Dem Bericht des "Aviation Herald" zufolge befand sich die Maschine gerade im Steigflug, als sich im Cockpit plötzlich Ölgeruch bemerkbar machte. Kurz darauf verschlechterte sich der Gesundheitszustand des Ersten Offiziers so rapide, dass dieser das Flightdeck vorübergehend verlassen musste. Eine zu Hilfe gerufene Flugbegleiterin bemerkte beim Copiloten unter anderem rote und tränende Augen. Nach der Rückkehr ins Cockpit setzte er seine Sauerstoffmaske auf, während der Kapitän auch die Agenden des Ersten Offiziers übernahm und den Flug bis Düsseldorf fortsetzte, wo die Maschine nach 80 Minuten Flugzeit sicher landete.
Der Erste Offizier musste nach der Landung ins Krankenhaus eingeliefert werden, wo in seinem Blut Rückstände von Chemikalien entdeckt werden, die unter anderem in Triebwerksöl vorkommen.
Die deutsche Bundesuntersuchungsstelle für Flugunfälle konnte bei der technischen Überprüfung von Triebwerken und Klimaanlage keine Abnormalitäten feststellen, hält es aber für möglich, dass in einer Turbine zu viel Öl vorhanden war, welches anschließend über die Klimaanlage ins Cockpit gelangt sein könnte.
Ausweichende Stellungnahme von Germania
Auf Anfrage von Austrian Wings verwies Air Berlin auf Germania. "Die Sicherheit der Passagiere und Besatzungsmitglieder hat für Germania stets oberste Priorität. Für sie bestand zu keinem Zeitpunkt eine Gefahr, die sichere Durchführung des Flugs war stets gewährleistet. Germania nimmt den Zwischenfall sehr ernst. Wir haben den Vorfall unverzüglich dem Luftfahrt-Bundesamt gemeldet und unterstützen in vollem Umfang dessen Untersuchungen", erklärte ein Germania-Sprecher.
Unbeantwortet ließ Germania jedoch insbesondere die Fragen, ob die Passagiere über die potentiellen Gesundheitsrisiken, aufgrund einer möglichen Inhalation von Öldämpfen informiert wurden, oder ihnen eine medizinische Untersuchung angeboten wurde.
Ebenso gab die Airline keine Stellungnahme dazu ab, weshalb trotz der gesundheitlichen Probleme des Ersten Offiziers der Flug 80 Minuten lang bis zum Zielflughafen Düsseldorf fortgeführt wurde.
Airline schweigt beharrlich
Selbst auf wiederholte Nachfrage weigerte sich Germania, diese Fragen zu beantworten. Stattdessen verwies ein Sprecher darauf, dass man "zu laufenden Untersuchungen keine weiterführenden Aussagen" machen könne.
Ein von Austrian Wings befragter Pilot einer renommierten Airline dagegen erklärte, dass er in so einem Fall innerhalb Europas "wohl nicht noch über eine Stunde lang weiter fliegen" würde. Außer, wenn er bereits eine "genaue Diagnose von einem Arzt an Bord" über den Zustand des erkrankten Besatzungsmitgliedes hätte. Ansonsten, wäre er innerhalb von maximal 30 Minuten "am Boden".
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(red)