Kurz nach elf Uhr umflog die Do X mit mächtigem Brummen ihrer zwölf Motoren die Freiheitsstatue, dröhnte flußaufwärts bis zur Hudson-Brücke und dann im weiten Bogen über die Stadt, an der Skyline von Manhattan vorbei bis zu ihrem Landeplatz im Hafen von New York. Genau vor dem Battery Park, an der Spitze Manhattans, schäumte die Gischt beim Anwassern des Flugschiffes.
Die Ankunft der Do X in New York wurde als Meilenstein der Luftverkehrsgeschichte gefeiert. Bis dahin unvorstellbar überflog ein Großflugzeug, der erste „Jumbo“, mit 14 Mann Besatzung an Bord den Südatlantik. Überquerte dann in 16 Etappen in 22 Tagen die Strecke von rund 13 000 Kilometer vom brasilianischen Rio de Janeiro bis nach New York und flog neun Monate später, wiederum über den Atlantik, nach Deutschland zurück. Das Geschehen um Claude Dorniers Flugschiff faszinierte die Menschen in Europa und ganz Amerika über viele Monate. Und markierte den Beginn einer neuen Ära in der internationalen Luftfahrtgeschichte vor achtzig Jahren.
Beteiligt an den Aufsehen erregenden Atlantikflügen war auch die Deutsche Luft Hansa (damalige Schreibweise der heutigen Lufthansa). Sie stellte einige ihrer befähigsten Piloten für die Transatlantikflüge ab.
80 Jahre nach der Landung der Do X in New York soll die Taufe eines Lufthansa-Airbus A380 auf den Namen der Metropole am Hudson River die Pionierleistung von damals noch einmal unterstreichen. „Mit innovativen Ideen und vorausschauenden Perspektiven hat die Deutsche Lufthansa seit ihrem Bestehen die Entwicklung der Luftfahrt ständig beeinflusst. Das galt für das erste Großraumflugzeug der Welt – die Dornier DO X, ebenso wie für das zurzeit größte Passagierflugzeug, den Airbus A380", sagt August Wilhelm Henningen, Vorstandsvorsitzender der Lufthansa Technik, anlässlich der Sonderausstellung „Aufbruch in eine neue Welt- das Flugschiff Do X und der Transatlantikverkehr“ im Dornier Museum in Friedrichshafen am Bodensee (bis 24. Mai 2012)*. Hier startete die Do X am 12. Juli 1929 zu ihrem Erstflug.
Gefragt nach der Motivation für den Bau einer bisher nie dagewesenen Flugmaschine, anwortete Konstrukteur Claude Donier: „Den Anstoß dazu gaben Erwägungen wirtschaftlicher Natur. Zunächst war der Gedanke maßgebend, dass der rentable Transport von Personen im Allgemeinen nur mögllich sein wird, wenn eine größere Anzahl Menschen gleichzeitig befördert werden kann.“ Die Entwicklung des internationalen Luftverkehrs gibt dem Mann recht.
Bereits wenige Wochen nach dem Jungfernflug im Jahr 1929 gelang Dornier mit der Do X ein Fabelrekord. Angetrieben von zwölf brüllenden Motoren mit insgesamt 7 320 PS. erhob sich das 50 Tonnen schwere Flugschiff mühelos aus dem Wasser des Bodensees – mit 169 Passagieren an Bord. Am 5. November 1930 startete die Reise des Flugschiffs in die neue Welt. Erster Flugzeugführer der internationalen Besatzung war Horst Merz von der Deutschen Luft Hansa. Niemand ahnte, dass aus einem für etwa 20 Tage geplanten Repräsentationsflug durch Europa und der anschließenden Atlantiküberquerung durch technische Pannen und unerwartete Aufenthalte eine monatelange Odysee werden würde.
Erst im Juni 1931 überquerte die Do X den Südatlantik. Tausende Schaulustige drängten sich bei der Wasserung des riesigen Flugschiffes in Rio de Janeiro. Schließlich erfolgte die historische Wasserung auf dem Hudson vor New York.
Nach dem Ankerwerfen booten 46 Passagiere und ein Teil der Besatzung aus und werden vom Komitee des Bürgermeisters von New York City, angeführt von George Maud und dem deutschen Konsul Dr. Schwarz, auf das Herzlichste begrüßt. Es entsteht das Gruppenfoto vor der Polizeistation des 27th Precinct am Battery Sea Wall. Einzige Dame auf dem Foto ist Clara Adams aus Tannersville, Pennsylvania; sie gehört zu den Do-X-Passagieren seit Rio de Janeiro. „Jetzt kenne ich den Kitzel mit der Do X zu fliegen," antwortete die junge Frau den Reportern.
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(red / Lufthansa)