In dem Schreiben, das der Austrian Wings Redaktion vorliegt, und dessen Authentizität bestätigt wurde, heißt es: "Im Auftrag des Gewerkschaftsvorsitzenden Rudolf Kaske (...) habe ich den Termin wahrgenommen." Dieser sei "ausschließlich administrativer und informeller Natur" gewesen. Er, Hable, habe "im Auftrag des Gewerkschaftsvorsitzenden dem Austrian Vorstand vor allem klar machen" sollen, dass die "inhaltlichen Themen zuerst mit dem Betriebsrat zu besprechen" seien. Hable weiter: "Obwohl die Dienstfreistellung für diesen Termin vom Vorstand dem Gewerkschaftsvorsitzenden zugesagt wurde, hat Crewcontrol – wie sich herausstellte im Auftrag des Vorstandes - kurz vorher versucht, mich zu einem Dienst aus dem Bereitschaftsdienst zu aktivieren." Er habe diesen Dienst "auf eigenes Risiko nicht angetreten und beim Gesprächstermin den Vorstand damit konfrontiert", so der Gewerkschafter und Pilot. Die Antwort des Vorstandes sei "eindeutig" gewesen: "Für diese und andere Termine zum Thema AUA-Kollektivvertrag gibt es keine Dienstfreistellung." Während dieses Gesprächs sei jedoch "selbstredend die ganze Abordnung der AUA während ihrer Dienstzeit anwesend" gewesen.
AUA-Sprecher Peter Thier erklärte dazu gegenüber Austrian Wings, dass "etliche gerichtliche Verfahren zur bezahlten Freistellung" von Hable anhängig seien.
"Nachdem die Gewerkschaft ihn dennoch als Verhandlungsführer nominiert hat, wurde er für die zwei vereinbarten Verhandlungstage von uns freigestellt. Nachdem er sich bei der Crewplanung am Vortag der Verhandlung gesund gemeldet hat (Hable war zuvor im Krankenstand, Anm. d. Red.), wurde er korrekterweise zum Standby-Dienst per SMS eingeteilt. Herr Hable konfrontierte uns unmittelbar mit dieser SMS und der Vorstand bestätigte seine Dienstfreistellung für die zwei vereinbarten Verhandlungstage. Als Herr Hable allerdings seine von der Austrian bezahlte Dienstfreistellung in gewerkschaftlichen Funktion von den weiteren Gesprächen abhängig machte, lehnte unser Vorstand das klarerweise ab. Daraufhin stand Herr Hable auf und brach das Gespräch ab. Am nächsten Tag erschien er nicht zum vereinbarten Verhandlungstermin", so Thier weiter.
Hable stellte in seinen Mail klar, dass von ihm "keiner" verlangen könne, dass er, "noch dazu unter dem Damoklesschwert der Dienstverweigerung und allfälliger dienstrechtlicher Konsequenzen, Gespräche mit dem Management ohne Anrechnung von Arbeitszeit und an den wenigen freien Tagen" wahrnehme.
Ihm dafür "die Verfolgung persönlicher Interessen" zu unterstellen, sei ein "Skandal".
Seiner Meinung nach ist der Grund für das Verhalten des Vorstandes ein anderer: Man wolle seine Teilnahme an den Verhandlungen "mit allen Mitteln verhindern". In der Tat ist Hable nicht unumstritten und als knallharter Verhandler bekannt - wohl ein Grund, weshalb er von der Gewerkschaft entsandt wurde.
Zur Erreichung dieses Zieles schrecke der AUA-Vorstand auch nicht davor zurück, "tief in den Schmutzkübel des Mobbings, der Lügen und Diskreditierungen zu greifen und auch Journalisten falsch zu informieren".
Vorwurf: Vorstand wolle Kollektivvertrag "vernichten"
Es gehe darum, "unseren Kollektivvertrag komplett und nachhaltig zu vernichten". Das Ziel des Vorstandes seien "billige, flexible und eingeschüchterte Mitarbeiter, willkürliche Dienstplanänderungen, neuer Plan nach Krankenstand, Anrufe am freien Tag etc. und jede Menge Druck", so seine Meinung.
Durch "den neuen vom Vorstand gewünschten Vertrag" seien dem Mobbing "Tür und Tor geöffnet". Außerdem zeige sich gerade am Verhalten ihm gegenüber, "zu welchen Mitteln der Vorstand zu greifen bereit ist".
"Wer nicht mehr kann, soll das Unternehmen verlassen", sei offenbar das Motto geworden.
Durch ihr Verhalten hätten die Herren Malanik, Bierwirth und Albrecht "ganz klar gemacht", dass sie "keinerlei Interesse" an konstruktiven Gesprächen hätten, sondern "ausschließlich eine 'hidden agenda' verfolgten.
Hable schloss seine Mail an die Mitarbeiter mit dem Appell: "Geht in der momentanen Situation nicht davon aus, dass euch der Vorstand oder sein Management nur annähernd die Wahrheit sagen!"
AUA-Management kritisiert Verhalten von Hable und Gewerkschaft
"Wir finden es sehr bedauerlich, dass wir in dieser schwierigen wirtschaftlichen Situation über 4 Wochen auf Verhandlungen warten, um uns dann mit – um in Herrn Kaskes (von der Gewerkschaft vida, Anm. d. Red.) Worte zu sprechen - PIPFAX Angelegenheiten zu beschäftigen (siehe auch:AUA-KV-Kündigung: Gewerkschaft appelliert an Vorstand.
Mitarbeiter organisieren sich über Soziale Netzwerke
Die AUA-Mitarbeiter selbst organisieren sich indes über häufiger über Soziale Netzwerke. So wurde etwa über Facebook eine Weihnachtsfeier organisiert, nachdem diese vom Vorstand gestrichen worden war.
Und die (vorerst) jüngste Gruppe trägt den Namen "Wir sagen unsere Meinung, nicht mit uns Austrian Mitarbeitern".
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(red)