Nachfolgend finden Sie den Text des offenen Briefes an den AUA-Vorstand:
Sehr geehrter Herr Dr. Malanik!
Ich habe Ihr Fax gestern um 14.24 Uhr erhalten. Befremdlich ist für
mich, dass Sie mich erst im Nachhinein um 14.52 Uhr, also knapp eine
halbe Stunde später, über den Inhalt telefonisch informieren wollten.
Da es sich um keine "Pipifax-Angelegenheit" handelt, sondern um die
einseitige Aufkündigung des Kollektivvertrages für das Bordpersonal
der Austrian Airlines und der Lauda Air, empfinde ich dies als
Affront gegen die gelebte Sozialpartnerschaft.
Zu Ihren Zeilen einige Klarstellungen meinerseits:
Wenn Sie bemerken, wir hätten die für Jänner und Februar
"angefragten" Verhandlungstage ungenutzt verstreichen lassen, darf
ich entgegnen, dass uns die WKÖ auf Ihr Bestreben einen
Verhandlungstermin am 23. Jänner 2012 diktieren wollte. Dazu hatten
Sie noch die "Freundlichkeit", uns einen einseitig neugefassten
KV-Entwurf Bord zu übermitteln, der laut unseren Juristen, an die 180
Änderungspunkte beinhaltet. Die Abarbeitung aller Änderungswünsche
würde ganz sicher mehrere Monate in Anspruch nehmen und mit dem von
Ihnen aufgestellten engen Zeitkorsett bis zur nächsten
Aufsichtsratssitzung am 29. Februar nicht möglich sein.
Dass nach Ihrer Darstellung die Gespräche am 14. Februar 2012 von
vida-Vertretern abgebrochen wurden, scheint mir ein Scheinargument
Ihrerseits. Denn wie sonst darf ich die Tatsache interpretieren, dass
der Verhandler der Gewerkschaftsseite just für den Termin des
Gesprächs per SMS eine kurzfristige Abberufung zum Flugdienst
erhalten hat? Zumal zuvor schriftlich zugesichert wurde, dass der
vida-Verhandlungsführer für die Dauer der Gespräche vom Flugdienst
freigestellt wird.
Aber sei es darum: Selbst wenn aus Ihrer Sicht die Verhandlungen am
14. Februar von vida-Vertretern abgebrochen wurden, hätte ich mir
erwartet, dass Sie mich in sozialpartnerschaftlicher Gepflogenheit
sofort anrufen, um mögliche Missverständnisse auszuräumen. Sie haben
den Weg gewählt, den Kollektivvertrag am 15. Februar durch die WKÖ
aufzukündigen, mich telefonisch im Nachhinein zu kontaktieren und mir
über die Medien (APA vom 15. Februar, 17.12 Uhr) ausrichten zu
lassen, dass Sie sich direkt an mich gewandt haben. All diese
Vorgänge sind meines Erachtens alles andere als geeignet, um
konstruktiv und gemeinsam eine Lösung zu finden.
Sollten Sie Interesse an Gesprächen auf Augenhöhe mit Betriebsrat und
Gewerkschaft haben, so schlage ich Ihnen dazu Folgendes vor: Dass in
Verhandlungen auf Betriebsebene die Wünsche der Belegschaft und der
Belegschaftsvertretung eingeholt und berücksichtigt werden und im
Anschluss die Gespräche auf Sozialpartnerebene abgeschlossen werden.
Der Ordnung halber möchte ich anfügen, dass die Finalisierung auf
Sozialpartnerebene nur dann möglich ist, wenn alle Beteiligten auf
Arbeitgeberseite (AUA-Management) sich an die Vereinbarungen halten,
die mit der Gewerkschaft getroffen werden. Das heißt, dass die Zusage
des Vorstandes, den Verhandlungsführer und seine Mannschaft für die
Zeit von KV-Verhandlungen nicht zum Dienst während der KV-Runde
einzuteilen, auch gilt.
Ich appelliere an Ihre Verantwortung als Vorstand und Sozialpartner,
im Interesse der 6.000 Beschäftigten künftig enger zu kooperieren und
Fouls zu unterlassen. Die Situation ist zu ernst, um unfaire
Spielchen zulasten der Beschäftigten zu betreiben.
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(red / APA-OTS)