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Gewerkschaft kündigt Tyrolean KV einseitig auf

Letzte Aktualisierung: 24. März 2012 / 18:25 Uhr

Gewerkschaft bezeichnet Kündigung als "Vorsichtsmaßnahme" und schlägt "Konzernkollektivvertrag" vor

AUA hält an Plänen für Betriebsübergang fest

 

Die Gewerkschaft VIDA hat offenbar einseitig den Kollektivvertrag des fliegenden Personals der AUA-Tochter Tyrolean Airways (Austrian Arrows) aufgekündigt. Dies dürfte dem Vernehmen nach geschehen sein, um einen Betriebsübergang des AUA-Personals im Falle des Scheiterns der Tarifverhandlungen auf den wesentlich günstigeren Tyrolean KV zu verhindern. Dieser muss nun nämlich neu verhandelt werden.

Das Bordpersonal der AUA-Tochter Tyrolean, die unter dem Namen Austrian Arrows operiert, verdient durchschnittlich um 20 Prozent weniger als seine Kollegen beim Mutterkonzern - Foto: Austrian Wings Media Crew
Das Bordpersonal der AUA-Tochter Tyrolean, die unter dem Namen Austrian Arrows operiert, verdient durchschnittlich um 20 Prozent weniger als seine Kollegen beim Mutterkonzern - Foto: Austrian Wings Media Crew

"Der KV wurde ohne unser Einverständnis und ohne den Betriebsrat Bord vorher zu informieren, gekündigt", erklärte eine Sprecherin des Tyrolean Betriebsrats gegenüber Austrian Wings.

Gottfried Winkler von der Gewerkschaft VIDA habe damit "eindeutig seine Kompetenzen überschritten", so der Vorwurf der Tyrolean-Personalvertreter.

Die Vorgehensweise, "die Arbeitsgrundlage von fast 1.000 Mitarbeitern aus taktischen Gründen quasi als Faustpfand in die Verhandlungen zu nehmen, ist eine unglaubliche Vorgehensweise und des ÖGB unwürdig", so der Unmut des Betriebsrats.

Es sei "einmalig", dass "Sozialpartner gegen den Willen der Belegschaft, die sie angeblich vertreten, ihr die Arbeitsgrundlage entreißen".

Der Tyrolean Betriebsrat kündigte an, gegen die Kündigung des eigenen KV durch die Gewerkschaft vorzugehen.

AUA-CEO Jaan Albrecht habe dem Betriebsrat dabei "volle Unterstützung" zugesagt.

Thomas Blaska vom Tyrolean Betriebsrat Bord erklärte am Abend in der ZiB2: "Die Gewerkschaft VIDA, mit der wir erst vergangene Woche Gespräche hatten, hat uns zugesagt, uns in alle Entscheidungen mit einzubinden. Genau das ist hier aber nicht geschehen. Es bleibt auch abzuwarten, ob die Gewerkschaft den Kolleginnen und Kollegen der AUA mit diesem Schritt einen Gefallen getan hat."

In dem Kündigungsschreiben, das der Redaktion vorliegt, heißt es unter anderem:

"Die Gewerkschaft vida sieht sich (...) gezwungen, zur Wahrung der Gesamtinteressen der Beschäftigten der AUA den Kollektivvertrag für das Bordpersonal der Tyrolean zu kündigen."

Und weiter:

"Die Gewerkschaft vida betont, dass es sich dabei um eine reine Vorsichtsmaßnahme handelt und wir davon ausgehen, dass die weiteren Verhandlungen zu einem positiven Ergebnis führen. Wir sind auch bereit, unmittelbar nach Vorliegen gesicherter Verhandlungsergebnisse über die Neugestaltung des AUA Kollektivvertrages die Kündigung des Tyrolean Kollektivvertrages
zurückzunehmen. lm lnteresse aller Mitarbeiter der AUA Konzernfirmen und der langfristigen Sicherung des Standortes der AUA in Wien Schwechat schlagen wir vor, umgehend Verhandlungen über einen Konzernkollektivvertrag für die AUA und deren Tochterfirmen aufzunehmen."

Rudolf Kaske von der Gewerkschaft VIDA bekräftigte um 22 Uhr in der ZiB2, dass dieser Schritt notwendig gewesen sei, um "wieder auf Augenhöhe verhandeln zu können".

Er findet es zudem "merkwürdig", dass das AUA-Management einem Teil der Belegschaft, konkret dem Tyrolean-Betriebsrat, seine Unterstützung zukommen lassen wolle.

Man werde kommende Woche die Betriebsräte Bord von AUA und Tyrolean zu Gesprächen einladen. Die Belegschaften dürften sich jetzt "nicht auseinander dividieren" lassen, sondern müssen sich vielmehr "solidarisieren", so Kaske.

AUA hält an ursprünglichen Plänen fest

AUA-Konzernsprecher Peter Thier erklärte am Nachmittag, dass ihn der Schritt der Gewerkschaft zwar "verwundere", aber "er behindert die Pläne des Managements nicht".

Aus Sicht der AUA bleiben sowohl der Tyrolean als auch der AUA-KV, die ja nun beide gekündigt sind, bis zur Aushandlung eines neuen Arbeitsabkommens gültig.

Der frühest mögliche Termin für den geplanten Betriebsübergang des fliegenden AUA-Personals zur Tochter Tyrolean (Austrian Arrows) sei der 1. Juli.

Die Tür für Verhandlungen stehe weiterhin offen, allerdings erwarte sich das AUA-Management seitens der Personalvertreter "konstruktive Vorschläge, welche die AUA nachhaltig sanieren helfen und nicht auf Einmaleffekte zurückgreifen", erklärte Thier.

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(red)