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Trübe Aussichten für die Verkehrsluftfahrt

Die International Air Transport Association (IATA) hat die Gewinnaussichten für die Luftfahrtbranche in 2012 nach unten korrigiert. Ausschlaggebend hierfür sind hauptsächlich die gestiegenen Ölpreise. Für Fluggesellschaften weltweit erwartet die IATA im laufenden Jahr nun einen Gewinn von 3,0 Milliarden US-Dollar bei einer Marge von 0,5 Prozent. Das sind 500 Millionen US-Dollar weniger als in der Prognose im Dezember 2011. Die Korrektur geht auf den erwarteten Anstieg des durchschnittlichen Ölpreises auf 115 US-Dollar pro Barrel zurück. Ursprünglich war der Luftfahrtverband von einem Preis von 99 US-Dollar pro Barrel ausgegangen.

Die finanzielle Leistung der Airlines steht in engem Zusammenhang mit dem globalen Wirtschaftswachstum. Traditionell rutscht die internationale Luftfahrtbranche ins Minus, sobald das Wachstum unter die Marke von 2,0 Prozent fällt. “Bei einer Prognose von 2,0 Prozent für das globale Wachstum und einer schwachen Marge von 0,5 Prozent braucht es nicht viel, um die Luftfahrtbranche 2012 in die roten Zahlen zu drücken”, so IATA Chef Tony Tyler.

Rückwirkend für 2011 hat die IATA ihre Gewinnprognose auf 7,9 Milliarden US-Dollar angehoben. Ursprünglich hatte der Luftfahrtverband nur mit einem Plus von 6,9 Milliarden US-Dollar gerechnet. Der Anstieg war auf die unerwartet guten Ergebnisse chinesischer Fluggesellschaften zurückzuführen.

Schlüsselfaktoren der Prognose:

Ölpreis: Der Hauptfaktor für die reduzierte Gewinnprognose sind die gestiegenen Ölpreise. Im Dezember 2011 lag die Konsensprognose für 2012 bei 99 US-Dollar pro Barrel Rohöl der Sorte Brent. Der durchschnittliche Preis im bisherigen Geschäftsjahr nähert sich 120 US-Dollar. Die Konsensprognose für das Jahr 2012 wurde auf 115 US-Dollar korrigiert. Damit machen die Treibstoffkosten 34 Prozent der durchschnittlichen Betriebskosten aus.

Kapazitätsauslastung: Insgesamt werden die Kapazitäten (Passage und Cargo) im Jahr 2012 um 3,2 Prozent wachsen (gemäß veröffentlichter Flugpläne). Dieser Wert liegt unter den 3,6 Prozent Wachstum, die für die Nachfrage prognostiziert werden. Damit hat sich die Prognose aus dem Dezember 2011 ins Gegenteil verkehrt. Damals war noch ein höheres Wachstum der Kapazitäten (3,1 Prozent; Nachfragewachstum: 2,9 Prozent) vorhergesagt worden. Sowohl die Auslastung als auch die Flugzeugnutzung liegen wieder auf oder über dem Vorkrisen-Niveau. Im Januar 2012 betrug die Auslastung im Passagierverkehr 76,6 Prozent. Dies sind 2 Prozentpunkte mehr als vor der Krise.

Passagiernachfrage: Die IATA rechnet mit einem Anstieg der Passagiernachfrage um 4,2 Prozent. Das sind 0,2 Prozentpunkte mehr als in der Prognose im Dezember. Die Zahl der Passagiere in Premium-Klassen lag im Januar 2012 um 2,9 Prozent über dem Vorjahreswert. Die Zahl der Fluggäste in Economy Class stieg im gleichen Zeitraum um 6,1 Prozent. Diese Werte spiegeln ein verbessertes Geschäfts- und Konsumklima in den USA sowie im asiatisch-pazifischen Raum wider.

Frachtmärkte: Die Frachtmärkte haben sich im 4. Quartal 2011 auf niedrigem Niveau stabilisiert. Der Anstieg des Seefrachtgeschäfts und das schleppende Cargogeschäft in der Luftfahrt gehen auf den Absatz von Massengütern in Asien zurück, während das Konsumklima im Westen schwach bleibt.

Erträge: Dank eines strengen Kapazitätsmanagements und einer Stabilisierung der Frachtmärkte erwartet die Branche 2012 trotz höherer Treibstoffkosten einen Anstieg der Erträge von 2,0 Prozent im Passagier- und Frachtgeschäft. In der letzten Prognose im Dezember 2011 hatte die IATA noch gleichbleibende Erträge vorhergesagt.

Die Zahlen der einzelnen Regionen:

In Europa stehen Fluggesellschaften vor der schwierigsten Situation aller Regionen. Die Vorhersage bleibt gegenüber dem Dezember 2011 unverändert bei einem Netto-Verlust von 600 Millionen US-Dollar und einer EBIT-Marge von 0,3 Prozent. Zwar scheint eine Verschlechterung der Krise im Euroraum abgewendet, dennoch bleiben viele Volkswirtschaften in Europa in einer tiefen Rezession, was zu weiterhin schwachem Cargo- und Passagiergeschäft führt. Gleichzeitig werden Flugreisen durch Steuern und die Kosten des EU-Emissionshandels belastet.

In Nordamerika rechnen Fluggesellschaften mit einem Gewinn von 900 Millionen US-Dollar (Prognose im Dezember 2011: 1,7 Milliarden US-Dollar). Mit einer EBIT-Marge von 2,0 Prozent bleiben Airlines in dieser Region gleichauf mit Fluggesellschaften aus dem asiatisch-pazifischen Raum.

Airlines im asiatisch-pazifischen Raum zeigen weiterhin gute wirtschaftliche Leistungen. Mit 2,3 Milliarden US-Dollar prognostiziert die IATA hier den höchsten Gewinn aller Regionen (Prognose im Dezember: 2,1 Milliarden US-Dollar). Im Nahen und Mittleren Osten erwarten Fluggesellschaften Gewinne von 500 Millionen US-Dollar (Prognose im Dezember 2011: 300 Millionen US-Dollar). Für Airlines in Lateinamerika werden Gewinne von 100 Millionen US-Dollar vorhergesagt. Dies entspricht der Prognose von Dezember 2011. Ebenfalls unverändert zur letzten Prognose erwarten Fluggesellschaften in Afrika einen Verlust von 100 Millionen US-Dollar.

Um turbulente Zeiten zu überleben haben Fluggesellschaften bereits ihre Arbeitsproduktivität um 67 Prozent und ihre Treibstoff-Effizienz um 23 Prozent verbessert. Ausgaben für Verkauf und Vertrieb wurden im vergangenen Jahrzehnt bis 2010 um 21 Prozent gesenkt. Dennoch liegt die beste durchschnittliche Gewinnmarge im vergangenen Jahrzehnt bei nur 2,9 Prozent (2007 und 2010). Dieser Wert deckt nicht einmal die Kosten des eingesetzten Kapitals.

(red / IATA)