Das erste Mal sei das Problem bereits wenige Minuten nach dem Start in München aufgetreten, so der Bericht. Laut Air Berlin habe sich der Pilot nach Rücksprache mit der Zentrale aus eigenen Stücken dennoch zum Weiterflug bis nach Bangkok entschlossen, wo es kurz vor der Landung erneut zu "extrem starkem Ölgeruch" an Bord gekommen sei.
Besatzung klagte über gesundheitliche Probleme
Nach dem Flug hätte laut dem Bericht des NDR "die gesamte Crew über Übelkeit und Kopfschmerzen" geklagt. Air Berlin wollte dies dem NDR zufolge nicht bestätigen sondern verwies lediglich darauf, dass keine Krankmeldung eines Besatzungsmitgliedes des betreffenden Fluges erfolgt sei.
Thai Airways Techniker empfahlen Austausch der Turbine
Techniker von Thai Airways untersuchten den betroffenen A330 von Air Berlin in Bangkok und hätten eine "Leckage am rechten Triebwerk" gefunden, so Air Berlin. Der NDR dagegen verweist auf einen ihm vorliegenden schriftlichen Bericht der thailändischen Techniker, in dem von "Öl an acht verschiedenen Stellen im Triebwerk" die Rede sei.
Die Experten von Thai seien zu dem Schluss gekommen, dass das Triebwerk deshalb unbedingt ausgetauscht gehöre.
Air Berlin sah das offenbar anders, wollte den Bericht der Thai-Techniker laut NDR nicht kommentieren. Techniker von Air Berlin flogen selbst nach Bangkok und stellten fest, dass "geringe Leckagen dieser Art konstruktionsbedingt zulässig" seien.
Das Flugzeug flog also mit dem gleichen Triebwerk wieder zurück nach Düsseldorf - mit Passagieren. Mittlerweile wurde auch bekannt, dass es bereits am Tag zuvor Ölgeruch an Bord genau dieser Maschine gegeben hatte.
Mittlerweile habe Air Berlin reagiert und das Triebwerk "vorsorglich" ausgetauscht.
Air Berlin Sprecherin Alexandra Bakir gegenüber Austrian Wings: "Der NDR erweckt mit seinem Bericht den Eindruck, dass Air Berlin fahrlässig gehandelt hat. Dies weisen wir entschieden zurück."
Vielmehr habe sich Air Berlin "strikt an die Vorgaben des Flugzeugherstellers Airbus bei der Wartung und Reparatur gehalten."
Zudem habe "keine Gefährdung der Passagiere" bestanden.
Eine Aussage, die Luftfahrtexperten kritisch betrachten. Denn, wenn Rückstände von verbranntem Triebwerksöl über die Klimaanlage in die Kabine gelangen, so kann dies nach Expertenmeinung sogar zu schwerwiegenden gesundheitlichen Langzeitschäden führen.
Es könne also keineswegs die Rede davon sein, dass beim Einatmen von Öldämpfen "keine Gefahr" bestanden habe. Vielmehr wäre es angebracht gewesen, die Passagiere über mögliche gesundheitliche Risiken zu informieren und sie auf die Möglichkeit einer medizinischen Untersuchung hinzuweisen. Ob Air Berlin dies getan hat, blieb bislang unbeantwortet.
Darüber, ob die Besatzung nach der Landung gesundheitliche Probleme schriftlich dokumentiert hat und weshalb Air Berlin der Empfehlung der Thai Airways Techniker, das Triebwerk sofort zu tauschen nicht gefolgt ist, wollte das Unternehmen auch gegenüber Austrian Wings - selbst auf mehrfache Nachfrage - keine Stellungnahme abgeben: "Sie haben unser Statement erhalten, dem wir nichts hinzuzufügen haben", erklärte Sprecherin Bakir.
Der Vorfall ist mittlerweile beim deutschen Luftfahrtbundesamt aktenkundig, das die Ermittlungen aufgenommen hat.
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(red)