Deutliche Zuwächse prägten die Entwicklung von Passagierzahlen und Fracht-Tonnage am Heimatstandort Frankfurt im Jahr 2010. Der Ausbau des Flughafens gehe ebenso wie die umfassend angelegte Verbesserung der Servicequalität mit großen Schritten voran. Auch das internationale Engagement des Konzerns entwickle sich erfreulich.
Die treibende Kraft für den erfolgreichen Kurs sieht Schulte vor allem in der Zunahme der Verkehrsvolumina sowie der guten Performance der internationalen Beteiligungen. Trotz des tagelangen Flugverbots infolge der Aschewolke und der schneereichen Wintermonate sowohl zu Beginn als auch am Ende des Jahres seien in Frankfurt im Jahr 2010 rund 53 Millionen Passagiere und damit gut vier Prozent mehr Fluggäste begrüßt worden als 2009. Dieser Trend habe sich auch in den ersten Monaten dieses Jahres fortgesetzt. Mit einem Plus von mehr als einem Fünftel seien die Zuwächse bei der Luftfracht noch deutlicher ausgefallen. 2,2 Millionen Tonnen – die höchste Fracht-Tonnage in der Geschichte des Flughafens – habe man 2010 umgeschlagen. Damit sei Frankfurt europaweit der führende Fracht-Hub.
Der deutliche Aufwärtstrend bei den Verkehrszahlen habe im Geschäftsjahr 2010 zu einem Anstieg des Umsatzes um 9,2 Prozent auf fast 2,2 Milliarden Euro geführt. Das EBITDA habe sich insbesondere aufgrund der positiven Entwicklung der Beteiligung in Antalya, einem deutlichen Aufwärtstrend beim "Ground Handling" und weiter gestiegener Ergebnisse in den Segmenten "Aviation" und "Retail & Real Estate" um knapp ein Viertel auf 710,6 Millionen Euro verbessert. Das Konzernergebnis liege mit 271,5 Millionen Euro – neben der guten operativen Entwicklung auch beeinflusst durch eine Rückstellungsauflösung – deutlich über dem Vorjahresniveau. "2010 war damit das bisher erfolgreichste Geschäftsjahr für den Fraport-Konzern", sagte Schulte. Das Unternehmen werde deshalb der Hauptversammlung vorschlagen, die Dividende je Aktie um zehn Cent auf 1,25 Euro zu erhöhen.
Angesichts der unverändert hohen Investitionen in den Flughafen und dessen Ausbau von rund 775 Millionen Euro im Jahr 2010 sei die Steigerung des operativen Ergebnisses (EBITDA) erforderlich, um die mit den Investitionen verbundenen steigenden Zinsaufwendungen und Abschreibungen tragen zu können. Die Nettoverschuldung belief sich zum Ende des Jahres 2010 auf 2,0 Milliarden Euro, das Gearing betrug damit knapp 78 Prozent bei einem Eigenkapital von rund 2,7 Milliarden Euro und einer Eigenkapitalquote von 28,4 Prozent.
Als wichtigsten Beitrag für die künftige Wettbewerbsfähigkeit des Frankfurter Flughafens bezeichnete Schulte die bevorstehende Inbetriebnahme der Landebahn Nordwest. Die Betonoberfläche und Rollwegebrücken seien inzwischen fertig gestellt worden. Bis zur offiziellen Erstlandung am 21. Oktober 2011 müssten nun noch das Instrumenten-Landesystem ILS installiert sowie Testflüge durchgeführt werden. Nach der Inbetriebnahme werde der Flughafen seine Kapazität von derzeit rund 82 Flugbewegungen in der Stunde auf zunächst 90 und mittelfristig rund 100 Bewegungen im Jahr 2015 ausbauen. Bei einem erwarteten Passagierwachstum von vier bis sieben Prozent pro Jahr bringe dies in den nächsten vier Jahren einen Anstieg der jährlichen Passagierzahl auf etwa 65 Millionen Fluggäste mit sich.
Um dieses Wachstum bewältigen zu können, werde auch die weitere Infrastruktur des Flughafens sukzessive ausgebaut. Als Beispiel nannte Schulte den Flugsteig A-Plus: Die West-Erweiterung des Terminals 1 schreite planmäßig voran und werde voraussichtlich vom Sommer 2012 an zusätzliche Terminalkapazitäten für sechs Millionen Passagiere sowie sieben neue Abstellpositionen für Großraumflugzeuge – vier davon für den Airbus A380 – bereithalten. Angelaufen sei darüber hinaus die Planung für ein drittes Terminal, dessen erster Bauabschnitt Ende 2016/Anfang 2017 in Betrieb gehen solle.
Parallel zum Ausbau der Infrastruktur werde außerdem die Service-Offensive "Great to have you here!" fortgesetzt. Ihr Fokus habe im vergangenen Jahr auf der Verkürzung von Wartezeiten an den Sicherheitskontrollstellen gelegen. Sie seien inzwischen auf weniger als zehn Minuten für über 90 Prozent aller Fluggäste reduziert worden. Dank neu gestalteter Ruhe- und Wartezonen habe Fraport die Aufenthaltsqualität spürbar angehoben. Außerdem sei die Sauberkeit in den Terminals verbessert worden. 2011 werde man sich unter anderem einem verbesserten Beschilderungs- und Orientierungssystem, der Modernisierung der Vorfahrt des Terminals 1 und einer weiteren Modernisierung der Sanitäranlagen widmen. Außerdem kündigte Schulte für dieses Jahr eine Applikation für Smartphones zur "Navigation" im Terminal an.
Mit Blick auf das internationale Engagement der Fraport AG im Airport-Management sagte Schulte, dass es sich ausgezahlt habe, auf Wachstumsmärkte zu setzen. Alle 13 Flughäfen, an denen das Unternehmen mittlerweile engagiert sei, hätten bei den Passagierzahlen im vergangenen Jahr zum Teil deutlich zugelegt; gut 200 Millionen Fluggäste seien an diesen Standorten insgesamt verzeichnet worden. Als besonders erfreulich hob er die Entwicklung in Antalya, der größten Fraport-Beteiligung, hervor. Durch die Übernahme des zweiten internationalen Terminals habe sich die Zahl der Passagiere gegenüber 2009 verdoppelt. Insgesamt seien in Antalya 22 Millionen Fluggäste registriert worden, was einem Anstieg auf bereinigter Basis von gut 18 Prozent entspreche.
Für das laufende Geschäftsjahr prognostizierte Schulte weiteres Passagierwachstum um vier bis sieben Prozent. Der Umsatz werde sich voraussichtlich auf mehr als 2,3 Milliarden Euro erhöhen. Für das EBITDA erwarte er Zuwächse zwischen zehn und 15 Prozent. Auch im Jahr 2012 werde sich der Wachstumstrend aller Voraussicht nach fortsetzen. "Voraussetzung hierfür ist", schränkte Schulte ein, "dass keine unvorhersehbaren Ereignisse zu Einbrüchen bzw. Belastungen führen, die jede Prognose zur Makulatur werden lassen".
"Es gibt Wetterlagen, bei denen trotz bester Vorbereitung kein normaler Flugbetrieb darstellbar ist. Die heutige Volatilität der Weltwirtschaft kann zu Turbulenzen an den Märkten führen, die den Flugverkehr über Nacht erheblich reduzieren. Und die Politik kann durch nicht ausreichend durchdachte Entscheidungen eine florierende Industrie aus der Erfolgsspur werfen", sagte Schulte. Er appellierte deshalb an nationale wie europäische Entscheidungsträger, einseitige Belastungen der Luftverkehrswirtschaft zu vermeiden, die ihre globale Wettbewerbsfähigkeit zulasten der Unternehmen und ihrer Beschäftigten sowie zum Schaden der überwiegend exportintensiven Volkswirtschaften einschränken würden. "Wir sind eine der Top-Industrien in Deutschland, erzielen gute Ergebnisse und schaffen neue Arbeitsplätze. Dieser Rolle wollen wir auch weiterhin gerecht werden", sagte Schulte abschließend.
(red / Fraport)