Aktuelle politische Entwicklungen bedrohen jedoch diese positive Airportentwicklung. „Obwohl wir das vergangene Krisenjahr und die Aschewolke vom Frühjahr gut gemeistert haben, können wir mit Blick auf das kommende Jahr leider keine Entwarnung geben“, sagt der Vorsitzende der Geschäftsführung der Flughafen Köln/Bonn GmbH, Michael Garvens. „Die Luftverkehrssteuer und das von der Landesregierung geplante Nachtflugverbot für Passagierflugzeuge hätten für den Köln Bonn Airport fatale Konsequenzen.“ Deutliche Passagierrückgänge, hohe Umsatzeinbußen und der Verlust von mindestens 1.700 Arbeitsplätzen könnten die Folge sein, so der Airportchef.
Passagierverkehr
Das Passagieraufkommen ist bis Ende des 3. Quartals um zwei Pro-zent auf 7,57 Millionen gestiegen und liegt damit leicht unter dem Marktniveau. Für das Jahr 2010 rechnet der Flughafen mit 9,85 Millionen Fluggästen und korrigiert seine ursprüngliche Prognose von 10 Millionen Passagieren (+ 3 Prozent) leicht nach unten. „Die Auswirkungen der Aschewolke, die uns alleine 170.000 Passagiere gekostet hat, und Kapazitätsanpassungen bei einigen Fluggesell-schaften haben zu dieser Korrektur geführt“, sagt Michael Garvens. „Betrachtet man aber das Wachstum der 10 größten deutschen Flughäfen über einen Zeitraum von 10 Jahren, ist der Köln Bonn Airport mit einem durchschnittlichen Passagierwachstum von 5,9 Prozent pro Jahr Spitzenreiter.“
Größter Wachstumstreiber am Flughafen ist Germanwings mit ei-nem Marktanteil von 40 Prozent. Neue Ziele wie Madrid, Friedrichshafen, Valencia, Klagenfurt, Kopenhagen, Manchester, Salzburg und Tel Aviv sind die Basis für eine stabile Passagierentwicklung am Köln Bonn Airport. Die Fluggesellschaft Air Berlin nimmt mit 29 Prozent jetzt Platz 2 auf der Rangliste der größten Airlines am Köln Bonn Airport ein, gefolgt von Lufthansa mit 12 Prozent. Auch Ferienflieger wie Condor und SunExpress sorgten für positive Effekte. Insgesamt fliegen 35 Fluggesellschaften zu 120 Zielen in 30 Ländern.
Luftfracht
Besonders erfreulich ist die Entwicklung der Luftfracht. Der Flug-hafen korrigiert seine Prognose für das Jahr 2010 deutlich nach oben auf 640.000 Tonnen, ein Plus von 14 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Die gute Konjunktur und die positive Entwicklung der Ex-pressfracht-Unternehmen UPS und FedEx führen zu diesem stabilen Wachstum am Flughafen Köln/Bonn. Am 27. Oktober 2010 wird das FedEx-Drehkreuz für Zentral- und Osteuropa am Köln Bonn Airport eingeweiht. Der Flughafen und der Cargo-Carrier haben gemeinsam 140 Millionen Euro in die neue Fracht- und Sortierhalle investiert.
Wirtschaft
Trotz der Einnahmeverluste durch die Sperrung des Luftraumes we-gen der Aschewolke in Höhe von 3 Millionen Euro weist das Wirt-schaftsergebnis der ersten neun Monate ein Plus aus. Das operative Geschäftsergebnis, EBITDA, konnte von 41,3 Millionen Euro im Vor-jahr auf 49,1 Millionen Euro gesteigert werden, ein deutlicher Zu-gewinn von 18,9 Prozent. „Dieser große Zuwachs zeigt, dass unsere Sparprogramme erfolgreich waren“, sagt Michael Garvens. Das Ergebnis der ersten drei Quartale zeigt einen noch positiveren Trend: Es drehte von minus 2,6 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum ins Plus auf 2,5 Millionen Euro in diesem Jahr.
Auch die Umsatzerlöse kletterten um 4,3 Prozent auf 199,9 Millionen Euro. Ausschlaggebend dafür sind auch die Ertragssteigerungen aus dem Non-Aviation-Geschäft, also dem Geschäft am Boden. Mit 79,4 Millionen Euro haben sich die Einnahmen aus diesem Geschäftssegment seit 2002 nahezu verdoppelt. Gegenüber dem Vorjahr weisen sie eine Zunahme um 8,2 Prozent aus.
Im Gesamtjahr 2010 wird der Flughafen nach zwei Jahren die Ver-lustzone wieder verlassen und mit einem Gewinn von 200.000 Euro schwarze Zahlen schreiben.
Ausblick
Die positive Entwicklung der Passagier-, Fracht- und Geschäftszahlen am Köln Bonn Airport wird von aktuellen politischen Absichten stark gefährdet. „Die Luftverkehrssteuer kann zu einem Rückgang von jährlich bis zu 600.000 Passagieren am Flughafen führen und Umsatzverluste in Höhe von bis zu 9 Millionen Euro verursachen“, sagt Flughafenchef Garvens mit Blick auf das kommende Jahr. „Die Steuer ist volkswirtschaftlich schädlich, in sich widersprüchlich und unausgewogen.“
Das von der Landespolitik geplante Passage-Nachflugverbot hätte noch weiterreichende Konsequenzen: Hier droht zusätzlich zu Passagierrückgängen und Umsatzeinbußen der Wegfall von bis zu 1.700 direkten und indirekten Arbeitsplätzen. „Wir vertrauen aber auf die Gültigkeit unserer Nachtfluggenehmigung bis 2030.“
Krisenbewältigung und Aschewolke haben bereits Einsparungen bei den Sachkosten von rund 16 Millionen Euro erfordert. Bei weiteren Einschnitten wären drastische Einsparungen bei den Personalkosten am Airport nicht zu umgehen, so Garvens.
(red / Flughafen Köln-Bonn)