen Bundesheeres statt. Austrian Wings war vor Ort und begleitete den Flug eines Agusta Bell 212.

Am Bundesheer-Workshop teilgenommen haben Vertreter der Landeswarnzentralen aller Bundesländer, Einsatzorganisationen zur Katastrophenhilfe und Behörden.

Unter der Leitung des Streitkräfteführungskommandos und der beteiligten Organisationen war ein anspruchsvolles Programm erarbeitet und vorbereitet worden.

Die Dekontaminationsstation aus der Luft gesehen

Militärkommandant Generalmajor Mag. Kurt Raffetseder betonte in seiner Begrüßung den steigenden Bedarf an Koordination in diesen Bereichen.

Mitarbeiter der Rettungshundebrigade und des Dekontaminationsteams; käme es in Österreich zu einer Chemiekatastrophe wie derzeit in Ungarn, wären die zivilen wie militärischen Einsatzkräfte gefordert.

„Die Zusammenarbeit wird nur dann verbessert, wenn sich die Einsatzorganisationen besser kennen und somit ihre jeweiligen Stärken punktgenau zum Einsatz bringen können“, so der General.

Agusta Bell 212 beim Transport von Außenlast - auch Wasserbehälter für den Löscheinsatz können auf diese Art und Weise zum Einsatz gebracht werden
Landeanflug

Neben dem Bundesheer nahmen die Landeswarnzentralen der Bundesländer, Vertreter der Bezirkshautmannschaften, der Landes- und Bezirksfeuerwehrverbände sowie das Rote Kreuz, der Arbeiter-Samariter-Bund, die Wasserrettung, die Bergrettung und die Rettungshundebrigade an dem Workshop teil.

 

Die Teilnehmer vor der C-130 "Hercules" - Foto: Bundesheer


Das österreichische Bundesheer verfügt über drei Lockheed "Hercules"-Transportflugzeuge

 

Es gab zahlreiche Expertenbeiträge zu den Themen Katastrophenschutz und Katastrophenhilfe. Die einzelnen Stationen umfassten Sachgebiete wie Gefahrengut-Transporte mit Luftfahrzeugen, Flugunfälle sowie Erfahrungsaustausch aus gemeinsamen Übungen (EURAD 2010) und Einsätzen.

Auf diesem Bild wird die beeindruckende Frachtkapazität der "Hercules" besonders deutlich

Lufttransportkapazitäten des Bundesheeres besonders wichtig

Gerade beim Lufttransport in Krisenfällen spielt das österreichische Bundesheer eine bedeutende Rolle. Neben den bewährten Hubschraubertypen OH-58 "Kiowa", Sikorsky S-70 "Black Hawk" und Agusta Bell 212 stehen auch drei C-130 "Hercules" Transportflugzeuge zur Verfügung.

Neben dem "Black Hawk" ist der AB 212 das Rückgrat der Transporthubschrauberflotte des österreichischen Bundesheeres
Der AB 212 wird von einer dreiköpfigen Besatzung, bestehend aus Pilot, Copilot und Bordtechniker geflogen; anders als bei Flächenflugzeugen, wo der Captain links sitzt, hat der Kommandant im Hubschrauber - bis auf wenige Ausnahmen - auf der rechten Seite seinen Platz.

Die Hubschrauber werden primär für Personenbeförderungs- und Transportaufgaben eingesetzt, können bei Bedarf aber auch Lösch- und Ambulanzflüge durchführen.

Bell 212 im Flug

Start in Linz Hörsching, Fliegerhorst Vogler

Das Bundesheer verfügt über zwei Module, mit denen der AB 212 zu einer fliegenden Intensivstation umgebaut werden kann.

Der Innenraum des AB 212 kann variabel, je nach Erfordernis des Einsatzes, gestaltet werden

Blick auf den zivilen Teil des Linzer Flughafens

Das analoge Cockpit des AB 212 spiegelt den technischen Stand der 1970er Jahre wider - bis 2014 sollen die Maschinen modernisiert werden und ein "Glascockpit" erhalten (Austrian Wings berichtete).
Oberstleutnant Hannes Mittermair, Rufname "Duke", ist einer der erfahrensten Hubschrauberpiloten des Bundesheeres und flog bereits den legendären AB 204 "Huey"

Die C-130 "Hercules" kam zuletzt in größerem Rahmen bei der Tschad-Mission des Bundesheeres zum Einsatz, kann jedoch mit einem so genannten "MedEvac Modul" (Austrian Wings berichtete) ausgerüstet werden, das die Repatriierung schwer verletzter oder erkrankter Patienten unter Intensivbehandlung ermöglicht. Der bislang einzige Einsatz mit diesem Modul fand am 17. September dieses Jahres statt, als verunfallte österreichische Soldaten aus Kroatien heimtransportiert wurden - siehe hierzu auch unseren Bericht auf Austrian Wings.

Rückholaktion aus Kroatien am 17. September 2010: C-130 des Bundesheeres mit MedEvac Modul; im Vordergrund zwei als Intensivtransporthubschrauber ausgerüstete Agusta Bell 212 sowie zwei Notarztwagen
Die C-130 "Hercules" des Bundesheeres ...
... können in ihrem Frachtraum...
...das so genannte "MedEvac" Modul befördern

Bis zu 9 Leichtverletzte oder 2 Intensivpatienten können im MedEvac-Modul komfortabel – vor allem aber lärm- und vibrationsreduziert – samt Pflegepersonal (max 5. Personen), welches von der heereseigenen Sanitätsanstalt in Hörsching bereitgestellt wird, transportiert werden.

Intensivbehandlungsplatz im "MedEvac"-Container

Das Ziel des Workshops, die künftige Zusammenarbeit der Einsatzorganisationen zu verbessern, führt über eine Vielzahl an Stationen - Vereinheitlichung des Kartenwesens, Synchronisierung der Stäbe, gemeinsame Sprachregeln, Symbole und Signale, kompatible Führungsmittel und Leistungsparameter.

Das Cockpit der "Hercules"

Neben seiner vornehmlichen Aufgabe, der militärischen Landesverteidigung, stellt das Bundesheer also auch im zivilen Bereich des Katastrophenschutzes und der Katastrophenhilfe einen bedeutenden Faktor dar.

Am Fliegerhorst Vogler in Linz Hörsching sind auch die Saab 105 stationiert, die gemeinsam mit dem System Eurofighter Österreichs Luftraumüberwachung sicherstellen

Wie wichtig dafür die entsprechenden Fluggeräte sind, hat die Lawinenkatastrophe von Galtür im Jahr 1999 auf tragische Art und Weise gezeigt - damals standen dem österreichischen Bundesheer nicht ausreichend Transportkapazitäten zur Verfügung, und die Verletzten mussten mit Hilfe der deutschen Bundeswehr und in Deutschland stationierter Helikoptern der US-Streitkräfte ausgeflogen werden.

Schwerer Transporthubschrauber vom Typ "Black Hawk" kurz vor dem Start

Erst nach dieser Katastrophe entschloss sich die Politik zur Ausrüstung des Bundesheeres mit schweren Transporthubschraubern vom Typ "Black Hawk".

Der "Black Hawk" hat sich bereits dutzende Male im Katastrophen- und Löscheinsatz bewährt

Es hatte also wieder einmal erst ein Unglück geschehen müssen, ehe Politiker bereit waren, die langjährige Forderung von Experten nach einer gesteigerten Lufttransportkapazität des Heeres umzusetzen.

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(red CvD / Fotos, sofern nicht anders angegeben: Austrian Wings Media Crew)