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DFS erprobt "Reißverschlussverfahren" bei Anflügen

Fluglotsen bei der Arbeit - Foto: Austro Control

Die DFS Deutsche Flugsicherung GmbH erarbeitet derzeit zusammen mit ihren Partnern verschiedene Modelle zur Optimierung der Fluglärmsituation im Rhein-Main-Gebiet. Die DFS hatte bereits vor der Inbetriebnahme der Nordwestlandebahn angekündigt, nach einer gewissen Zeitspanne zu prüfen, ob und wie sich das An- und Abflugsystem des Frankfurter Flughafens im Sinne des Lärmschutzes verbessern lässt. Im Gespräch sind sowohl kurzfristige als auch mittel- und langfristige Lösungen. Dazu gehören auch die Aktivitäten, die in der Task Force Flugwegoptimierung des Forums Flughafen und Region (FFR) erarbeitet werden.

„Der DFS ist die Belastung vieler Anwohner durch den Flugverkehr sehr wohl bewusst“, so DFS-Geschäftsführer Ralph Riedle, „daher tun wir alles, was in unserer Verantwortung liegt, um die Bürgerinnen und Bürger zu entlasten.“ Kurzfristig werden Piloten und Fluglotsen noch stärker als bisher für die Fluglärm-Situation sensibilisiert. Ziel ist es, zumindest auch tagsüber in den verkehrsärmeren Zeiten ein Anflugverfahren zu nutzen, bei dem die Flugzeuge aus größeren Höhen in einer Art Gleitflug, dem sogenannten kontinuierlichen Sinkflugverfahren (CDO – Continuous Descent Operations), zum Endanflug geführt werden. Diese Maßnahme soll bereits im Januar 2012 umgesetzt werden.

Mittelfristig sollen noch häufiger diese fluglärmoptimierte Sinkflüge durch intensive Zusammenarbeit zwischen Fluglotsen und Piloten ermöglicht werden. Dieses Verfahren soll ergänzend zu den jetzigen Anflügen erfolgen und wird unter Berücksichtigung der Sicherheitsaspekte und der betrieblichen Möglichkeiten, wann immer möglich, angewendet.

Zusätzlich hat die DFS im Dezember 2011 eine erste simulatorgestützte Machbarkeitsstudie abgeschlossen, um die lärmoptimierten Anflugverfahren auch dauerhaft nutzen zu können. „Point Merge“* heißt dieses innovative Verfahren und bedeutet eine Abkehr von der herkömmlichen Verkehrsführung. Basierend auf einer internationalen Studie** wurde in einem umfangreichen Forschungsvorhaben untersucht, ob sich das Modell langfristig auch für den Flughafen Frankfurt am Main anwenden lässt.

Bei „Point Merge“ werden Anflüge in relativ großer Höhe kanalisiert und mit dem notwendigen Sicherheitsabstand kontinuierlich sinkend zum Endanflug geführt. Der Vorteil liegt nicht nur in der Lärmreduktion bei den Anflügen, sondern auch bei den Abflügen. Dadurch, dass die Anflüge in größerer Höhe geführt werden, könnten die Abflüge ebenfalls schneller an Höhe gewinnen und somit am Boden weniger Lärm produzieren.

Die Ergebnisse der Studie sind vielversprechend, müssen jedoch in weitergehende Forschungen und Simulationen im Hinblick auf Sicherheit, geordnete Betriebsdurchführung, Kapazität und Fluglärmwirkung validiert werden. Die DFS wird in den kommenden Jahren mit hohem Aufwand die Realisierung dieses zukunftsträchtigen Konzeptes für alle großen deutschen Flughäfen, beginnend am Flughafen Frankfurt, prüfen.

* Point Merge bedeutet, dass an einem definierten Punkt die Flugwege der anfliegenden Flugzeuge hintereinander aufgereiht zusammenfließen, ähnlich dem „Reißverschlussverfahren“ im Straßenverkehr. Dieses Verfahren wird derzeit in Oslo angewandt.

** Internationale Studie der europäischen Flugsicherungsorganisation EUROCONTROL und der französischen Flugsicherungsorganisation DSNA “POINT MERGE IN EXTENDED TERMINAL AREA”

(red / DFS)