Wie der "Aviation Herald" berichtet, habe die Besatzung den planmäßigen Landeanflug in 3.000 Fuß (etwa 900 Meter) Höhe abgebrochen und der Kontrollstelle eine "unsafe"-Anzeige für alle drei Fahrwerke gemeldet.
Anschließend sei die Maschine ins Holding geflogen, wo die Besatzung die entsprechenden Checklisten abgearbeitet habe.
Kapitän Tadeusz Wrona und First Officer Jerzy Szwarc gelten als besonders erfahrene Crew. Wrona fliegt die 767 seit 20 Jahren und gilt polnischen Quellen zufolge als ausgezeichneter und leidenschaftlicher Segelflieger.
Zwei Kampfjets vom Typ F-16 der polnischen Luftwaffe hätten bei einer visuellen Überprüfung festgestellt, dass keines der drei Fahrwerke ausgefahren war.
Der Flughafen Warschau wurde geschlossen, Straßen gesperrt, damit die Einsatzkräfte rasch zufahren konnten.
Während des Holdings habe die Maschine auch überschüssiges Kerosin abgelassen (Fuel dumping), meldeten polnische Medien. Andere Quellen wiederum berichteten, dass die Boeing 767-300ER von LOT nicht über die Möglichkeit zum ablassen von Treibstoff verfüge und der Pilot deshalb trotz der kurz nach dem Start bekannten Hydraulikprobleme (siehe weiter unten) entschied, den Flug bis nach Polen fortzusetzen um Kraftstoff zu verbrennen.
In der Zwischenzeit präparierte die Flughafenfeuerwehr die Piste mit flammhemmendem Schaum um die Gefahr eines Brandes respektive einer Explosion zu minimieren.
Gegen 14:40 führten die Piloten schließlich eine Bauchlandung auf Piste 33 durch, bei der niemand verletzt wurde.
Alle 230 Insassen verließen die havarierte 767 über die Notrutschen.
Laut "Aviation Herald" ist der Flughafen Warschau bis morgen Früh, 9 Uhr geschlossen.
Passagiere berichten
An Bord befanden sich auch ein 38-jähriger Schweizer und sein 11-jähriger Sohn. Gegenüber "20 Minutes Online" berichteten sie ihre Erlebnisse: "Der Pilot hat uns Passagieren nur mitgeteilt, dass man eine Notlandung durchführen müsse. Weshalb, sagte er uns nicht."
Und weiter: "Kurz vor dem Aufsetzen kam das Kommando 'Brace, Brace, Brace'. Es hat kein Geschrei in der Kabine gegeben."
Die Landung selbst habe sich normal angeführt. Hektisch sei es bei der Evakuierung geworden.
"Wir mussten durch dicken Rauch rennen und hatten Angst, dass das Flugzeug explodiert." Sein Sohn ergänzt: "Wir wussten nicht was passiert, ich hatte große Angst."
Flüge umgeleitet
Alle Flüge nach Warschau wurden beziehungsweise werden zu umliegenden Flughäfen umgeleitet oder drehten zu ihrem Abflughafen um. Der Warschauer Flughafen Chopin wird bis Mittwochmorgen, 9 Uhr Lokalzeit gesperrt bleiben.
Auch Flüge nach Österreich betroffen
Durch die Sperre des Flughafens fallen am Dienstagabend auch die Flüge LO 225 sowie der AUA Kurs OS 632 von Warschau nach Wien aus. Der Flug LO 226 von Wien nach Warschau musste ebenfalls gestrichen werden.
Ursache für das Problem noch unklar
Die Ursache für das Fahrwerksproblem ist noch unklar. Ersten Informationen zur Folge könnte die Ursache des Fahrwerksversagen ein Ausfall des hydraulischen Hauptsystems der 1997 an LOT gelieferten Boeing 767 gewesen sein.
Hydraulikprobleme schon kurz nach dem Start?
Die polnische Internetseite "warszawa.naszemiasto.pl" meldet unter Berufung auf LOT-CEO Marcin Pirog, dass die Piloten bereits 30 Minuten nach dem Start in den USA Hydraulikprobleme gemeldet, den Flug trotzdem bis Warschau fortgesetzt hätten.
Weshalb auch das Notsystem zum Ausfahren des Fahrwerks versagte, ist ebenfalls Gegenstand von Untersuchungen.
Die Steuerung der Landeklappen war offenbar durch die einwandfreie Funktion der Hilfsturbine (APU) möglich.
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(red NE, RR, CP, HU, CvD)