Wie schon Umfragen für andere europäische Länder und das dort beschäftigte Cockpitpersonal belegen konnten, zeigen die Befragungsergebnisse, dass Erschöpfung auch in deutschen Cockpits ein Problem darstellt. Neun von zehn Piloten gaben an, dass sie aufgrund von Übermüdung im Dienst schon einmal einen Fehler gemacht hätten. 14 Prozent der Befragten seien deswegen bereits beinahe oder sogar tatsächlich in einen Zwischenfall verwickelt gewesen.
„Angesichts dieser alarmierenden Ergebnisse kann es nicht verwundern, wenn über 90 Prozent der Piloten, die an der Umfrage teilgenommen haben, die derzeit geltenden europäischen Flugdienstzeitregelungen als Gefahr für die Flugsicherheit betrachten“, sagt Jörg Handwerg, Pressesprecher der Vereinigung Cockpit. „Doch die EU-Flugaufsichtsbehörde plant sogar noch eine Ausweitung der aktuellen Bestimmungen, die längere Wachzeiten und kürzere Ruhezeiten ermöglichen sollen.“
Statt die bisherigen Regelungen einer grundsätzlichen Revision auf Basis wissenschaftlicher Erkenntnisse zu Übermüdung und Erschöpfung zu unterziehen, soll das geplante europaweite Regelwerk auf den bisherigen Vorschriften basieren und darüber hinaus sogar eine weitere Flexibilisierung der Flugdienst- und Ruhezeiten beinhalten. Nach Ansicht der Vereinigung Cockpit ist dies ein Schritt in die falsche Richtung.
Kritikpunkte an dem Neuentwurf der Flugdienst- und Ruhezeitregelungen sind nach Ansicht der Piloten unter anderem die Ausweitung der ohnehin langen Flugdienste auf bis zu 14 Stunden tagsüber und zwölf Stunden nachts. Zu kurze Ruhezeiten ermöglichen oft keine ausreichende Regeneration. Auch sie sollen mit den neuen Bestimmungen legal auf unter acht Stunden gekürzt werden dürfen. Das neu geplante Splitting der Dienstzeiten gestattet unter Umständen sogar Wachzeiten von über 21, bei Bereitschaftsdiensten sogar über 27 Stunden.
(red CP / VC)