Seit mehr als 10 Jahren ist (beinahe) allen fachkundigen Personen, die sich mit der Materie befassen, vollkommen klar, dass die gemischte Boeing 737 und A320 Flotte bei der Größe der AUA nicht wirtschaftlich zu betreiben ist. Und dieser Punkt ist nur eine von vielen „Baustellen“ im Konzern.
Wider besseres Wissen hielten die vielen verschiedenen, zum Teil nach Parteibuchqualifikation ausgewählten, AUA-Manager der Vergangenheit und ihre hochbezahlten, aber schlussendlich für nichts verantwortlichen, Berater dennoch mehr als ein Jahrzehnt an diesem unwirtschaftlichen Flottenmix fest. Scheinbegründungen nach dem Motto: „Damit haben wir für jede Strecke das passende Muster“ sollten davon ablenken, dass die Boeings niemals ins Konzept der AUA gepasst hatten. Schließlich wurden sie erst mit der maroden Lauda Air ziemlich unfreiwillig übernommen.
Kein Vorstand – von Sørensen über Burger bis hin zu Ötsch („Die AUA ist saniert!“) hatte bisher den Mut gehabt, diese unpopuläre, aber überfällige Entscheidung zu treffen. Erst auf massiven Druck der Konzernmutter Lufthansa, die dem wirtschaftlichen Tiefflug der Österreich-Tochter nicht mehr länger tatenlos zusehen wollte, geschah endlich, was notwendig war: der Entschluss zur Ausmusterung der Boeing 737 Flotte.
Damit einhergehen wird vermutlich auch ein weiterer schmerzhafter Personalabbau in den Bereichen Technik und Flugbetrieb, auch, wenn der Vorstand das auf der heutigen Pressekonferenz, zumindest derzeit, ausschloss. Den Mitarbeitern ist es zu wünschen. Aber schließlich müssen nicht nur kurzfristig, sondern auch auf lange Sicht Kosten gespart und die gesamte Kostenstruktur gestrafft werden. Apropos Kosten: Wie viel mag wohl die Umbemalung der 737-Flotte von Lauda Air auf Austrian Farben gekostet haben? Und wie viel die Ausstattung mit den neuen Sitzen, die erst im August des vorigen Jahres per Presseaussendung stolz verkündet worden war? Alles Geld, das man sich hätte sparen können.
Sicher, im Vergleich zu früheren Schulden und der angespannten Liquiditätslage der AUA mögen das Peanuts sein, aber es zeigt einmal mehr, dass bei der AUA in vielen (Management-) Bereichen offenbar die linke Hand noch immer nicht weiß, was die rechte tut und notwendige Entscheidungen nach wie vor gar nicht oder mitunter erst viel zu spät getroffen werden.
Es bleibt der AUA, vor allen Dingen aber den einfachen Mitarbeitern, die unter dieser Entscheidungsschwäche ihres Managements am meisten zu leiden haben, zu wünschen, dass ihr Unternehmen mit dem heutigen Tag einen wichtigen Schritt für eine erfolgreiche Zukunft gesetzt hat. Doch diesen steinigen Weg wird „unsere AUA“ nur dann erfolgreich beschreiten können, wenn die Effizienz der gesamten Airline nachhaltig gesteigert wird und das Management künftig eine bessere Performance als bisher an den Tag legt.
Dazu gehört auch, dass man sich endlich an eine weitere „heilige Kuh“ im Konzern heranwagt – an das „Paralleluniversum“ in Innsbruck. Noch immer gibt es in der Verwaltung sowie im Flugbetrieb bei Austrian und ihrer Tochter Tyrolean („Austrian Arrows“) zahlreiche Doppelgleisigkeiten, die dringend beseitigt gehören, auch, wenn dies schmerzhafte Einschnitte in die Personalstruktur bedeuten sollte. Ein weiterer Punkt ist die betagte Fokker 70/100 Flotte - auch sie gehört zeitnah ersetzt.
Bisher hatte jedoch noch kein Vorstand diesen Weitblick oder zumindest den Mut, das Thema endlich anzugehen. Doch es ist eine dringend notwendige Maßnahme, die – wie so viel anderes – längst überfällig ist.
Anderenfalls droht die AUA womöglich tatsächlich zur „Vienna-Cityline“, die bestenfalls Feeder-Dienste für Lufthansa durchführt, zusammengeschrumpft zu werden. Und das kann wirklich niemand wollen.
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Text: P. R.
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