Das derzeitige Flugsicherungssystem ist an nationalen Grenzen orientiert und die Basistechnologie stammt aus den 1950er Jahren. Die Lösung sieht die EUKommission in der Modernisierung des europäischen Luftraums, bei der eine europaweite Flugsicherung und ein übergeordnetes Flugverkehrsmanagementsystem realisiert wird – der so genannte Single European Sky (SES). Dadurch könnten die Luftraumkapazität verdreifacht, die Sicherheit um den Faktor zehn verbessert, die Umweltauswirkungen um zehn Prozent reduziert und die Kosten des Flugverkehrsmanagements um 50 Prozent verringert werden. Für die nahe Zukunft sehen die Wirtschaftsverbände die Sicherstellung der Mobilität in Europa allerdings gefährdet: „Wenn unsere Regierungen nicht endlich einen einheitlichen europäischen Luftraum mit gemeinsamen Regeln und einem einheitlichen Flugsicherungssystem schaffen, drohen zunehmend Flugverspätungen. Leidtragende sind nicht nur Urlauber und Geschäftsreisende, sondern die gesamte Wirtschaft. Zudem wird die Umwelt durch vermeidbare Umwege und zusätzliche Warteschleifen massiv belastet. Hier muss gehandelt werden!“, so Jürgen Büchy. Deswegen, so der Präsident des Branchenverbandes der Touristik, müsse die Bundesregierung der Einrichtung von sogenannten Funktionalen Luftraumblöcken (FAB) oberste Priorität einräumen und konkrete Schritte für deren Umsetzung und Arbeitsfähigkeit ergreifen – sie sind ein entscheidendes Zwischenziel auf dem Weg zum einheitlichen Luftraum. Diese FAB‘s sollen grenzüberschreitend optimale Flugrouten ermöglichen und somit Kosten sparen und die Klimabelastung verringern. Doch die Zeit drängt: In genau einem Jahr – bis zum 4. Dezember 2012 – sollen diese Luftraumblöcke aktiv sein. Nach einem von der Europäischen Kommission nun vorgestellten Bericht ist Gefahr im Verzug: „Das Projekt für einen einheitlichen europäischen Luftraum ist ins Stocken geraten“, heißt es in dem Bericht. Viele Staaten, darunter auch Deutschland, drohen laut EU-Kommission wichtige Zielsetzungen für 2012 nicht zu erreichen.
Zudem halten die meisten nationalen Regierungen an ihren bisherigen Kompetenzen bei der Organisation des Luftraums fest. Nur fünf von 27 Ländern erfüllen alle EU Anforderungen – Deutschland schneidet nach Ansicht der EU-Kommission besonders schlecht ab. Der Deutsche ReiseVerband und BARIG mahnen daher alle Beteiligten in Deutschland, die Vorgaben zu erfüllen, um das Projekt weiter voranzutreiben. „Um dem wachsenden Flugaufkommen in Europa Rechnung zu tragen, brauchen wir langfristige und tragfähige Lösungen, die aber auch bezahlbar sein müssen“, betont BARIG-Generalsekretär Martin Gaebges. „Doch dieses Ziel können wir nur erreichen, wenn wir gemeinsam an einem Strang ziehen und die gesetzten Vorgaben umsetzen.“ Siim Kallas, der für Verkehr zuständige Vizepräsident bei der EU-Kommission, warnte: „Wir laufen Gefahr, in Rückstand zu geraten, so dass wir den zunehmenden Luftverkehr nicht mehr bewältigen können, der bis 2030 auf fast das Doppelte ansteigen wird.“ Kritische Ziele, die für 2012 gesetzt wurden, beispielsweise bei der Steigerung der Kosteneffizienz im Flugverkehr durch das Vermindern von Verspätungen, konnten in vielen EU-Mitgliedsstaaten, darunter Deutschland, noch nicht erreicht werden. Allein mit dem für 2014 geplanten Ziel, EU-weit nur 0,5 Minuten Verspätung pro Flug zu erreichen, könnten von 2012 bis 2014 rund 920 Millionen Euro eingespart werden, so die Kommission.
(red / BARIG / DRV)