"Das größte Risiko für die Gewinne der Fluglinien im nächsten Jahr sind die wirtschaftlichen Turbulenzen, falls die Regierungen die europäische Staatsschuldenkrise nicht lösen", prognostiziert Tyler. Doch selbst wenn es nicht zur Bankenkrise kommen sollte, würde Europa in eine Rezession schlittern. Selbst in diesem "besten" Fall rechnet der IATA-Chef einen Verlust von etwa 600 Millionen Dollar vor.
Dabei ist die generelle Nachfrage nach Flugtickets nicht das Problem. Die IATA erwartet für das heurige Jahr ein Passagierzahlenwachstum von 6,1 Prozent. Die Prognosen für 2012 liegen diesbezüglich bei etwa plus vier Prozent. Bleibt eine schwere Krise aus, soll der Umsatz der Branche in etwa 618 Milliarden Doller betragen und damit um 3,7 Prozent zulegen.
Tritt jedoch der Fall einer Bankenkrise ein, hätten - so Tyler - Airlines weltweit mit geschätzten 8,3 Milliarden Doller Verlust zu rechnen - die höchste Summe seit der Wirtschaftskrise 2008. Etwa die Hälfte entfiele dabei auf europäische Carrier. Und: "Der Wirtschaftsabschwung wird die Billigflieger ebenso treffen wie die klassischen Linienfluggesellschaften", warnt IATA-Chefökonom Brian Pearce, dass niemand unbehelligt aus der Sache herauskommen würde.
Zusätzlich zur schwächelnden Wirtschaft bereitet europäischen Airlines vor allem die in Deutschland und auch anderen Staaten eingeführte Ticketabgabe Kopfzerbrechen. Per Anfang 2012 sollen zusätzliche Kosten für Emissionsrechte hinzukommen, welche die EU für Flüge in und aus der Union einheben will. Laut IATA dürften anfangs 1,2 Milliarden Doller an Kosten im Raum stehen, die später über die 4-Milliarden-Grenze anwachsen könnten. Nicht zuletzt wird auch eine weitere Steigerung des Kerosinpreises erwartet.
Im Frachtbereich ist indes die schwache Wirtschaft deutlich zu bemerken. IATA spricht für das heurige Jahr von einem halben Prozent Minus in diesem Sektor, 2012 soll es zur Cargo-Stagnation kommen. Gerade das Frachtsegment gilt im Luftfahrtbereich als frühzeitiger Indikator des Gesamt-Wirtschaftstrends.
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(red Aig)