Aufgrund der Erfahrungen des Winters 2010/11 wurde das bestehende Lagezentrum erweitert, das als Kommunikationsschnittstelle zwischen allen Systempartnern am Flughafen Frankfurt dient. Auf einer „Central Information-Plattform“ laufen alle wichtigen Daten zusammen und werden dort gespeichert. Dadurch sind alle Stellen, die an einem Bodenereignis beteiligt sind, wie die Lufthansa, die Fraport, die Lufthansa Technik und die Enteisungsgesellschaft immer über den neuesten Stand informiert.
Sollte beispielsweise die Enteisung der Flugzeuge länger als erwartet dauern, kommt es zu neuen Berechnungen der Anfangszeit für die weiteren Maschinen. Gegebenenfalls wird ein Flugzeug länger am Abfluggate gehalten. So können auch unnötige Staus auf den Rollwegen zu den Enteisungsflächen vermieden werden. Durch die enge Zusammenarbeit und offene Dateneinsicht wird man in diesem Jahr in der Lage sein, die voneinander abhängigen Prozesse besser zu koordinieren.
„Es ist ein Wechselspiel zwischen den sich ständig ändernden Kapazitäten“, sagt Arno Thon aus dem Lufthansa Hub Control Center. „So macht es beispielsweise keinen Sinn, mehr Flugzeuge zu enteisen, als aufgrund der winterlichen Verhältnisse zum jeweiligen Zeitpunkt abfliegen können“, erklärt Thon.
Ebenso kann es zu Staus kommen, wenn mehr Flugzeuge landen als starten können. Deshalb werden bei Bedarf auch Flüge vorab umgeplant. Sie sollen gar nicht erst in Richtung Zielort fliegen, wo sie ohnehin nicht wieder starten können und so die vorausgeplanten Umläufe nicht mehr erfüllen können. „Wir müssen den Mut haben, frühzeitig Entscheidungen zu treffen und bei Bedarf Flüge zu streichen“, sagt Nils Ecke, „das Wichtigste ist, dass die Gäste so früh wie möglich darüber informiert werden – und eine Alternative angeboten bekommen.“
Aber was geschieht mit einem vollbesetzen Großraumflugzeug, das bei klarem Wetter in New York starten kann, aber zur Ankunftszeit in Frankfurt mit heftigen Schneesturm rechnen muss? „Man wird den Flug wahrscheinlich starten lassen, muss aber mit einer Ausweichlandung auf einem anderen Flughafen rechnen und entsprechend Vorsorge für den Weitertransport der Passagiere treffen“, sagt Arno Thon. Der Luftverkehr im Winter fordert auch ein permanentes Abwägen der jeweiligen Situation. Und das Geheimnis der Winter-Operations liegt in der effektiven Nutzung der vorhandenen Kapazitäten. Genau dort setzen die Beteiligten an, um einen transparenten Austausch von Informationen untereinander zu schaffen.
Damit soll beispielsweise verhindert werden, dass Flugzeuge zweimal enteist werden müssen, weil sie länger als geplant auf den Start warten. Um eine gemeinsame Prozesskoordination sicherzustellen, wurden jetzt die Fahrzeuge der Enteiser in einem elektronischen Überwachungs- und Koordinationssystem voll integriert. Am Anfang und Ende eines jeden Enteisungsvorgangs wird das entsprechende Signal an die zentrale Einsatzsteuerung abgegeben.
Der kommende Winter fand in diesem Jahr auf dem Flughafen Frankfurt schon im Herbst statt: in einer umfangreichen Simulation mit absolutem Schneechaos. Alle Systeme wurden mit den Daten eines normalen Flugverkehrstages gefüttert. Im Laufe der Übung wurden die Bedingungen nach und nach erschwert. Zunächst fiel leichter Schnee, dann kam Eisregen dazu, die Sicht wurde schlechter, Fahrzeuge blieben stehen, „das ganze Programm…“, sagt Arno Thon und er fügt hinzu: „Aber alle haben den Test am Schluss bestanden.“ Dasselbe hoffen die Experten auch für die Abläufe im kommenden Winter.
(Lufthansa)