Wataniya Airways (KW), der Name steht für „Nation“, zählte nach der Liberalisierung zu den Pionieren der Branche und etablierte sich von Anfang an als kuwaitische Premium Airline.
Als Zeichen ihrer Verbundenheit zum Land, trugen die Flugzeuge der Airline die Flagge des Landes und das Wahrzeichen von Kuwait-City, die Kuwait Towers, im Leitwerk. Im Jahre 2006 wurde das Unternehmen gegründet und noch im selben Jahr ging man an die Börse um die notwendigen finanziellen Mittel für den Start zu lukrieren. Im Jahr 2008 erhielt Wataniya ihr AOC (Air Operator Zertifikat) und am 9.Jänner 2009 hob erstmals ein Airbus 320 zu einem Linienflug nach Dubai ab.
270.000 Gäste im ersten Jahr
Bereits im ersten Betriebsjahr beförderte die Airline 270.000 Passagiere. Während der inländische Mitbewerber Jazerra Airways sich auf den Low Cost Markt ab Kuwait-City konzentrierte, bemühte sich Wataniya Airways von Anfang vermehrt um die Business Kunden.
Für den geplanten Ausbau des Streckennetzes bestellte man bei Airbus in Toulouse weitere sechs Airbus 320 Flugzeuge. Um dem Ruf einer Premium Airline gerecht zu werden, musste Wataniya Airways ihren Kunden ein entsprechendes Produkt an Bord seiner Flugzeuge bieten. Mit insgesamt 122 Sitzplätzen ausgestattet, davon 26 in der Business/First und 96 in der Premium Economy Klasse, setzte das Unternehmen neue Maßstäbe.
Die Flotte wächst
Noch im ersten Betriebsjahr kam ein zweiter A-320 hinzu und neue Verbindungen nach Amman, Bahrain, Damaskus, Beirut, Kairo und Jeddah wurden aufgenommen. Bis zum Sommer 2010 erweiterte die Fluggesellschaft ihr Streckennetz auf 10 Destinationen im arabischen Raum. Zwischen Jänner 2009 und September 2010 übernahm man insgesamt sieben neue Airbus Flugzeuge, vier davon wurden von dem Leasingunternehmen Alfaco angemietet.
Als erste europäische Destination wurde Rom am 31.Mai in das Streckennetz aufgenommen. Bereits einige Tage danach, am 2.Juni 2010 wurde Wien als zweite Europa Destination in das Wataniya Streckennetz mit eingebunden. Aus gegebenem Anlass wurde eine kleine Eröffnungszeremonie am Flughafen Wien durchgeführt.
Anlässlich des „Ribbon Cutting“ freuten sich Mag. Friedrich Lehr (Flughafen Wien AG) und Lee Shave (CCO Wataniya Airways) über die Aufnahme der neuen Verbindung. Für Überraschung sorgte kurz darauf die Ankündigung, eine Codeshare Vereinbarung mit Austrian Airlines einzugehen. Seit dem 31.Oktober 2010 bestand der Vertrag zwischen Wataniya Airways und Austrian Airlines. Passagiere aus Kuwait konnten über Wien zu 29 weiteren Austrian Airlines Zielen mit eigener Flugnummer weiter fliegen. Gleichzeitig erhöhte man die Frequenzen zwischen Kuwait und Wien auf sechs wöchentliche Rotationen. Die drei zusätzlichen Verbindungen (Di, Do, Sa) wurden neu mit einer Zwischenlandung in Beirut nach Kuwait-City durchgeführt. Zwischen Beirut und Wien gab es bis zu diesem Zeitpunkt einigen Jahren keine direkte Flugverbindung mehr. Mit dem Erhalt der Verkehrsrechte auf dieser Strecke konnte zusätzliches, vor allem touristisches Geschäft, an Land gezogen werden.
Wataniya Airways- das Premium Produkt im Austrian Wings Test:
Egal ob Business/First oder Economy/Premium Kunde bei Wataniya Airways, beide Produkte setzten neue Maßstäbe in der Industrie. Wird der Airbus 320 bei den meisten Airlines mit einer Bestuhlung von durchschnittlich 150-180 Sitzplätzen geflogen, so stattete Wataniya Airways seine Flugzeuge mit maximal 122 Sitzen aus.
Schon der Name der Produkte machte neugierig? Doch verkaufen heutzutage nicht alle Airlines ihre Produkte als die jeweils "besten" am Markt? Und was kann ein Kunde in Zeiten des allgemeinen Kostendruckes in der Luftfahrtindustrie von einem Premium Produkt wirklich noch erwarten?
Austrian Wings bekam noch Anfang März auf einem Flug Wien-Kuwait-Wien die Möglichkeit, beide Produkte zu testen.
Premium/Economy Class
Generell muss gesagt werden, dass es für einen Menschen wie mich, mit einer Körpergröße von 190cm, an Bord einer A-320 Economy Klasse immer sehr eng zu geht.
Nicht so bei Wataniya Airways! Nach einer freundlichen Begrüßung durch unsere Crew nehme ich Platz an Bord der 9K-EAE.
Die Wataniya Crew setzt sich aus einem amerikanischen Piloten, seinem kanadischen First Officer und einer Mischung aus asiatischen und europäischen Besatzungsmitgliedern in der Kabine zusammen.
Die Maschine wurde erst im März 2010 an die Gesellschaft ausgeliefert und bestätigte durch sein edles Ambiente, den Anspruch eines Premium Carriers. Das Flugzeug verfügt insgesamt nur über 96 Sitze in der Premium/Economy Klasse. Der Sitzabstand war überwältigend und betrug bequeme 86,4cm. Hatte man einmal Platz genommen, musste man fast schon von Platzverschwendung sprechen. Eine Platzverschwendung die dem Wataniya Airways Kunden zugute kam. Andere Airlines verkaufen diesen großzügigen Sitzabstand in der Premium/Economy Class, um teures Geld als Business Class Ticket. Der erste positive Eindruck hatte sich bestätigt "Great value for low money". Neben den großen Abstand der Sitze ließen sich die Rückenlehnen der ledernen Recaro Sitze weiter zurück legen, als bisher bekannt.
Auf unserem Flug nach Kuwait stand jedem Passagier ein "Video on Demand" Unterhaltung System zur Verfügung. Dabei erhält jeder Fluggast ein tragbares mobiles Mediaplayer System. Dieses ist leicht zu bedienen und bietet eine reichhaltige Auswahl an Unterhaltungsfilmen, Nachrichtenkanälen, Spielen und Radioprogrammen. Mehr als 330 Minuten Unterhaltung somit während des Fluges zur Verfügung, zusätzlich konnte über dem Mediaplayer der aktuelle Flugverlauf mit verfolgt werden. Was bei anderen Airlines noch diskutiert wird, war an Bord von Wataniya Airways schon lange Realität. Für alle Passagiere deren wichtige Telefonate nicht bis zur Landung warten konnten, bestand die Möglichkeit, auch während des Fluges zu telefonieren und SMS zu verschicken.
Natürlich kam auch das leibliche Wohl über den Wolken bei Wataniya Airways nicht zu kurz. Das Catering Unternehmen Fivestar mit Sitz in Fischamend, bereitete in seiner Halal-Küche (muslimische Standards bei der Zubereitung der Gerichte) das Catering für alle Wien Flügen zu. Geboten wurden österreichische als auch arabische Spezialitäten. Auf meinen Flug nach Kuwait ließ ich mir mein zartes Kalbsgulasch mit Spätzle auf der Zunge zergehen.
Ein weiteres Verkaufsargument für das Unternehmen war deren großzügige Freigepäcksgrenze. Premium Economy Passagiere konnten zwei Gepäcksstücke bis zu einem Gesamtgewicht von 40kg kostenlos einchecken! Der Economy-Standard bei den meisten anderen Airlines liegt dagegen bei 20 Kilogramm.
Business/First Class:
Während des Fluges nach Kuwait bekam ich auch die Möglichkeit geboten, einen Teil der Strecke in der Business/First Class mit zu fliegen. Während bei anderen Airlines in der A320 Business Klasse einfach nur der Mittelsitz des Economy Stuhles frei gelassen wird, hatte Wataniya Airways richtige Business Stühle an Bord.
Der Sitzabstand in der 2-2 Anordnung betrug angenehme 112cm und jeder Recaro Ledersessel verfügte über einen eigenen 10,2" großen Videoschirm in der Armlehne. Auf jedem Sitzplatz erwarteten den Kunden gemütliche Pölster und Decken, zusätzlich bestand auf jedem Sitz die Möglichkeit, seinen eigenen PC, MP3 Player oder IPod am persönlichen Videoscreen anzuschließen.
Eine große Auswahl an Zeitschriften, Menüs und Erfrischungsgetränken, sowie ein persönliches Service der Flugbegleiter erwarteten zusätzlich dem Business/First Kunden.
Die Gepäckgrenze wurde zusätzlich noch einmal auf insgesamt 60kg erhöht. Alle Business/First Kunden hatten in Kuwait-City zusätzlich die Option, einen kostenlosen Shuttle Service zum Flughafen zu nutzen. Im Sheikh Saad Terminals wurde der Check-In in einen eigenen Premium Bereich durchgeführt, die Zoll und Einreiseformalitäten wurden durch einen Betreuer der Airline erledigt. Die Zeit bis zum Abflug konnte in einer eigenen Business/First Lounge, mit einer großen Auswahl an Erfrischungsgetränken und Catering verbracht werden.
Heimatbasis - Sheikh Saad Terminal
Heimatbasis der Airline in Kuwait war der Sheikh Saad Terminal. Dieser liegt östlich des internationalen Terminals von Kuwait und wurde im März 2009 durch den Kronprinzen von Kuwait, seiner Hoheit Sheikh Nawaf Al-Ahmad Al-Jaber Al-Sabah, der Bestimmung übergeben. Der Sheikh Saad Terminal ist der Generell Aviation vorbehalten, Wataniya Airways war als einzige Linienfluggesellschaft exklusiver Nutzer des Gebäudes. Dadurch konnte die Airline seinen Premium Servicegedanken in dem Gebäude perfekt umzusetzen.
Kurze Wege beim Check-In, Zoll, sowie im Ankunftsbereich waren jedem Kunden garantiert. Ein eigener Autobahnanschluss ins Stadtzentrum, kostenloses Valet Parking und WLAN im gesamten Gebäude zählten zu weiteren Annehmlichkeiten. Jedem Passagier, auch dem der Premium Economy Class, stand ein exklusiver Lounge-Bereich zur Verfügung. In den großen Räumlichkeiten standen bequeme Couch Sitzgruppen, ein eigener Kinderspielraum sowie eine große Auswahl an Magazinen und Zeitschriften bereit. Business/First Kunden wurden erst kurz vor dem Abflug mit einem exklusiven Limousinen Service direkt zum Flugzeug gebracht.
Zu gut für diese (Airline-) Welt?
Die steigende Konkurrenz durch die vielen arabischen Low Cost Airlines in Kuwait, als auch die aktuelle politische Lage im arabischen Raum machten es Wataniya Airways zunehmend schwierig, Gewinne einzufliegen. Als Konsequenz stellte die Gesellschaft im August 2010 ihre Verbindung nach Rom ein. Am 5.Dezember wurde die Einstellung der Verbindungen nach Amman, Bahrain, Damaskus und Jeddah bekannt gegeben. Auch der Flugplan nach Dubai wurde reduziert, da gerade diese Strecke heiß umkämpft ist. Das seit Oktober 2010 bestehende Codeshare Abkommen mit Austrian Airlines hat den Wataniya Airways Kunden den Vorteil gebracht, über Wien hinaus zu vielen europäischen Flugzielen weiter reisen zu können. Ab Wien konnte nur das Ziel Beirut und Kuwait verkauft werden, da über Kuwait hinaus kaum interessante Anschlussflüge bestanden. Aus diesem Grunde wurden drei der sieben A-320 bereits zum Winterflugplan aus der Flotte genommen und in Kuwait abgestellt.
Am 16.März gab das Management des Unternehmens auf ihrer Webseite die Einstellung des operativen Betriebes bekannt. Es schien so, als wäre das Wataniya Airways Produkt fast zu gut für den Luftfahrtmarkt gewesen, den für den Kunden stand fest: "It was really a pleasure to fly with Wataniya Airways".
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Text und Fotos: Martin Dichler