Nun spricht der deutsche Bundesinnenminister Thomas de Maizière von einer "Sicherheitslücke" und räumte ein, dass Luftfracht generell "relativ wenig" kontrolliert werde. Schätzungen zu Folge bleiben 90 Prozent der Pakete, die per Luftfracht befördert werden, ohne detaillierte Kontrolle.
De Maizière will nun mit europäischen und amerikanischen Kollegen klären, ob und in welcher Form Zwischenfälle wie dieser in Zukunft wirkungsvoller vermieden werden können.
Das Paket war am Kölner Flughafen zwar umgeladen, jedoch nicht weiter kontrolliert worden - dies hängt mit den Luftfrachtregelungen zusammen: zuständig für den Sicherheits-Check ist das Aufgabeland, im konkreten Fall somit der Jemen. Bei "Zwischenstationen" sind keine weiteren Kontrollen vorgesehen. Luftfahrtexperten zweifeln allerdings an, dass die Sicherheitsstandards im Jemen ausreichend hoch seien. Der Hinweis auf die Terror-Sendungen kam aktuellen Berichten zu Folge von einem ehemaligen Al-Kaida Mitglied aus Saudi-Arabien.
Die gefährliche Fracht war am Donnerstag um 22:56 in Köln-Bonn gelandet und blieb dort unentdeckt; erst Stunden später informierte der saudische Geheimdienst einen deutschen Verbindungsmann. Bevor jedoch die Behörden einschreiten konnten, befand sich die Bombe bereits auf ihrem Weg nach Großbritannien. Dort stellte man die hochexplosive Fracht schließlich sicher.
Eine weitere Bombe wurde bereits in Dubai erfolgreich identifiziert und abgefangen. Ermittler sprechen von einer absolut professionell getarnten Sendung, die "kaum zu entdecken" sei. Bis zu 400 Gramm Sprengstoff (PETN) waren in den Bomben verpackt, eine ausführliche "Bauanleitung" dazu liefern sogar einschlägige Al-Kaida-Videos im Internet. Sprengstoffspezialisten weisen darauf hin, dass die Explosion einer Bombe mit bereits 20 Gramm dieser Substanz gravierende Schäden anrichten und mühelos Löcher in Flugzeugwände reißen könnte. Experte Wolfgang Stabe spricht gegenüber dem Sender RTL von einer "brutalen Wirkung", die sich bei einem durchgeführten Versuch gezeigt hat.
Über mögliche Embargos für Luftfracht gibt es aktuell keine gesicherten Informationen. Die europäischen Innenminister suchen nach Lösungen, flächendeckend die Sicherheit auf dem Sektor derartiger Sendungen wirkungsvoll zu erhöhen.
Im Jemen mussten indes festgenommene Verdächtige seitens der Behörden wieder freigelassen werden; Verhöre hätten ergeben, dass es "die falsche Person gewesen sei", vermeldete ein Angehöriger des Sicherheitsdienstes.
Als vorläufige Konsequenz aus dem Vorfall haben die deutschen Behörden einem Bericht des ORF (Ö3) zufolge ein generelles Einflugverbot für Flugzeuge aus dem Jemen erlassen. Demnach dürfen derzeit auch keine Passagiermaschinen, die - gleich ob direkt oder indirekt - aus dem Jemen kommen, in Deutschland einfliegen.
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(red Aig)