Punktlandung

Ihr Abflug, bitte - Die Skylink Affäre

Der "Skylink" bewegt die Gemüter, die Politik, die Medien, die Mitarbeiter des Flughafens Wien, die AUA - welche sich die Kapazitäten des neuen Terminals dringend wünscht - und nicht zuletzt Austrian Wings und seine Leser. Aus aktuellem Anlass veröffentlichten wir einen Kommentar des internationalen Luftfahrtjournalisten Franz Zussner zum Thema.

Ja, es hätte so schön sein können, am Flughafen Wien im Jahre 2010. Neues Terminal, neue 3. Piste, geschätzte 22 Mio. Passagiere, viele neue Airlines, gefestigter Osteuropahub in der Star Alliance mit hoffnungsvollen Aussichten and more ... zusammengefaßt: ein Flughafen, für den man sich nicht "fremdschämen" müsste, um das Unwort des Jahres 2010 hier zu strapazieren. Stattdessen: Weiterhin Tristesse um das neue Terminal "Skylink" mit seinen mehr als doppelt so hohen Kosten, wie ursprünglich vorgesehen (zw. 900 Mio Euro und 1 Mrd. Euro im Endausbau, anstatt etwa 400 Mio Euro laut ursprünglicher Planung) und seinen drei, derzeit sehr umstrittenen (politischen) Vorständen (Kaufmann, Gabmann, Schmid) die allesamt, gemäß eigenen Aussagen, eine "weiße Weste" haben, was den "Skylink" betrifft! Der ehemalige Vorstand Mag. Christian Domany mußte ja deswegen schon 2009 den Hut nehmen - er war angeblich der hauptzuständige Vorstand für "Skylink" - und somit war das "Bauernopfer" gefunden und man "wurschtelte" weiter wie bisher.

Politischer Einfluss - leider!

Wie bei uns in Österreich üblich, geht es kaum ohne politische Einflüsse in staatsnahen Betrieben, leider immer noch! Wohl ist der Wiener Flughafen eine AG und somit "privatisiert", und die Länder Wien sowie Niederösterreich halten zwar nur je 20 Prozent des Aktienkapitals (10 Prozent die Mitarbeiterstiftung, die restlichen 50 Prozent befinden sich in Streubesitz), haben jedoch aufgrund eines "Syndikatvertrages" das Sagen in Sachen Flughafen.

Somit bestimmen derzeit hauptsächlich die politischen Führer der beiden Länder, wer in VIE Vorstand wird und wer nicht. So kommen naturgemäß immer wieder honorige politische "Günstlinge" zum Zuge, die meist aus politisch nicht unfernen Organisationen, wie Arbeiterkammer, Wirtschaftskammer, Gewerkschaft usw. stammen und daher nicht unbedingt Erfahrungen als Manager und schon gar nicht als "(Aus)Kenner" des Luftfahrtgeschäftes, haben.

Dies gehört sofort abgestellt! Ehrenwerte Persönlichkeiten, wie die derzeitigen (noch) Vorstände Mag. Herbert Kaufmann und Ing. Gerhard Schmid (beide SPÖ-nahe) und Ernest Gabmann (ÖVP-nahe) wären dann halt nicht Vorstände am Vienna International Airport gworden, aber am Hungertuch hätten sie deshalb wohl auch nicht nagen müssen, behaupte ich mal.

Die Flughafenvorstände Schmid, Kaufmann und Gabmann

Die Rolle des Aufsichtsrates - bitte handeln!

Da fragt man sich manchmal schon, wozu gibt es einen Aufsichtsrat, wenn der offensichtlich
Missstände, möglicherweise aus "gewisser Rücksichtsnahme", zwar aufzeigen (unter Druck der Medien) aber wohl nicht abstellen kann?

Schon sein 2006 war bekannt, dass "Skylink" wesentlich mehr als die vorerst geplanten 400 Mio. Euro kosten und einige Jahre später fertiggestellt sein würde.

Auch gewisse "Koordinationen" unter den bauausführenden Firmen sollten äußerst mangelhaft funktionieren, sodass manchmal "A" nicht wusste, was "B" tut und tat und umgekehrt. Hier wiederum hätten alle Vorstände Handlungsbedarf gehabt, nicht nur der, für den Skylink zuständige (Domany?).

Es bedurfte mehrerer Aufsichtsratssitzungen, bis endlich am 15. Dezember 2010, nach mehr als 14stündiger Sitzung, ein vorerst eher "dürftiges" Ergebnis herauskam, aber immerhin.

"Skylink - more than a Terminal" - eine Prophezeiung? - Foto: Austrian Wings Media Crew

Anstatt alle drei Vorstände abzusetzen und ihre Verträge finanziell abzulösen („Ihr Abflug bitte“), was zugegeben sehr teuer gekommen wäre, da diese erst im Frühjahr 2009, auf fünf Jahre wiederbestellt worden waren, (Ernest Gabmann kam anstatt Mag. Domany neu hinzu) wurde vereinbart, das Vorstandsprecher Mag.Herbert Kaufmann, mit 31. Dezember 2010 ausscheidet, nur ein Jahresgehalt als Abfertigung erhält, aber dem Flughafen in einer beratenden Funktion (Konsulent) weiterhin zur Verfügung steht, also im Sold der Flughafen Wien AG.

Zusätzlich wurde mittlerweile bestätigt, dass dass Mag. Kaufmann als "Bonus" für seinen Abgang im Vorstand nun in den Aufsichtsrat der Flughafen Malta und Kosice wechselt - als Aufsichtratschef. Und im Aufsichtsrat des Flughafens Friedrichshafen wirkt er künftig als "einfacher" Aufsichtsrat. Müßig zu erwähnen, dass der Flughafen Wien an allen drei Airports Beteiligungen hält.

Dauerbaustelle Skylink - Foto: Austrian Wings Media Crew

Die beiden anderen Vorstände, Ing. Gerhard Schmid und Ernest Gabmann, bleiben noch bis Ende 2011 im Amt, bekommen aber, man höre und staune, den derzeitigen Vorsitzenden des Aufsichtsrates der Flughafen Wien AG, Dr. Christoph HERBST, als neuen Vorstandsprecher vorgesetzt.

Dr. Herbst wechselt - zwar etwas ungewöhnlich, aber laut Aktiengesetz erlaubt - für vorerst ein Jahr (dies wird mit großem Nachdruck versichert) vom Aufsichtsrat in den Vorstand. Zwischenzeitlich geht man dann auf Suche nach zwei neuen Vorständen (der Vorstand der Flughafen Wien AG wird nach Dr. Herbsts Ausscheiden auf zwei Positionen verkleinert), die auch vom Fluggeschäft eine Ahnung haben sollten und politisch völlig frei agieren können. Die Hoffnung stirbt bekanntermaßen zuletzt.

Ab 2011 für ein Jahr interimsmäßig Vorstand des Flughafens Wien: Dr. Christoph Herbst - Foto: Austrian Wings Media Crew

Es fehlte von von Seiten des Aufsichtsrates wohl der sprichwörtliche Mut, alle drei Vorstände sofort abzusetzen, (was aus Sicht des Steuerzahlers eigentlich logisch wäre), aber wahrscheinlich war das finanzielle und unternehmerische Risiko wohl zu groß, wenn man sofort alle drei Vorstände vorzeitig abgelöst hätte, Stichwort: Abfertigung, KnowHow usw.

Ebenso fragwürdig war aber auch die vorjährige Vertragsverlängerung um gleich fünf Jahre für die drei Vorstände (Ernest Gabmann kam statt Domany neu hinzu), obwohl man das Skylink-Desaster schon nahezu im gesamten Ausmaß kannte, und nun befindet man sich in der Zwickmühle - nicht nur der Medien - und weiß nicht so recht, wie damit umgehen.

Nachdem am 15. Dezember 2010 wie o.a. entschieden wurde - Dr. Herbst ist ja honoriger Advokat hat aber auch nicht gerade im Luftfahrtgeschäft seinen "Meisterbrief" erworben - bleibt zu hoffen, dass so rasch wie möglich zwei hervorragende Flughafen-Manager, die von der Materie viel verstehen, gefunden werden, und der "VIE", so das internationale Kürzel für den Wiener Flughafen, im Konzert der mittelgroßen Hubs seine ihm zugeordnete Rolle, vor allem aufgrund der nahen Konkurrenz-Airports in der Star Alliance (Frankfurt, München, Zürich, Brüssel), mehr als nur behaupten wird können.

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Text und Fotos (sofern nicht anders angegeben): Franz Zussner

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