Die Maschine der Flying Bulls mit der Registrierung N6123C verließ die Werkshallen in Kansas City am 5. August 1945 (einen Tag vor dem Atombombenabwurf auf Hiroshima) mit der Produktionsnummer 44-86893A und kam nicht mehr zum Kriegseinsatz. Stattdessen diente sie als elektronische Testplattform und landete schließlich auf einem Flugzeugfriedhof. Anders als die meisten ihrer Artgenossen, konnte sie diesen jedoch in den 1970er Jahren wieder verlassen, als sie von einer privaten Firma mit der Absicht, die Maschine zum Löschflugzeug umzubauen, um 1.900 Dollar gekauft wurde.
Doch aus dieser B-25 wurde auch kein Wasserbomber - stattdessen ging sie in den 1980er Jahren an einen Fliegerclub in Kansas City (ihrer Geburtsstadt), der sie auf den Namen "Fairfax Ghost" taufte.
Der Unfall
Am 22. Mai 1988 verunglückte die Maschine auf einer glatten Landebahn und schlitterte in einen neben der Piste geparkten Toyota, wobei nicht nur der Pkw, sondern auch die B-25 schwer beschädigt wurde. Aufgrund des hohen Reparaturaufwands wurde die Mitchell stillgelegt und versankt die kommenden 6 Jahre in einem Dornröschenschlaf.
Die Wiedergeburt
Im Jahr 1994 entdeckte Sigfried "Sigi" Angerer, späterer Chefpilot der Flying Bulls, der schon die Corsair nach Österreich geholt hatte und später auch die P-38 Lightning in die Alpenrepublik holen sollte, das Flugzeug. Wenig später war klar, die Mitchell würde in Österreich ihre neue Heimat finden und in die Sammlung historischer Flugzeuge von Dietrich "Didi" Mateschitz integriert werden.
Bevor es soweit war, musste das Flugzeug jedoch in den USA generalüberholt werden und erhielt eine komfortable Inneneinrichtung. Diese Arbeiten dauerten drei Jahre und kosteten 25.000 Arbeitsstunden.
Der Überstellungsflug
Dann, im September 1997, war es endlich soweit - Sigi Angerer überstellte die Mitchell, gemeinsam mit Karl Koidl und den beiden US-Piloten Neil Anderson und Nelson Ezell, nach Österreich. Begleitet wurde der Flug von einem Fotograf des "fliegerMagazins", der seine fantastischen Fotoaufnahmen später in einem Artikel publizierte.
In seinen Aufzeichnungen notierte Angerer über diesen Flug:
"Voll getankt und voll beladen mit Ersatzteilen starteten wir gegen Nordosten. Fuel-Stops in Kanada und Labrador verliefen planmäßig - in Frobisher Bay gab es Benzin nur in Fässern und Selbstbedienung nur mit Handpumpe. Ein Tief über der Nordsee machte mir einiges Kopfzerbrechen: Es regnete stark, auch im Cockpit, da die vielen kleinen Scheiben nicht dicht waren. Wenn kurzfristig die Wolken aufrissen, konnte ich unter mir haushohe Wellen mit waagerecht sprühender Gischt sehen und war deshalb froh, bald wieder in die Nebelsuppe einzutauchen.
Zwei Stunden später lockerten die Wolken wieder auf, wir hatten einen herrlichen Blick auf die norwegische Küste und landeten mit guter Treibstoffreserve im norwegischen Stavanger ein. Das Flugzeug lief perfekt, 2000 Liter Benzin, sechs Sandwiches - und weiter ging der Flug nach Salzburg. Von weitem konnten wir die Berge Österreichs sehen, bevor wir in der Dunkelheit in Salzburg aufsetzten. Eine Landung in Innsbruck, wie eigentlich vorgesehen, war nach 20.00 Uhr nicht möglich. Das war mir aber sehr recht, denn so konnte Didi gleich als Erster in unsere Neuerwerbung einsteigen. Da wir Steirer immer davon träumten mit der B-25 durch das Mürztal zu fliegen, führte uns unser nächster Flug natürlich über Leoben, Bruck und St. Marein nach Mürzzuschlag. Es war Vanille-Schoko-Eis mit bester Sahne!"
Doch wir wären nicht in Österreich, hätte es nicht bürokratische Hürden gegeben - als "Privatflugzeug" durfte die B-25 nach 20:00 Uhr in Innsbruck nicht mehr landen, musste deshalb nach Salzburg ausweichen und am nächsten Tag erneut Innsbruck ansteuern.
Seit 2003 hat sie ihre Heimat im Salzburger "Hangar 7" gefunden und ist seither gefeierter Star auf Airshows im In- und Ausland, vorgeführt von nur insgesamt drei Piloten, die diese Lady der Lüfte fliegen dürfen...
Fotoimpressionen:
Technische Daten:
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Wir bedanken uns sehr herzlich bei den Flying Bulls und allen Beteiligten für die freundliche Unterstützung bei dieser Reportage.
Text: CvD
Fotos: Austrian Wings Media Crew