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[U] Mindestens 35 Tote bei Selbstmordanschlag am Moskauer Flughafen Domodedowo

Letzte Aktualisierung: 25. Jänner 2011 / 22:41 Uhr

Der Flughafen Moskau Domodedowo wird von Wien aus von Transaero, NIKI und Austrian Airlines angeflogen - Foto: Dmitry A. Mottl / Wikipedia

35 Tote
Auch zwei Österreicher unter den Opfern
Mehr als 170 Verletzte
Täter unter den wartenden Besuchern
AUA ermöglicht kostenlose Umbuchung

Wie die Agentur Interfax berichtet, sind bei einer Explosion am Moskauer Flughafen Domodedowo Montag Nachmittag dutzende Menschen getötet und mehr als 170 weitere verletzt worden, 35 von ihnen schwer. 58 Patienten mussten ins Krankenhaus eingeliefert werden. Gesundheitsministerin Tatjana Golikova sprach in den frühen Abendstunden von 29 Toten, Flughafen-Pressestelle und Margot Klestil-Löffler, österreichische Botschafterin in Russland, beziffern jedoch 35 Todesopfer. Jüngsten Medienberichten zufolge seien 31 Opfer unmittelbar durch die Explosion getötet worden, eines am Weg ins Spital und drei weitere im Spital verstorben. Übereinstimmende Opferzahlen gibt es jedoch auch am Tag nach dem Anschlag noch nicht, die russische Agentur Interfax meldete Dienstag Früh "24 bis 35 Todesopfer".

Aus den behandelnden Kliniken wurde verlautbart, dass sämtliche Patienten explosionstypische Verletzungsmuster aufweisen; mindestens 20 schweben in Lebensgefahr. Ein Flughafensprecher sagte, dass es sich bei den Toten und Verletzten um Passagiere und Besucher, keine Flughafenmitarbeiter handle.

Österreichische Todesopfer bestätigt

Unter den Opfer befinden sich aktuellen Angaben zufolge zwei britische und ein deutscher Staatsbürger. Die Deutsche Presse Agentur berichtet, dass es sich hierbei um einen Mann, Jahrgang 1976, handle. Das Auswärtige Amt der Bundesrepublik Deutschland hat dies noch nicht verifiziert. Der Sprecher der Ermittlungsbehörde, Wladimir Markin, bestätigte laut der Agentur RIA Nowosti indes den Tod der Briten. Zudem seien mindestens vier ausländische Bürger, darunter die slowakische Schauspielerin Zuzana Fialova, verletzt worden.

Der TV-Sender "Puls 4" meldete Dienstag Früh, dass zu den Opfern auch ein Österreicher zählen dürfte. In den Abendstunden wurde schließlich bestätigt, dass sich tatsächlich auch zwei Österreicher unter den Toten befinden. Ein 41jähriger Mann hatte noch wenige Sekunden vor der Explosion mit seiner Frau telefoniert und ihr berichtet, gut in Russland angekommen zu sein, berichtete der ORF in einem "ZIB Flash"-Nachrichtenbeitrag Dienstag Abend.

AUA, NIKI, Air Berlin und Lufthansa fliegen nach DME

Domodedowo wird neben der AUA auch von Air Berlin, NIKI und Lufthansa angeflogen. Zum Zeitpunkt des Anschlages sollen sich zwei Flugzeuge von Air Berlin am Flughafen befunden haben. Auch eine Lufthansa Maschine sei unmittelbar zuvor gelandet. Soweit bislang bekannt ist, befinden sich keine Passagiere oder Angestellten dieser Unternehmen unter den Opfern.

Die Explosion hat sich um 16:32 Uhr Lokalzeit (14:32 Uhr MEZ) im Ankunftsbereich, nach Gepäckausgabe und Zollkontrollstelle, ereignet. Ein Augenzeuge gab an, dass sich der Täter nicht unter den ankommenden Fluggästen, sondern den wartenden Besuchern befunden hatte. Unmittelbar vor dem Zünden des Sprengsatzes habe er gerufen, "Ich bringe euch alle um!".

Österreicher bekamen den Anschlag mit

Vier österreichische Geschäftsreisende, die kurz vor dem Bombenattentat in Domodedowo gelandet waren, erzählten: "Wir haben uns einen Stock tiefer bei der Gepäckausgabe befunden. Die Druckwelle der Explosion war enorm, Deckenteile sind eingestürzt." Selbst blieben die vier Reisenden jedoch unverletzt, wie sie gegenüber einer Austrian Wings-Redakteurin telefonisch bestätigten.

Attentäter gefunden

Interfax meldete Montag kurz nach 18:20 Uhr, dass die Leiche des Selbstmordattentäters gefunden wurde - der Beschreibung zu Folge ein "Mann zwischen 30 und 35 Jahren, arabischen Aussehens". Der Mann soll aus dem Nordkaukasus stammen.

Amateuraufnahmen aus dem völlig verrauchten Terminal kurz nach dem Anschlag - Quelle: YouTube

Angaben der russischen Sicherheitsbehörden zufolge gebe es neben dem Attentäter noch drei weitere Drahtzieher, nach ihnen wird derzeit intensiv gefahndet. Auch sie sollen, wie der Selbstmordbomber, aus dem Nordkaukasus stammen. Der Anschlag soll mit mindestens 7 Kilogramm eines TNT-Äquivalents ausgeführt worden sein, hieß es. Bislang ausgewertete Überwachungsvideos zeigen die Verdächtigen, wie sie ein Fahrzeug auf dem Langzeitparkplatz des Flughafens parken.

Flughafen wurde für internationale Flüge zeitweilig gesperrt

Seitens der russischen Behörden wurde der Flughafen für alle internationalen An- und Abflüge einige Stunden lang gesperrt, die anderen Moskauer Flughafen in erhöhte Alarmbereitschaft versetzt.

AUA Flug auf dem Weg nach Wien

Eine Maschine der AUA, Flug OS 602, war in Domodedowo kurz vor der Explosion gestartet und ist um 16:43 in Wien-Schwechat gelandet. Flug OS 603, der bereits von Wien nach Moskau unterwegs war, wurde aus Sicherheitsgründen wieder nach Wien zurückbeordert, so AUA-Sprecher Michael Braun gegenüber Austrian Wings.

Abendkurs mit Verspätung - Flug heute Morgen sicher in Wien gelandet

Flug OS 605, der Montag Abend um 20:05 Uhr nach Moskau Domodedowo fliegen sollte, wurde umdisponiert und startete um 23:36 Uhr aus Wien-Schwechat. Eingesetzt wurde dafür, so die AUA-Pressestelle, extra ein Airbus A321 mit einer Kapazität von 200 Sitzplätzen, eine größere Maschine als sonst üblich. In Domodedowo wurde zwischenzeitlich eine provisorische Ankunftshalle eingerichtet und in Betrieb genommen. Der Flughafen ist darüber hinaus wieder geöffnet, nachdem er von den Sicherheitsbehörden gründlich durchsucht worden war.

Am Morgen des 25. Jänner 2011 landete Flug OS 606 aus Moskau Domodedowo um 06:23 wohlbehalten in Wien.

AUA erlaubt kostenlose Umbuchung

Als besonderes Service können AUA-Passagiere, die ihr Ticket nach Moskau bis Montag für Abflüge im Zeitraum 24.-27. Jänner 2011 gebucht haben, kostenlos umbuchen. Der neue Termin für die Reise muss vor dem 28. Februar liegen. Für dieses Umbuchen entstehen keine Gebühren. Das Customer Service Center steht in der Zeit von 8:00 bis 20:00 Uhr unter der Nummer +43 (0)5 1766 1000 zur Verfügung.

Taxifahrer nutzen Situation aus

Russische Taxilenker schlugen prompt Profit aus der tragischen Situation und verdoppelten ihren Preis für Fahrten vom Flughafen Domodedowo nach Moskau spontan auf 20.000 Rubel - umgerechnet fast 500 Euro. Die Stadt Moskau reagierte rasch und stellte Busse zur Verfügung, um die betroffenen Fluggäste von den Machenschaften der Taxilenker zu bewahren. Zudem hätten, so Austrian Wings vorliegende Berichte, zahlreiche Privatpersonen "Shuttlefahrten" in die Stadt um 1.500 Rubel, umgerechnet etwa 37 Euro, angeboten. Es habe aber auch hilfsbereite Privatpersonen gegeben, die mit Schildern "Gratis zur Metro" ihre Dienste angeboten haben, um dem Treiben der Taxifahrer Einhalt zu gebieten.

Die 20.000 Rubel seien übrigens neuer Negativrekord der Moskauer Taxifahrer gewesen. Ein Insider: "Nicht einmal während des Eisregens waren die Preise so hoch!"

Videobeiträge zum Thema

TV-Beitrag mit vor-Ort-Kommentaren des Senders RT - Quelle: YouTube
Einsatzkräfte am Flughafen Domodedowo - Quelle: YouTube

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Anschlag in Moskau: Keine Hinweise auf tschetschensiche Täter (28. Jänner 2011)

Links:

Liste der Opfer (Russische Behörden, auf Russisch)

Liste der Opfer, mittels Google Translator auf Deutsch übersetzt

(red Aig / CP / RR / PR)