Statt der Homepage ein Pressetext mit der Mitteilung, dass der Flugbetrieb eingestellt wurde
"In diesem Sinne steigen seit dem 3. Februar, 06.00 Uhr, nach 66-jährigem Dauerbetrieb, keine Malev-Flugzeuge mehr auf", erläutert die Stellungnahme. Nach dem Bekanntwerden des bevorstehenden Konkurses hatte sich die Finanzlage der Fluglinie nochmals zugespitzt, Lieferanten sollen plötzlich auf Voraus-Inkasso bestanden haben. Die Betriebseinstellung war somit unvermeidbar, so die Unternehmensdirektion.
Generaldirektor Loránt Limburger dazu in der Pressemeldung: "Leider ist das eingetroffen, was wir am meisten gefürchtet haben und für dessen Vermeidung wir alles getan haben. Obwohl die Hoffnung, den Betrieb aufrecht erhalten zu können, in den letzten Tagen noch da und das Vertrauen der Passagiere ungebrochen war. Aber aufgrund der in den letzten Tagen erschienenen Informationen haben unsere Partner ihr Vertrauen verloren und begonnen von einem Tag auf den anderen die Bezahlung ihrer Dienste im Voraus zu verlangen. Dies hat den Abfluss der Geldmittel derart beschleunigt, dass die Situation der Fluggesellschaft unhaltbar wurde. Es ist auch bekannt, dass der Eigentümer trotz bester Absichten infolge einer Entscheidung der EU keine weiteren Mittel zur Aufrechterhaltung des Flugbetriebs mehr zusichern konnte. All das in Betracht ziehend, hat der Vorstand beschlossen, die Einstellung des Betriebs der ungarischen nationalen Fluglinie anzuordnen. Wir bitten alle Passagiere um Entschuldigung.“
Rund 7.000 Passagiere von Grounding betroffen
Betroffen sollen zur Zeit 3726 Passagiere im Ausland und 3246 in Ungarn sein. Der Billigflieger Wizz Air bietet den Besitzern eines gültigen Malév-Tickets von 3.2. bis 23.3. einen Umtausch der Tickets um 9900 Forint (entspricht nach heutigem Tageskurs etwa 34 Euro) an. Am Budapester Flughafen ist ein ungewöhnlich großes Polizeiaufgebot zu beobachten, die gestrandeten Passagiere verhalten sich aber ruhig, bislang sind keine außergewöhnlichen Vorkommnisse gemeldet worden.
Malev beförderte jährlich rund drei Millionen Passagieren und beschäftigte zuletzt 2.600 Mitarbeiter. Ihre Flüge machten 40 Prozent des Verkehrsfufkommens in Budapest aus. Der Schuldenstand der Airline soll bei 74,6 Milliarden Forint liegen.
Der letzte "offizielle" Passagierflug war MA 745 von Helsinki nach Budapest, wo ein bewegender Funkverkehr zwischen Pilot und Flugverkehrskontrolle aufgezeichnet wurde:
Pilot: "Im Namen der Crew des letzten Malév-Fluges bedanken wir uns für die schöne, jahrzehntelange Zusammenarbeit. Servus."
Tower: "Auch wir bedanken uns und wünschen gute Erholung, ich hoffe, dass wir uns wieder treffen."
Pilot: "Das hoffen wir auch, unter irgendeinem anderen Namen."
Maschinen werden ausgeflogen
Laut der Redaktion vorliegenden Berichten ungarischer Korrespondenten sollen alle Flugzeuge, die sich nicht im Eigentum von Malév befinden, sondern nur geleast sind, nach Dublin bzw. Shannon, Irland, ausgeflogen werden. Die ersten dieser Flüge waren bereits für heute geplant. Betroffen sein sollen alle 737 sowie mindestens eine Q400.
Passagiere müssen entschädigt werden
Die EU-Kommission besteht indes darauf, dass Malev ihre Verpflichtung zur Entschädigung der betroffenen Passagiere einhält. "Der Ticketpreis muss retourniert werden", erklärte EU-Verkehrskommissar Siim Kallas heute in Brüssel. Die EU sei bereit, die ungarischen Stellen "zu unterstützen".
Regierung erwägt Neugründung
Der ungarische Ministerpräsident Viktor Orban erklärte indes gegenüber Medien, dass ein Neustart von Malev möglich sei. Voraussetzung sei, dass "wir uns einigen können". Details nannte er nicht und räumte zugleich an, dass für Malev "die Investoren nicht gerade Schlange stehen".
Über Malév
Malév wurde ursprünglich am 29. März 1946 in Budapest als ungarisch-sowjetisches Gemeinschaftsunternehmen Maszovlet gegründet und firmiert seit 1954 unter dem Namen Malév.
Im Jahr 1992 wurde das bis dahin staatliche Unternehmen als Aktiengesellschaft privatisiert, wobei Alitalia 30 Prozent der Anteile erwarb, der Großteil blieb jedoch im Besitz des Staates.
In einer zweiten Privatisierungsrunde im Jahr 2007 wurde die Aktienmehrheit von russischen Unternehmen übernommen.
Allein, die Airline flog weiterhin rote Zahlen ein.
Im Februar 2010 zog der ungarische Staat schließlich die Notbremse, stockte das Grundkapital der Airline um 25,2 Milliarden Forint (92,7 Millionen Euro) auf und sicherte sich so 95 Prozent der Anteile.
Anfang des heurigen Jahres entschied die EU-Kommission, dass Malév Staatshilfen in Millionenhöhe zurückzahlen müsse, woraufhin Ungarn jedwede finanzielle Unterstützung der Airline einstellte.
Zuletzt bestand die Flotte aus sechs Boeing 737-600, sieben Boeing 737-700, fünf Boeing 737-800 sowie vier Bombardier Q400. Außerdem hatte die Airline vier weitere Q400 und 15 (+15 Optionen) Suchoi Superjet 100 bestellt.
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Links:
Fotos von Malev auf Airliners.net
(red MH, RR, CP, CJ, Aig, CvD)