Flughafensprecher Tomáš Kika zeigt sich mit der Passagierentwicklung in Bratislava zufrieden: "50 Prozent unserer Fluggäste sind Slowaken, die andere Hälfte kommt von außerhalb", bilanziert er beim Pressegespräch im Wiener "Le Loft". "Die Leute reisen nach Bratislava, um von dort aus abzufliegen. Das ist eine gute Basis für den Flughafen, andererseits natürlich auch eine Herausforderung."
2011 zählte der slowakische Hauptstadt-Flughafen 1.585.064 Passagiere, davon 1.122.907 auf Flügen mit Start bzw. Ziel Bratislava. Für das heurige Jahr verspricht Kika die Erweiterung des bereits in jüngerer Vergangenheit progagierten "Erlebnis-Konzepts" des Airports: "Den Passagieren werden ab 2012 ganz neue, umgestaltete Terminals zur Verfügung stehen. Und wir haben starke Retail-Partner mit bekannten Marken mit im Boot - Heinemann, Coffeeshop Company und andere. Wir konzentrieren uns auf beständige Kooperationen mit großen Unternehmen." Dazu kommt eine intensivierte Öffentlichkeitsarbeit: nach dem Website-Relaunch im Dezember 2011 und einer verstärkten Marketingstrategie in sozialen Netzwerken (Facebook) wird kommende Woche ein neues Airport-Magazin präsentiert, das künftig alle zwei Monate erscheinen soll. Denn auch das zählt, so Kika, zum Pressburger Erlebniskonzept: "Wir möchten Erfahrung mit Partnern und Passagieren vernetzen - das ist unser Plan."
Den Carriern bietet man indes besondere Incentive-Programme, an denen sich auch andere Flughäfen bereits ein Beispiel genommen haben. Prag etwa habe dieses Schema zwischenzeitlich übernommen, erzählt der Flughafensprecher stolz.
Auch mit der Cargo-Entwicklung ist man in Bratislava zufrieden, mit 16 % ist ein Wachstum im zweistelligen Prozentbereich zu verzeichnen. Und man ist optimistisch: "Das ist nicht nur eine Zahl aus 2011. Es ist ein Trend!" zeigt Kika sich überzeugt.
Apropos Zahlen aus 2011 - die Operational Costs schlugen in Bratislava mit 17.715.662 Euro zu Buche (5 % niedriger als 2010), auf Seiten der Erlöse verzeichnet man 27.366.741 Euro (+ 700.000 Euro gegenüber 2010), reine Erlöse aus dem aviatischen Bereich betragen 19.786.326 Euro (8 % höher als 2010). Kika: "Wir erzielen Gewinne, sind profitabel!" Genauere Zahlen sollen nach dem Jahresabschluss folgen. Das EBIT dürfte jedoch 20 % höher ausfallen als 2010, so CEO Maroš Jančula.
Die Nähe zur österreichischen Bundeshauptstadt soll sukzessive Kunden, vor allem auch aus dem Business-Bereich, anlocken. "Die Geschäftsreisenden kommen auch zunehmend aus Österreich und fliegen zu günstigen Konditionen mit Ryanair nach London. Ob eine Low-Cost-Airline ein herausragendes Produkt anbietet - darüber kann man diskutieren. Aber Bratislava Airport tut es definitiv!", so Kika. Man will vor allem ein stimmiges Gesamtpaket anbieten, etwa durch attraktive Verbindungen in Kooperation mit Slovak Lines und Postbus: "Diese Zubringer sind top-modern, bieten WLAN an Bord." Letztlich ist Kika sicher: "Für den Passagier, der nach Wien fliegt, ist es egal, ob er in Schwechat oder Bratislava landet - er muss ohnehin bodengebunden weiter, um in die Stadt zu gelangen." In einen Konkurrenzkampf mit Wien-Schwechat möchte man zwar nicht treten: "Aber wir sind mit Sicherheit eine Alternative", sind die Pressburger überzeugt. Und auch davon, dass der VIE-Vorstand gelegentlich über die Staatsgrenze schielt: "Ich wette, der Wiener Flughafen-Vorstand ist interessiert an einer Partnerschaft mit uns", lächelt Kika. Jančula ergänzt: "Im Moment ist die Frage nach einer Partnerschaft offen, die Gespräche sind derzeit etwas eingefroren." Doch Tomáš Kika ist sicher, dass es vor allem den Airlines auf die Kosten ankommt, und auf diesem Sektor sei man in Bratislava deutlich attraktiver: "Ich bin stolz zu sagen, dass wir ein 'steuerfreier' Flughafen sind. Bei uns zahlt man keine Sicherheitsgebühren, Skylink-Gebühren oder ähnliches."
Überhaupt sei die Situation zwischen Wien-Schwechat und Pressburg europaweit eine besondere. Zwei Flughäfen in unterschiedlichen Ländern mit so geringer Distanz - das gibt es in dieser Form nirgends. "Regional gesehen, braucht es die Koexistenz beider Flughäfen. Das bloße Geschäft wiederum ist ein anderes Thema", so Kika.
Funktioniert dieses "Geschäft" überhaupt ohne einen starken Home-Carrier? In Bratislava glaubt man daran und verweist auf die ungarische Malév-Pleite: "Budapest wird in naher Zukunft zeigen, wie sich der Wegfall eines ehemals wichtigen Home-Carriers auswirkt. Bratislava kann hingegen beweisen, dass man auch ohne gut aufgestellt sein kann!"
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