Olaf Scholz, Erster Bürgermeister der Freien und Hansestadt Hamburg: „Das HCAT ist für das Spitzencluster, aber auch für den gesamten Standort, ein innovatives und wichtiges Infrastrukturprojekt. Es ist ein wichtiger Baustein in der erfolgreichen Arbeit des Luftfahrtclusters Metropolregion Hamburg als Spitzencluster.“ In der ganzheitlichen Strategie ‚Neues Fliegen‘, für die das Luftfahrtcluster Metropolregion Hamburg vom Bund als eines der ersten Spitzencluster Deutschlands ausgezeichnet wurde, steht das HCAT für den Erfolgsfaktor Personal. „Der hervorragende Ruf Hamburgs als innovatives Aus- und Weiterbildungszentrum für die Luftfahrttechnik soll durch diese bundesweit einmalige Lernortkooperation zwischen Betrieben und Schulen weiter ausgebaut werden. Wir partizipieren in allen Qualifizierungsbereichen voneinander“, kommentiert Matthias Jürgens, Schulleiter der Staatlichen Gewerbeschule für Fertigungs- und Flugzeugtechnik G15 und Hausherr des HCAT.
Die Gewerbeschule 15 leitet einen Schwerpunkt im HCAT, das ASQ (Avionik- und Struktur-Qualifizierungszentrum). Die Weiterbildung zum Staatlich geprüften Luftfahrttechniker mit dem neuen Schwerpunkt Avionik läuft bereits seit einem Jahr - die Industrie hat einen großen Bedarf an Avionikern, da der Trend zum ‚all electronical aircraft‘ geht, aber auch zu neuen Strukturen aus leichteren Werkstoffen wie etwa CFK (Kohlefaserverbundstoffe). Trainer und Instruktoren von Airbus und Lufthansa Technical Training können ab sofort in den neuen Werkräumen des HCAT Kursteilnehmer und Auszubildende anhand von realen Flugzeugstrukturbauteilen und modernen Faserverbundbauteilen in Reparatur- und Fügetechniken schulen.
Die Unternehmen profitieren darüber hinaus vom zweiten Gebäudebereich des HCAT, dem Labor für Kabinen und Kabinensysteme (KKS). Betreiber des Kabinenlabors ist die Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg (HAW Hamburg), die bereits seit sechs Jahren den Studienschwerpunkt Kabine/Kabinensysteme anbietet. „Mit dem HCAT erhält die Hochschule jetzt die wunderbare Möglichkeit, Studierende im vielseitigen Bereich der Flugzeugkabine noch qualifizierter und vor allem ganz nah an der Praxis auszubilden“, berichtet Prof. Dr. Michael Stawicki, Präsident der HAW Hamburg. „Im HCAT trifft sich, was zusammen gehört: Unternehmen, Schule und Hochschule, die sich alle mit Flugzeuginterieur und Kabinensystemen befassen. Hier wird eine Laborumgebung geschaffen, die es ermöglicht, darin die unterschiedlichsten Gestaltungs- und Auslegungsaspekte von Flugzeugkabinen zu untersuchen. Dies ist im Hochschulbereich der Bundesrepublik einmalig.“
So lernen Studierende beispielsweise an einer 16 Meter langen Rumpfsektion einer A300 von Airbus beispielsweise die Architektur und Funktion des Unterflurbereiches eines Flugzeuges und das Frachtladesystem kennen, ein Cockpit-Modell dient Studien zu Ergonomie-, Beleuchtungs- und Klimakonzepten, und in einer Klimakammer werden anhand einer A320-Sektion Isolationsmaterialien auf ihre Funktionsfähigkeit untersucht. Die Einrichtung des Kabinenlabors wird als Spitzenclusterprojekt mit 2,4 Millionen Euro vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert. Airbus und Lufthansa Technical Training haben dafür zahlreiche Modelle und umfangreiches Equipment geliefert.
Dazu Joachim Sauer, Airbus Arbeitsdirektor und Personalgeschäftsführer: „Airbus engagiert sich stark für die Aus- und Weiterbildung seiner Mitarbeiter. Mit dem HCAT bekommt die Metropolregion Hamburg eine einzigartige Infrastruktur für luftfahrttechnische Qualifizierung und Forschung. Wir werden die hervorragenden Trainingsmöglichkeiten nutzen, um auch in Zukunft bestausgebildete Fachkräfte für den Bau unserer Flugzeuge zu haben. Die parallele Nutzung des HCAT für Kabinenforschung durch die HAW ergänzt sich sehr gut mit den Airbus Kabinenaktivitäten und fördert nachhaltig den Ausbau von Hamburg als weltweites Kompetenzzentrum für Kabine und Kabinensysteme.“
Die Nutzung einer gemeinsamen Infrastruktur hat den Vorteil, dass zum einen realitätsnah, direkt für den Bedarf der Industrie qualifiziert wird und die Lehre bereits vor dem praktischen Einsatz neuer Werkstoffe, elektronischer Innovationen und neuer Produktionsverfahren reagieren kann. Zum anderen findet ein direkter Wissenstransfer auf allen Ebenen statt – zwischen Schule und Industrie, Studierenden und Technikern, Flugzeughersteller und Wartungsbetrieb, Hochschule und Fachschule und Ausbildern etc.
Uwe Mukrasch, Personalvorstand Lufthansa Technik, resümiert: „Für die Auszubildenden, Lehrgangsteilnehmer und Studierenden ist die moderne Lernumgebung im HCAT motivierend und fördert den Erfolg. Hiervon profitiert jeder Einzelne, wie auch die Unternehmen, die Gewerbe- und die Hochschulen. Im Miteinander liegt die große Chance, die zukünftigen technologischen und personalpolitischen Herausforderungen zu meistern.“
Ein Novum beim HCAT ist zudem, dass drei Behörden an der Public Private Partnership beteiligt sind: die Behörde für Wirtschaft, Verkehr und Innovation (BWVI), die Behörde für Wissenschaft und Forschung (BWF) und die Behörde für Schule und Berufsbildung (BSB). Die BWVI übernimmt mit 8,6 Millionen Euro mehr als zwei Drittel der Gebäudeinvestitionen. Die BWF und BSB finanzieren vor allem den laufenden Betrieb, LTT und Airbus Werkstatt und Ausrüstung.
Neben dem ASQ und KKS gibt es eine dritte Säule im HCAT, die als Plattform für verschiedene Projekte dient. Diese können von den Partnern aber auch von anderen Akteuren aus dem Luftfahrtcluster wie etwa den kleinen und mittelständischen Unternehmen durchgeführt werden. Die Arbeit im HCAT wird über den Beirat koordiniert. Dazu gehören Airbus, Lufthansa Technical Training, Lufthansa Technik, der Flughafen Hamburg, die Gewerbeschule 15, die HAW Hamburg, die Technische Universität Hamburg-Harburg, Hanse-Aerospace, HECAS, Nordmetall, die Agentur für Arbeit und die Wirtschaftsbehörde.
Angestoßen wurde das HCAT übrigens von der Qualifizierungsoffensive Luftfahrtindustrie, die bereits seit zehn Jahren mit zahlreichen Maßnahmen für die kurz-, mittel- und langfristige Sicherung der Fachkräfte sorgt. Den Tag der Eröffnung des HCAT – ein Meilenstein ihrer Arbeit – nimmt die Qualifizierungsoffensive daher zum Anlass, abends im HCAT ihr zehnjähriges Jubiläum mit allen Beteiligten zu feiern.
(red / Luftfahrtcluster Hamburg)
Hamburg Centre of Aviation Training eröffnet
Im Beisein von über 300 Gästen aus Politik, Wirtschaft, Forschung und Lehre hat Hamburgs Erster Bürgermeister Olaf Scholz am 26. Mai das Hamburg Centre of Aviation Training - HCAT - eröffnet. Das knapp 3.000 Quadratmeter große Gebäude im Hamburger Stadtteil Borgfelde ist eine in Europa einmalige Lernortkooperation, in der Hochschule, berufliche Fachschule und die Luftfahrtindustrie die Ausbildung von Fachkräften direkt vor Ort vernetzen. Räumlichkeiten, exemplarische Flugzeugsektionen, Maschinen und Werkzeuge können gemeinsam genutzt, das Know-how zwischen Lehre, Forschung und Praxis unmittelbar ausgetauscht werden. Das heißt: Es wird direkt für den Bedarf der Industrie qualifiziert, sodass dem Luftfahrtstandort Hamburg auch in Zukunft Spitzenkräfte zur Verfügung stehen, die den neuesten Stand der Technik beherrschen. Schwerpunkte liegen in der Weiterbildung auf den Bereichen Avionik/Elektronik sowie moderne Fertigungsverfahren und neue Werkstoffe und in der akademischen Lehre auf dem Bereich Kabine/Kabinensysteme.